Hospiz-Begleitung:"Meist reicht es aus, einfach nur da zu sein"

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Die Dachauer Hospizbegleiterin Lucia Schmid steht Menschen auf ihrem letzten Weg bei. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Lucia Schmid vom Elisabeth-Hospizverein Dachau spricht darüber, wie man Menschen helfen kann, die sterben müssen.

Interview von Johannes Rockstuhl, Dachau

Erste Hilfe ist eine selbstverständliche Aufgabe für alle Bürgerinnen und Bürger. In Unfallsituationen Erste Hilfe zu leisten, ist eine Basis des Zusammenlebens und Ausdruck von Solidarität. Über so etwas wie "Letzte Hilfe" wird jedoch kaum gesprochen. Es geht dabei darum, Menschen in der letzten Lebensphase zu begleiten und zu unterstützen. Wie genau man das kann, vermittelt Lucia Schmid, die Koordinatorin des Elisabeth-Hospizverein Dachau in ihren Kursen und zeigt, was wichtig und zu beachten ist, wenn jemand stirbt. Mit der SZ Dachau hat Schmid über Entlastung und die Angst vorm Sterben gesprochen.

SZ: Was bedeutet es, Letzte Hilfe zu leisten?

Lucia Schmid: Am Lebensende noch viel Gutes tun zu können. Die Erste Hilfe ist für viele Menschen selbstverständlich, doch vor der Letzten Hilfe wird sich oft weggedreht. Viele denken nur, man könne eh nichts machen, oder haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei gibt es viel, wie man einem betroffenen Menschen helfen kann.

Wie denn zum Beispiel?

Das Wichtigste ist wohl die Entlastung. Entlastung der Pflegekräfte, wenn sie sowieso an ihre Grenzen stoßen und nicht die Zeit haben, sich um jeden Menschen ausreichend zu kümmern. Uns als Hospizbegleiter geht es sehr oft auch um die Entlastung der Angehörigen und ihnen in ihrer Trauer beizustehen. Und natürlich die Entlastung der Betroffenen. Meist reicht es aus, einfach nur da zu sein, Ängste ernst zu nehmen und ein offenes Ohr zu haben. Vor allem für die Menschen, die sonst niemanden mehr haben. Hospizbegleiter sitzen daneben, führen Gespräche und lassen Trauer zu. Wir schenken Zeit, sind da und halten aus.

Warum lässt sich die Aufgabe der Hospizbegleitung so schwer vermitteln?

Niemand will sich gern mit dem Sterben auseinandersetzen. Geburten sind immer erfreulich, aber den Tod will man meist nicht wahrhaben. Es trifft irgendwann nun mal jeden, aber damit will sich niemand befassen. Das ist ja auch verständlich, aber sich nicht mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen ist auch keine Lösung.

Wie kann man Menschen die Angst nehmen, sich mit dem Tod und schweren Erkrankungen auseinander zu setzen?

Mit Information. Wissen nimmt viel von der Unsicherheit und der Angst. Das vermitteln wir auch in unseren Kursen zur Letzten Hilfe. Es gibt viele Möglichkeiten, Betroffenen, die sich am Lebensende befinden, beizustehen. Auch wenn es nur die einfachsten Dinge sind. Hier gibt es einen guten und passenden Spruch: "Man soll dem Leben nicht mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben."

Der nächste Letzte-Hilfe-Kurs findet am Donnerstag, 16. September, um 18 Uhr im Elisabeth Hospiz statt. Interessierte können sich unter der Nummer 08131/298-1006 oder unter 0151/16743713 anmelden. Die Kursgebühr beträgt fünf Euro.

© SZ vom 07.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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