Verödung der Innenstädte:Dachaus Einzelhandel trotzt der Pandemie

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Blumen am Gartenfachgeschäft in der Augsburger Straße warten auf ihren Platz im Garten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Große Kreisstadt hat sich als resilienter Handelsstandort erwiesen, erklärt Marktforscher Gino Meier im Bauausschuss des Stadtrats. Gleichzeitig sieht er das Gewerbegebiet Ost als Fehlentwicklung und empfiehlt, die Attraktivität der Altstadt weiter zu stärken.

Von Anna Schwarz, Dachau

Seit Jahren drohen Innenstädte zu veröden. Denn auf der grünen Wiese entstehen Gewerbegebiete, die bequem mit dem Auto erreichbar sind und viele Einkaufsmöglichkeiten bieten. Außerdem konkurrieren die Geschäfte in Innenstädten mit dem Online-Handel, der in Corona-Zeiten boomt. "Doch vielerorts ist das Innenstadtsterben während der Pandemie nicht eingetreten - auch hier nicht in Dachau", berichtete Diplom-Geograph Gino Meier von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung München im Dachauer Bauausschuss. Dort stellte er vor, wie das Einzelhandelskonzept für die Stadt Dachau fortgeschrieben werden kann und wie sich die Geschäftslage hier allgemein entwickelt.

Bereits seit 2008 existiert das Einzelhandelskonzept: "Es stellt dar, an welchen Standorten grundsätzlich Einzelhandel zulässig sein soll. Beziehungsweise wo welche planungsrechtlichen Beschränkungen angestrebt werden sollen", teilt die Stadt mit. Konkret heißt das: In dem Konzept stehen Empfehlungen, welche Arten von Einzelhandel an welchen Standorten in Dachau sinnvoll angesiedelt werden können. Ziel sei es, Fehlentwicklungen zu verhindern, so Meier und empfiehlt den Stadträten: "Die Dachauer Altstadt kann man touristisch in Wert setzen, auch die Münchner Straße sollte man als Einkaufsstandort erhalten und den Einzelhandel nicht nach Dachau-Ost abwandern lassen."

"Man sollte den Einzelhandel nicht nach Dachau-Ost abwandern lassen"

Das Gewerbegebiet am Schwarzen Graben sieht er sogar als Fehlentwicklung. Denn dort wurde zu viel Handel angesiedelt und wenig Platz für Industriebetriebe geschaffen: "Vor allem unter Nachhaltigkeitsaspekten würde man das heute nicht mehr so machen", sagt er: "Heute versucht man, den Einkaufsverkehr mit dem Auto zu minimieren." Verbraucher sollen Geschäfte des täglichen Bedarfs - also Lebensmittelmärkte und Drogerien - fußläufig oder zumindest mit dem Fahrrad erreichen können.

Daher sei es sinnvoll, diese Geschäfte künftig auch in Dachauer Wohngebieten anzusiedeln: In der Altstadt habe das im vergangenen Sommer endlich geklappt und zwar mit dem Bonus-Markt im ehemaligen Hörhammer-Gebäude. Eine weitere Versorgungslücke wurde an der Ecke Frieden- und Sudetenlandstraße geschlossen, auch dort gibt es wieder ein Lebensmittelgeschäft. Dahingegen hat die Drogerie Rossmann in der Berliner Straße geschlossen.

Umsatz und Verkaufsflächen sind in Corona-Zeiten sogar leicht gestiegen

Wie sich der Einzelhandel in Dachau insgesamt entwickelt, analysierten Gino Meier und seine Kollegen mehrmals: Einmal vor der Pandemie im Februar 2020 sowie während der Pandemie im Herbst 2020 und im vergangenen November. Fazit: "Die Anzahl der Geschäfte ist leicht zurückgegangen, dafür sind Umsatz und Verkaufsfläche in Corona-Zeiten sogar leicht gestiegen" - Dachau habe sich damit als "resilienter Handelsstandort" erwiesen.

Damit das so bleibt, empfiehlt er den Stadträten, die Attraktivität der Altstadt zu stärken: "Dort ist es quirlig, sehr lebendig und dort spielt die Musik" - in Nicht-Corona-Zeiten versteht sich - und er betont: "Auch in der Entwicklung des MD-Geländes steckt großes Potenzial", da es sehr nah an der Altstadt liege.

Stadtrat Peter Strauch (CSU) wollte daraufhin wissen, ob das Einzelhandelskonzept nicht ein "Eingriff in die Marktwirtschaft" sei, da vorgegeben werde, wo sich die Geschäfte ansiedeln könnten. Dies verneinte Gino Meier: "Man gibt damit nur einen Rahmen vor, wie man den Einzelhandel vorantreiben kann." Anke Drexler (SPD) wiederum lobte, dass die örtlichen Geschäfte die Lebensqualität in Dachau steigerten, ihr seien die Stärkung der Einkaufsstandorte Altstadt und Münchner Straße ebenfalls wichtig. Richard Seidl (Grüne) kritisierte: "Was die tägliche Nahversorgung betrifft, gibt es schon noch Defizite in Dachau Süd." Meier stimmte zu: Viele Bewohner aus Dachau-Süd erledigten ihre Einkäufe am Wettersteinring - meistens mit dem Auto. Letztlich einigten sich die Stadträte einstimmig darauf, das Einzelhandelskonzept weiterhin zu berücksichtigen, wenn Bebauungspläne aufgestellt werden.

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