Dachau:Ein Kindheitstraum soll wahr werden

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Maximilian Braun und der Ausbildungsleiter bei der Bereitschaftspolizei in Dachau, Walter Strauß. (Foto: Toni Heigl)

Maximilian Braun aus Ampermoching hat den Sprung in die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Dachau im zweiten Anlauf geschafft. Und mit ihm 130 weitere junge Menschen, darunter 35 Frauen.

Von Johannes Korsche, Dachau

Der 18-jährige Maximilian Braun schüttelt höflich die Hände von drei Polizeibeamten, die ihn bereits erwarten. Er lächelt schüchtern, als er auf einer Bayernkarte einen weißen Reißzwecken auf den Namen "Ampermoching" pinnt. Aus diesem Ort im Landkreis Dachau stammt er. Braun ist einer von 130 Polizeianwärtern, die am Dienstag ihre Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei beginnen, auch 35 Frauen sind dabei. In den nächsten 30 Monate wird ein dreistöckiges, L-förmiges Gebäude auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei sein Zuhause sein. Währenddessen tauscht Braun das Kinderzimmer im Haus seiner Eltern, gerade mal vier Kilometer entfernt, gegen ein funktional eingerichtetes Zweibettzimmer.

Braun ist einer von knapp 500 angehenden Polizisten, die bayernweit ihre Ausbildung im März beginnen. "Nur ungefähr jeder fünfte Bewerber wurde letztlich genommen", sagt Reiner Dunkel, Einstellungsberater für den Landkreis Dachau bei der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck. Bevor Braun eine Zusage erhalten hatte, absolvierte er einen zweitägigen Einstellungstest in München. Nur wer dabei einen besseren Notenschnitt als 2,7 erreichte, erhielt eine Zusage. Für den 18-Jährigen ging mit der Zusage ein Kindheitstraum in Erfüllung: "Ich wollte schon immer Polizist werden." Dafür habe er sogar die Fachoberschule abgebrochen, "sofort nachdem die Info von der Polizei kam". Es war nicht sein erster Versuch, an einen der begehrten Ausbildungsplätze zu kommen. Direkt nach der Mittleren Reife hatte er es schon einmal probiert. Doch damals hat es "leider beim Einstellungstest nicht gereicht", erinnert sich Braun. Um bei der Polizei anfangen zu können, brauchen Bewerber mindestens einen Qualifizierenden Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsschulausbildung.

In diesem Jahr liegt der Anteil der Abiturienten bei etwa 60 Prozent

Aber der Anteil von Abiturienten steigt: "In diesem Jahr haben in etwa 60 Prozent Abitur, das ist herausragend viel", sagt Sabine Stöhr, sie arbeitet seit zehn Jahren bei der Ausbildungsabteilung. Stöhr weiß, was Braun in den nächsten zweieinhalb Jahren erwartet. Ein Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf unterschiedlichsten Rechtsfächern, "damit die angehenden Polizisten wissen, was sie im Einsatz machen dürfen". Erst nach dem Rechtsunterricht, folgt der praktische Teil der Ausbildung: "Da stellen wir normale Einsätze auf der Straße nach, zum Beispiel eine Körperverletzung." In Rollenspielen lernen die Schüler beispielsweise, dass es im Streifeneinsatz immer einen "Einschreiter" und einen "Sicherer" gibt.

Sie lernen, dass der "Einschreiter" nicht nur auf der Straße die aktive Rolle übernimmt, er muss schließlich auch den Bericht über den Einsatz schreiben. Der "Sicherer" dagegen hält sich im Hintergrund, greift nur ein, wenn die Situation aus dem Ruder läuft. Auch die Eskalation proben die Schüler, dafür holen die Ausbilder sogar "Fremdstörer aus anderen Einheiten", sagt Stöhr. Das Rollenspiel endet erst, wenn der Fall komplett abgeschlossen ist. Deswegen gebe es in dem Ausbildungsseminar auch eine nachgebaute Polizeiinspektion: "Wir wollen das spätere Berufsleben so realitätsnah wie möglich simulieren", sagt Stöhr.

Das Zimmer versprüht den Charme einer Jugendherberge

Braun sitzt nach seiner Anmeldung in dem spartanisch eingerichteten Zimmer, das er in den kommenden 30 Monaten bewohnen wird. Zwei Betten, zwei Schreibtische samt Stühlen, zwei Schränke, ein Fenster und ein Waschbecken. Sanitäranlagen teilt er sich mit den anderen Bewohnern auf der Etage. Das Zimmer versprüht den Charme einer sauberen, aber in die Jahre gekommenen Jugendherberge. "Es könnte schöner sein", sagt er. Der erste Blick suchte ohnehin eine Steckdose, um das Handy aufzuladen. Und die hat er gleich gefunden. Braun hat noch ein schöneres Zimmer zugeteilt bekommen, frisch renoviert. Die Einrichtung ist in hellem Holz und Weiß gehalten - nicht im eher dunklen Polizeigrün wie in anderen Zimmern. Braun hat ein eigenes Auto, er will trotzdem die meiste Zeit hier schlafen und nicht nach Hause fahren: "Nicht dass ich was verpasse."

Seinen Mitbewohner kennt er bisher nur vom Namensschild vor der Tür, "aber der wird schon nett sein", hofft Braun. "Oft entsteht eine lebenslange Freundschaft zwischen den Zimmerpartnern", sagt Walter Strauß, Leiter des Ausbildungsseminars. Er hat viel Erfahrung mit angehenden Polizisten, vor 25 Jahren bildete er schon Sabine Stöhr aus. Dabei fasziniert ihn vor allem eines: "Zu sehen, wie die Jungen erwachsen werden." Auch der schüchterne Maximilian Braun wird in den nächsten zweieinhalb Jahren in seine Uniform hineinwachsen. Er will in ein paar Jahren zum Verfassungsschutz. "Aber da schaue ich erst mal wie die Ausbildung läuft."

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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