Dachau:Ein Haus für Asylbewerber

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Der Integrationsreferent von Dachau, SPD-Stadtrat Horst Ullmann, erwartet einen baldigen Durchbruch für eine menschenwürdige Unterbringung der 146 Flüchtlinge in einem von der Stadt gebauten Wohnhaus. Noch laufen die Grundstücksverhandlungen.

Gregor Schiegl

Jetzt im Sommer ist die Hitze schier unerträglich. Die Zimmer in den Baracken sind muffig, die Wände hellhörig, die Küche müssen sich die Flüchtlinge teilen, die Toiletten auch. Horst Ullmann, Integrationsreferent der Stadt Dachau, sagt: "Der Zustand in der Asylbewerberunterkunft ist nicht tragbar." Doch nun will die Stadt das heruntergekommene Provisorium an der Kufsteiner Straße durch einen Wohnbau ersetzen. Familien mit Kindern könnten nach den Plänen dann eigene, abschließbare Wohnungen beziehen, sagt Horst Ullmann, jeder Flüchtling soll zudem eine eigene Nasszelle bekommen. "Das wäre ein Leuchtturmprojekt", meint der SPD-Stadtrat. "Es könnte Vorbildcharakter für ganz Bayern haben."

Das Prozedere könnte so ablaufen: Die Stadt errichtet das Gebäude zunächst auf eigene Kosten; die Regierung, die für die Unterbringung der Asylsuchenden zuständig ist, würde der Stadt für die Nutzung des Gebäudes eine Miete entrichten. So würde sich die Investition der Stadt nach und nach amortisieren.

Sowohl Stadt als auch Regierung geben sich bislang noch bedeckt. "Die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen", heißt es von der Regierung; und vom Bauamt: "Das Ganze ist noch nicht spruchreif". Tatsächlich befindet sich das Grundstück noch in Privathand. Ullmann zufolge steht die Regierung bereits in intensiven Verhandlungen mit dem Eigentümer.

Monika Haimerl vom Arbeitskreis Asyl hofft, dass diese Lösung wie geplant umgesetzt werden kann. "Das wäre ein ganz großer Fortschritt", sagt sie. Für Frauen und Kinder sei es sehr unangenehm, wenn sie die dunklen Gänge der Baracken passieren müssten, um nachts aufs Klo zu kommen. "Die Leute sind total schutzlos und fühlen sich bedroht." Es sei sehr wichtig, den Menschen eine Privatsphäre zu geben. Auch aus hygienischen Gründen sei es gut, wenn die derzeit 146 dort untergebrachten Flüchtlinge sich nicht ein paar wenige Sanitäranlagen teilen müssen.

Ende 2012 läuft die Baugenehmigung für die alten Baracken aus. Eine neue Unterkunft wäre im günstigen Fall aber erst 2014 bezugsfertig. Der Landkreis ist daher auf der Suche nach einer Übergangslösung. Als mögliche Option gilt das leer stehende BRK-Altenheim in Deutenhofen. Eine entsprechende Anfrage wurde im Gemeinderat Hebertshausen äußerst kritisch diskutiert. Bürgermeister Michael Kreitmeir erklärte, man werde eine solche Nutzung auf keinen Fall genehmigen.

SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki, die auch an der Spitze der Kreistagsfraktion steht, relativierte diese Aussage: Der Gemeinderat habe noch keinerlei Beschluss gefasst. "Hebertshausen verweigert sich nicht." Freilich sei kritisch zu prüfen, ob Deutenhofen als Standort wirklich geeignet sei: "Eine menschenwürdige Unterbringung muss auch modernen Standards genügen", sagte sie.

Zugleich sprach sie sich dafür aus, zu prüfen, ob nicht eine dezentrale Unterbringung an drei oder vier Standorten im Landkreis möglich ist. "Das ist ein landkreisweites Thema", sagt Klaffki. Unter Umständen werde ihre Fraktion entsprechende Überlegungen nach der Sommerpause in den Kreistag einbringen. Der Flüchtlingsrat Bayern favorisiert seit jeher dezentrale Unterbringungen, und auch der Arbeitskreis Asyl fände dieses Modell das beste.

Die Unterbringung in einem Sammellager geht immer mit einer Stigmatisierung einher", sagt Monika Haimerl. Zudem erschwere sie die Integration der Flüchtlinge. In gemischten Gebieten würden sich die Menschen viel schneller kennenlernen. "Die Dachauer würde dann auch ein ganz anderes Bild von den Flüchtlingen bekommen." Nämlich ein sehr herzliches und gastliches, wie es der Dachauer Integrationsreferent Horst Ullmann immer wieder erlebt. "Das muss sich in der Bevölkerung noch etwas mehr festsetzen."

Auf dem privaten Wohnungsmarkt haben die Flüchtlinge, die aus der Unterkunft ausziehen dürften - und von Gesetzes wegen dann auch müssten - in Dachau kaum Chancen. Einerseits, weil bezahlbarer Wohnraum fehlt, andererseits, weil es offenbar immer noch weit verbreitete Vorbehalte gibt, seine Wohnung an einen Flüchtling zu vermieten.

© SZ vom 02.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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