Dachau:Die schöne Kunst der Vogelbeobachtung

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Projektleiterin Kathrin Lichtenauer (l.), Mitarbeiterin Barbara Schmidt (2.v.r.) und die Bewohnerinnen Hildegard Url und Christa Gagesch (r.). (Foto: Privat)

Das Kursana Domizil hat eine Futterstation aufgestellt - der Anblick der Vögel steigert das Wohlbefinden der Seniorinnen und Senioren

Es gibt viele Möglichkeiten, im Alter körperlich und geistig fit zu bleiben - darunter auch die Beobachtung von Vögeln. Deshalb heißt es nun im Kursana Domizil in Dachau: "Alle Vögel sind schon da", wie die Projektleiterin Kathrin Lichtenauer mitteilt. Mit der neuen Vogelfutterstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) in Bayern würden die Bewohner der Einrichtung zur Beobachtung heimischer Vögel angeregt, und diese hat einen sehr positiven Einfluss auf die mentale und körperliche Verfassung. Dieses Präventionsprojekt des LBV für Seniorinnen und Senioren in vollstationären Pflegeeinrichtungen hat es in sich. "Durch Vogelbeobachtung kann man das Wohlbefinden, die kognitiven Ressourcen und die Mobilität fördern", erklärt Kathrin Lichtenauer. "Und die Lebensqualität steigern."

Das begann schon mit der Suche nach dem passenden "Vogelfenster", als im Kursana Domizil der richtige Platz für die neue Vogelfutterstation gesucht wurde. Möglichst viele Bewohner sollten die Vögel auch von drinnen im Haus - am Vogelfenster - beobachten können. Gleichzeitig musste der Standort auch für die Vögel attraktiv sein, damit sie sich anlocken lassen. Die Wahl fiel schließlich auf die Terrasse vor dem Speisesaal. Bewohnerin Christa Gagesch, 77, und Mitarbeiterin Barbara Schmidt von der Sozialen Betreuung bauten dann gemeinsam mit Kathrin Lichtenauer die Futterstation auf und füllten sie. An einem zwei Meter hohen Metallstab hängen nun an zwei Haken eine Futtersäule mit acht Futterplätzen, ein Vogelhaus mit Fett-Futterblöcken und ein Wasserschälchen.

In der ersten dreijährigen Pilotphase erhielten seit 2017 bayernweit 76 Senioreneinrichtungen Vogelfutterstationen. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt wurde von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, deren Studie die Wirksamkeit belegt. Daher wurde das Projekt noch einmal bis Dezember 2021 für weitere 60 Einrichtungen verlängert. Die Finanzierung übernehmen die Pflegekassen und die Stiftung Bayerisches Naturerbe. Thomas Liebhart, Direktor des Kursana Domizils, war sofort begeistert, als er von den Vogelbeobachtungstationen erfuhr und bewarb sich kurzerhand im Namen der Einrichtung beim LBV für die Teilnahme. "Ich erhoffe mir ganz neue Möglichkeiten der Beschäftigung für die Bewohner und bin mir sicher, dass es gut angenommen wird." Der Erfolg hängt ganz wesentlich davon ab, dass die Mitarbeiter das Projekt in den Alltag mit den Bewohnern einbinden. Um ihnen dies zu erleichtern, hat Lichtenauer vielfältige, selbst entwickelte Materialien rund um das Thema Vögel mitgebracht: von singenden Plüschvögeln, einer CD mit Vogelstimmen, einem Buch zur Bestimmung der Vogelarten, einem Praxisordner mit Tipps zum Singen, Basteln, Vorlesen und mehr bis zu Spielen wie Vogel-Memo und Dalli-Klick. Neben der geistigen Anregung und Erinnerungsarbeit kann die Vogelbeobachtung auch körperlich aktiv halten, indem die Bewohner regelmäßig das Vogelfenster aufsuchen, um die Vögel zu besuchen oder die Futterstation selbst auffüllen und pflegen.

Auch im Kursana Domizil entstanden bereits beim Aufstellen der Futterstation mit den Bewohnern und Mitarbeitern angeregte Gespräche. Erinnerungen wurden wach, Futterarten diskutiert und über künftige Vogelbesucher nachgedacht. Das Kursana Domizil gehört zu den 116 Häusern, die der größte private Anbieter von Seniorenpflege und -betreuung in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Estland und Italien betreibt. Kursana wurde 1985 gegründet.

© SZ vom 02.01.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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