Dachau:Die Bahn - ein großes Ärgernis

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Zwei Themen beschäftigen die Etzenhausener besonders: Der Austausch der Schallschutzwände am ICE-Gleis und der Straßenausbau.

Von Petra Schafflik, Dachau

Große Sorgen plagen die Etzenhausener nicht, doch die Entwicklung ihres Stadtteils beobachten die Bürger dennoch genau. Das spiegelte sich am Montag bei der Bürgerversammlung im Schützenheim, das wieder einmal bis auf den letzten Platz besetzt war. Dort durfte sich Rathauschef Florian Hartmann (SPD), der selbst in dem Viertel lebt, auch über positive Rückmeldungen seiner Nachbarn freuen. Die lobten den gelungenen Spielplatz am Stadtbahnhof und von der Stadtverwaltung auf Bürgerwunsch hie und da rasch installierte Schilder, Poller und Ruhebänke. Doch die Etzenhausener hatten auch Fragen und Anregungen, unter anderem zum geplanten Straßenbau-Programm der Stadt, dass die Anlieger maßgeblich werden mitzahlen müssen und zum anstehenden Austausch der Schallschutzwände am Bahngleis. Wie überhaupt vieles mit der Bahn zusammenhängt in dem Stadtteil, den die Gleise der beiden S-Bahn-Linien sowie der beschrankte Bahnübergang an der Freisinger Straße prägen. Deshalb kam der OB einer Bürgerfrage schon einmal zuvor und informierte, dass der seit langem geschlossene Fußweg-Bahnübergang am Waldfriedhof auch 2017 gesperrt bleibt.

Dieser Überweg über die Bahngleise zum nördlichen Friedhofs-Eingang ist bei den Bürgern beliebt, wurde aber seit der Elektrifizierung der Strecke nach Altomünster nicht wieder eröffnet. Wann dieser Weg wieder nutzbar wird, ist offen. "Da ist es erfolgsversprechender, zu einer Wahrsagerin zu gehen, als zum hundertsten Mal die Bahn zu fragen", sagte der OB. Weil die Bahn hier offenbar auf Zeit spiele, "plant die Stadt jetzt selbst", erklärte Hartmann. Die Bahn sorgt im Stadtteil auch für neuen Ärger: Am ICE-Gleis müssen die Schallschutzwände erneuert werden, weil die erst 2005 installierten Elemente dem Luftdruck der Züge nicht standhalten. "Alle Büsche wurden dort in einer Nacht- und Nebelaktion entfernt, wie geht es weiter?", fragte Rosemarie Seidl. "Welche Wände werden saniert, wann geht es los?" fragte ein Zuhörer aus dem Publikum. Karl Heinz Matschiner forderte, dass die grauen Betonwände nach dem Austausch begrünt werden. Eine dichte Bepflanzung hatte die Bahn vor dem ICE-Streckenausbau den Bürgern versprochen, umgesetzt wurde es nie. Auch soll die Stadt sich vertraglich absichern, dass die Bahn für Straßenschäden aufkommt, die bei den Sanierungsarbeiten entstehen. Eine umfassende Antwort musste der OB schuldig bleiben. Dass die Schallschutzmauern erneuert werden, habe er der Presse entnommen. Vielmehr sei nicht zu erfahren. "Die Bahn, das ist der Wahnsinn."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Max Göttler: "Es ist toll, dass die Linie A ausgebaut worden ist. Doch im Berufsverkehr fährt der Zug nur im Stunden-Takt, das ist viel zu wenig. Der Zug um 5.23 Uhr ist immer rappelvoll, der Bedarf ist also da."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Rosemarie Seidl: "Bekommen wir im neuen Hallenbad auch irgendwann einen Warmbadetag? Dann müssten wir Dachauer nicht mehr nach Karlsfeld fahren, wo das seit Jahren erfolgreich angeboten wird."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Michael Eser: "Wenn die Stadt jetzt Dutzende Straßen ausbaut, wie intensiv werden die Anlieger in die Planungen einbezogen? Wie weit reicht die Mitsprache? Die Art des Ausbaus hat ja Auswirkungen auf die Kosten."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Karl Heinz Matschiner: "Beim Ausbau der ICE-Bahntrasse ist die versprochene Begrünung der Schallschutzwände nie angelegt worden. Wenn jetzt die Mauern saniert werden, sollte das nachgeholt werden." Fotos: Toni Heigl

Auch das Zugangebot der Bahn ärgert die Bürger. Nach der Elektrifizierung gibt es zwar mehr Verbindungen auf der Linie A, doch gerade im morgendlichen Berufsverkehr fährt wie früher nur alle Stunde ein Zug, monierte Max Göttler. "Viele fahren mit dem Auto zum S-Bahnhof Karlsfeld." Wer aber den Zug am Stadtbahnhof nimmt, steht oft ohne Information da, beklagt FW-Stadtrat Markus Erhorn, der sich eine digitale Zuganzeige wünscht. Wenn die S 2 Altomünster fährt, führt das wiederum oft zu Staus am Bahnübergang Freisinger Straße. Dort sollte der Straßenverkehr Vorrang haben vor dem Zug, mit kürzeren Schranken-Schließzeiten wäre viel gewonnen, schlägt Wolfgang Blank vor. Tatsächlich, so der OB, ist die Bahnschranke wegen Sicherheitsvorgaben pro Stunde für 15 Minuten zu. Abhilfe schaffe nur die Unterführung, die mit der Entwicklung des angrenzenden MD-Geländes kommen soll. Hartmann stellte aber klar: "Das dauert noch zehn Jahre, bis wir da Baurecht haben."

Auch das Straßenbau-Programm der Stadt beschäftigt die Bürger

Ein zweites Thema, das die Bürger beschäftigt, ist das angekündigte Straßenbau-Programm der Stadt. Wegen gesetzlicher Vorgaben sollen bekanntlich bis 2021 Dutzende Straßen "endgültig erstmalig hergestellt" werden. Die Kosten des Ausbaus müssen zum großen Teil die Anlieger übernehmen. "Wie werden Bürger in die Planungen einbezogen, wie weit können die Anlieger mitbestimmen?" fragte Michael Eser. Denn die Art des Straßenbaus bestimme auch die Höhe der Kosten. Und Maria Hamberger fragte, wie das in der Buchengasse laufen wird. Die Stadt stelle gerade ein Konzept auf, erklärte Hartmann. "Wir müssen mit den Straßen anfangen, die das meiste Geld bringen, das ist verrückt." Was den Kostenanteil der Anlieger betrifft, würden Vorauszahlungen angerechnet, die Bürger oft vor Jahrzehnten geleistet haben, erklärte der OB. Das könnte schwierig werden, meinte Georg Ruhland, der als Anlieger der 2015 sanierten Dr.-Muhler-Straße im Streit mit der Stadt liegt. In seinem Fall seien Belege im Rathaus angeblich verbrannt, so Ruhland. Der OB will das prüfen. Allgemein müssten bei der Planung von Straßen aber gewisse technische Standards eingehalten werden, so Hartmann. "Wir werden aber versuchen, eine Planung im Einklang mit den Bürgern hinzukriegen." Der OB ist sich aber im Klaren, dass es Ärger geben wird. "Wir brauchen uns nichts vormachen, das wird eine Riesenstreiterei geben, wenn Anwohner einen Haufen Geld zahlen müssen."

Neben diesen weitreichenden Themen beschäftigen die Bürger auch kleinere Anliegen: Einen Warmbadetag fürs neue Hallenbad wünscht sich Rosemarie Seidl. Nach dem Zeitplan für den geplanten Einbau einer Fußgängerinsel im Weblinger Weg fragte Johannes Schmidberger. Und Erwin Hartmann wies den "Herrn Oberbürgermeister" auf eine Gefahrenstelle in der Ludwigstraße hin. Natürlich werde das geprüft. Aber "ihre Fragen hätten Sie mir auch so weiterleiten können", erwiderte Rathauschef Florian Hartmann augenzwinkernd seinem Vater.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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