Dachau:Das Museumsforum - ein Millionenprojekt

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Die alten Fabrikgebäude auf dem ehemaligen MD-Gelande werden auf Altlasten untersucht - der Landkreis will ein Gutachten in Auftrag geben

Von Thomas Hürner, Dachau

Marianne Klaffki, die stellvertretende Landrätin (SPD), hatte dem Kultur- und Kreisausschuss erst einmal eine freudige Mitteilung zu verkünden. In Wien sei sie kürzlich gewesen, der Kulturhauptstadt Europas. Für die lange Nacht der Museen war sie in die österreichische Hauptstadt gereist, eine "wunderschöne Veranstaltung" sei das gewesen. Klaffki nutzte aber auch die Gelegenheit, um sich dort mit fachkundigen Kulturexperten zu unterhalten - unter anderem über das Museumsforum, das auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik entstehen soll. "Sehr positiv" sei das Konzept aufgenommen worden, berichtete Klaffki, "das stimmt wahrscheinlich nicht nur mich positiv."

Das Konzept sieht eine Verbindung von Museen zur Volkskunde, Bildenden Kunst sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vor, im besten Fall entwickelt sich aus dem Projekt ein neuer Lebensmittelpunkt für die Bürger. Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das auch einen entsprechenden Preis hat. "Kein Zweifel", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann, "es handelt sich um ein Millionenprojekt." Es ist aber auch ein Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt. Erst einmal müssen Rahmenbedingungen abgesteckt und Möglichkeiten ausgelotet werden. Ein sogenanntes "Anfangswertgutachten" hat ergeben, dass die Kosten für den Erwerb des Grundstücks zwischen 400 000 und 600 000 Euro liegen dürften. Für die denkmalgeschützten Gebäude wurde den potenziellen Käufern - der Bezirk Oberbayern, der Landkreis und die Stadt Dachau beteiligen sich zu gleichen Teilen an dem Projekt - ein Kaufpreis von einem Euro zugesagt.

Es sind aber genau jene Gebäude, die den Beteiligten und Planern noch Sorge bereiten. Ihre Substanz muss untersucht werden, genauso wie Altlasten aus der Produktion in den ehemaligen Fabrikhäusern und auf dem Gelände. Für eine genaue Einschätzung von Risiken und Gefahren wird nun ein weiteres Gutachten angefertigt, wie der Kultur- und Kreisausschuss bei nur zwei Gegenstimmen beschlossen hat.

Vor allem Stefan Kolbe (CSU), der Bürgermeister der Gemeinde Karlsfeld, war mit einem Aspekt des Gutachtens so gar nicht einverstanden: den Kosten. 300 000 bis 350 000 Euro werden veranschlagt. "Wir leisten uns als Landkreis gerade sehr viel", sagt Kolbe, "aber was ist, wenn es finanziell irgendwann nicht mehr so gut aussieht?" Die Kosten für das Gutachten solle bitteschön der Eigentümer tragen, nicht die potenziellen Käufer. Die Vorgehensweise sei nicht richtig, immerhin bliebe man auf den Kosten sitzen, wenn das Projekt scheitere.

Landrat Stefan Löwl (CSU) hob die "erhebliche Aufwertung des Kulturstandorts Dachau" hervor und entgegnete: "Wenn wir jetzt nicht Geld für so etwas in die Hand nehmen, wann sonst?" Die Kosten für das Gutachten seien zwar "gewiss sehr hoch", allerdings werde dieses auch "hochkomplex und umfassend" ausfallen, unter anderem mit Laboruntersuchungen und Bohrungen. "Und lieber geben wir selbst ein genaues Gutachten in Auftrag, als dann später wieder ein Gegengutachten zu brauchen", sagt Löwl, der die Beteiligten auch auffordert, das Projekt so schnell wie möglich voranzutreiben: "Die Kosten werden mit jedem Jahr Verzögerung teurer, im Zeitraum von fünf Jahren ist mit 25 Prozent zu rechnen."

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) schloss sich dem Landrat an und stellte klar: "Wir werden uns vom Eigentümer nicht über den Tisch ziehen lassen." Eine "fundierte Untersuchung" sei notwendig, immerhin solle "etwas Großartiges" entstehen.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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