Dachau:Dämme gegen die Autolawine

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SZ-Grafik: Mainka; Quelle: Regionaler Planungsverband (2015); Foto: Jørgensen (Foto: dahunten)

Ein Bündel von Maßnahmen soll verhindern, dass der Landkreis Dachau bald im Verkehr erstickt

Im Landkreis Dachau explodiert der Verkehr. Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Experten rechnen bis zum Jahr 2035 mit mehr als 170 000 Einwohnern. Damit wird auch die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge weiter steigen. Schon jetzt sind in den Berufsverkehrszeiten die Hauptachsen im Landkreis überlastet. Die Pendler in Richtung München können ein Lied davon singen: Durch die Münchner Straße in Karlsfeld quälen sich im Durchschnitt täglich 40 000 Autos, auf der Dachauer Straße in Markt Indersdorf sind bis zu 20 000 Fahrzeuge unterwegs. Die Folge sind Schritttempo und ständige Staus. Wie neue Untersuchungen ergeben haben, strömen immer mehr Pendler aus Nachbarlandkreisen wie Aichach oder Pfaffenhofen an der Ilm durch den Landkreis Dachau. Indersdorf entwickelt sich zu einer Drehscheibe für diesen Durchgangsverkehr. Die auswärtigen Pendler steuern die Gewerbegebiete im Münchner Norden oder auch den Flughafen an. "Viele Verkehrsströme sind nicht im Landkreis selbst begründet", erklärt Landrat Stefan Löwl (CSU) die Zunahme des Verkehrs.

Der Landkreis arbeitet derzeit an einem Gesamtverkehrskonzept, für das jetzt die Grundlagen ermittelt wurden. Nicht überraschend ist die Erkenntnis, dass die Straßen besonders im Landkreissüden überlastet sind. Rund die Hälfte aller Strecken legen die Bürger mit ihrem Pkw zurück, obwohl 45 Prozent aller gefahrenen Wege kürzer als zwei Kilometer sind. Immer mehr Pendler suchen sich Schleichwege auf Umgehungsstrecken. Das bekommt etwa die Gemeinde Bergkirchen zu spüren. Sie startet jetzt eine Verkehrsuntersuchung. Im Mai werden Fahrzeuge gezählt, die die Kreuzung am Eisolzrieder See in Richtung Gewerbegebiet Gada und Bergkirchen-Lus passieren. Autofahrer sollen auch Auskunft über ihre Strecken geben. Weil vor allem der Berufsverkehr zunimmt, wird es mehr Tempokontrollen und Parküberwachung in der Gemeinde geben. Kontrolleure errichten Messstellen an der Römerstraße, in Feldgeding an der Fürstenfelder Straße und in Eschenried an der Münchner Straße.

Um die Verkehrslawine auf den Straßen einzudämmen, will der Landkreis möglichst viele Personen zu einem Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad bewegen. Deshalb soll das Angebot attraktiver werden. Zwar erschließt der öffentliche Nahverkehr den Landkreis relativ gut; was fehlt, sind vor allem tangentiale Busverbindungen. Auch die Vertaktung von Bus und Bahn soll besser werden. Zudem will der Landkreis prüfen, ob das Angebot an Wochenenden und nachts ausgebaut wird. Im Nahverkehrsplan des Gesamtverkehrskonzepts wird festgelegt, welchen Standard der öffentliche Nahverkehr in allen Landkreisgemeinden künftig haben soll. Erste Verbesserungen will der Landkreis bereits zum Jahresfahrplanwechsel im Dezember 2018 umsetzen.

Entlastung auf den Straßen soll auch der Umstieg aufs Fahrrad bringen. Die Radwege werden weiter ausgebaut, Lücken im Netz sollen geschlossen werden. Das Fahrrad soll eine attraktive Alternative zum Auto werden, gerade für kurze Strecken, die an der Mobilität einen hohen Anteil haben. Die Grundlagenermittlung für das Verkehrskonzept hat gezeigt, dass der Landkreis in diesem Bereich vor vielen Herausforderungen steht. Vor dem Hintergrund einer weiteren Bevölkerungs- und Mobilitätszunahme müssten alle Verkehrsmittel konsequent gestärkt werden, stellt Landrat Stefan Löwl fest. Das gelte für Bus und Bahn ebenso wie für das Auto und das Fahrrad. Maßnahmen müsse es für alle Verkehrsmittel und Bereiche geben. Löwl: "Es geht nicht um ein Oder, sondern um ein Und."

© SZ vom 18.03.2017 / sto, pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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