Wahlkampfauftakt:"Wenn wir nicht investieren, wird es noch teurer"

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Diskutieren über Stromnetze und Energiewende (v.l.): Thorsten Dietz, Egon Westphal, Angelika Niebler, Maximilian von Seckendorff und Bernhard Seidenath. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU lädt zur Diskussion mit ihrer Europaabgeordneten Angelika Niebler und Stromnetzbetreibern. Die Signale in Richtung Europawahl lauten: Freie Technologiewahl bei der Energiewende und nein zu Strompreiszonen.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Es ist ein ungewöhnliches Ambiente für einen Wahlkampfauftritt der CSU: Sombreros und Gitarren an den Wänden, alles recht erdig, wenig weiß-blau. Doch die Podiumsdiskussion im mexikanischen Restaurant La Bodega am Dachauer Stadtrand war auf das Thema der Veranstaltung zurückzuführen: Ganz in der Nähe liegt die Energieleitzentrale der Stromnetzbetreiber Bayernwerk und Tennet. Und um Energiewende und Stromnetzausbau sollte es bei dem Termin mit der CSU-Europaabgeordneten Angelika Niebler gehen.

Eingeladen hatten der Dachauer CSU-Kreisverband und dessen Arbeitskreis Energiewende, zusammen mit Niebler hatte man vorab die Energieleitzentrale besichtigt. Angelika Niebler ist eine von derzeit sechs EU-Parlamentariern der CSU. Die promovierte Juristin sitzt schon seit 1999 im Europaparlament und ist dort Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie.

Nach dem Besuch der Energieleitzentrale kamen Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, und Thorsten Dietz, Direktor für Gleichstromprojekte bei Tennet, mit zur Diskussion in die Bodega. Jetzt stehen sie mit der Europaabgeordneten und Maximilian von Seckendorff, dem Landesvorsitzenden des CSU-Arbeitskreises Energiewende und Moderator Bernhard Seidenath, Dachauer CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter, an Stehtischen, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

"Unser Stromnetz war schon immer europäisch", sagt Thorsten Dietz vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Täglich werde Strom zwischen den nationalen Produzenten hin und her verkauft. Einen koordinierten Netzausbau aber gebe es nicht. "Sobald es schwierig wird", sagt Niebler, "denkt jedes Land nur an sich".

Klares "Nein" zu Strompreiszonen

Bei der Energiewende habe Deutschland ein gutes Stück Weg zurück gelegt, sagt Niebler, sie hält es aber für falsch, die Technologie vorzugeben. Genauso sei es "parteipolitisch höchst umstritten", nur auf Sonne und Wind zu setzen. Eine Absage erteilt sie den sogenannten Strompreiszonen, wie sie die europäische Regulierungsbehörde für Deutschland vorgeschlagen hat. Dabei würde der Stromtransport eingepreist, was vor allem für Süddeutschland, das wenig produziert, aber viel verbraucht, teuer käme. "Das ist eine ganz heiße Kiste", sagt Niebler, sie sieht darin nur einen "Spaltpilz".

Wie teuer wird der Strom durch den Netzausbau? Diese Frage steht schnell im Raum. Thorsten Dietz von Tennet wagt eine Prognose: "Wahrscheinlich wird er sich nicht dramatisch verändern. Aber wenn wir nicht investieren, wird es noch teurer." Eine Rückkehr zur Kernenergie, wie aus dem Publikum angeregt, halten die Netzbetreiber für wenig zielführend. "Wir müssten uns dafür wahrscheinlich ausländische Partner suchen - außerdem: Was will man erreichen?", sagt Egon Westphal. Maximilian von Seckendorff fügt hinzu: "Die letzten drei Atomkraftwerke abzuschalten, war falsch. Aber jetzt neue zu bauen, wäre unwirtschaftlich, weil die Erneuerbaren so günstig sind."

Vor allem im Landkreis Dachau, wo Betreiber von Photovoltaikanlagen auf den Netzanschluss warten, wird man gern hören, was Egon Westphal von der Bayernwerk AG berichtet: Um der "Massenprozesse" in Bayern, sprich der viele neuen Photovoltaikanlagen, Herr zu werden, sollen kleine Container-Umspannwerke aufgestellt werden. "Die haben wir selbst entwickelt, damit kriegen wir die Geschwindigkeit."

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