Debatte um Vergärungsanlage:So viel Biomüll wird im Landkreis Dachau entsorgt

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Im Landkreis Dachau gibt es die Biotonne seit 1993. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

15 000 Tonnen Biomüll aus Dachau und Bruck sind dem Landkreis für eine gemeinsame Vergärungsanlage zu wenig.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Es zeichnet sich ab, dass die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck die Verwertung von Biomüll auch künftig alleine regeln. Nach Angaben der Dachauer Kreisverwaltung rentiert sich eine gemeinsame Vergärungsanlage am Standort Geiselbullach unter wirtschaftlichen Aspekten erst, wenn diese rund 34 000 Tonnen Biomüll verwerten würde. Tatsächlich kommen aber beide Landkreise auf 15 000 Tonnen.

Ob sich Nachbarlandkreise wie Freising oder Starnberg eventuell an einer solchen Anlage beteiligen wollen, um die fehlende Menge zu erreichen, ist mehr als fraglich. Landrat Stefan Löwl (CSU) sagte im Kreisausschuss, nur weil man interkommunal zusammenarbeiten wolle, heiße dass nicht, dass man diese Zusammenarbeit erzwingen müsse.

Die Landkreise Bruck und Dachau kooperieren eng bei der Müllverwertung

Die Landkreise Bruck und Dachau kooperieren bereits eng bei der Müllverwertung. Sie betreiben das Gemeinsame Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA) in Geiselbullach bei Olching. Die rund 70 Mitarbeiter im Heizkraftwerk kümmern sich um die Entsorgung des Restmülls aus Dachau und Bruck. Beim Biomüll dagegen endet diese Kooperation. Der Landkreis Dachau lässt diesen von der Wurzer Umwelt GmbH in Eitting im Landkreis Erding, in unmittelbarer Nähe zum Flughafen, verwerten. Der Vertrag mit dem Unternehmen läuft noch bis mindestens Ende nächsten Jahres, wobei der Landkreis die Zusammenarbeit bis Ende 2022 verlängern kann.

Mitglieder des Verwaltungsrates der GfA und der beiden Kreistage diskutieren seit Jahren über eine eigene Vergärungsanlage auch für den Bioabfall. Zuletzt hatten die Kreistagsfraktionen der Freien Wähler Dachau und der Unabhängigen Bürgervereinigung (ÜBV) aus Fürstenfeldbruck gefordert, mehr Biomüll zu sammeln und eine Vergärungsanlage einzurichten. In einer gemeinsamen Erklärung nannten die Parteifreien zwei Gründe für ihr Anliegen. Zum einen werde der Brennwert des Restmülls erhöht, weil nasser Biomüll fehle, zum anderen könne aus Biomüll Gas und Wärme werden. Diese wiederum könne genutzt oder verkauft werden, was zur Senkung der Müllgebühren beitrage und damit alle Haushalte entlaste.

Laut Statistik sind im Landkreis 2017 pro Einwohner 63,1 Kilogramm Biomüll entsorgt worden

In einem Antrag der Freien Wähler Dachau schreibt Kreisrat Edgar Forster "In einer Zusammenarbeit mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck, mit dem der Landkreis Dachau bereits über das gemeinsame Unternehmen GfA verbunden ist, könnte die Sammlung und Verwertung womöglich noch effizienter und klimafördernder erfolgen."

Die Kreisverwaltung zweifelt jedoch, ob eine gemeinsame Vergärungsanlage wirtschaftlich erfolgreich sein würde. Zudem sieht man den Landkreis bei der Verwertung des Biomülls derzeit ohnehin auf einem guten Weg. Laut Statistik sind im Landkreis 2017 pro Einwohner 63,1 Kilogramm Biomüll entsorgt worden. Bayernweit liegt dieser Wert bei 69,3 Kilo, oberbayernweit bei 53,4 Kilogramm. "Wir sammeln pro Kopf mehr als der Oberbayern-Schnitt", sagte Peter Kistler von der Kreisverwaltung.

Seit 1993 gibt es in den Dachauer Kommunen die braune Biotonne

Seit 1993 gibt es in den Dachauer Kommunen die braune Biotonne. Für diese müssen Haushalte je nach Füllgröße eine monatliche Gebühr zahlen. Gleichwohl gestattet der Landkreis seinen Einwohnern, ihren Biomüll auch eigenständig zu kompostieren. Dafür muss der Haushalt eine unversiegelte Gartenfläche von mindestens 25 Metern pro Person nachwiesen können. 47 Prozent der Bürger sind nach Angaben des Landratsamtes von der Biotonne befreit. Die Kreisverwaltung schätzt, dass etwa fünf Prozent der Haushalte auf eine Biotonne verzichten, obwohl sie nicht selbst kompostieren. Das entspricht einer Menge von 642 Tonnen Bioabfall, der im Restmüll landet.

Für Löwl sind diese Zahlen "in Ordnung". Und auch Wolfgang Offenbeck (CSU) meinte: "Wir haben ein sehr gut funktionierendes System und sind in einem guten Mittelfeld." Dennoch sollte man versuchen, die Menschen noch mehr aufzuklären, damit weniger Bioabfall in der Restmülltonne lande. Nur Sebastian Leiß (Freie Wähler Dachau) sprach sich dafür aus, über eine Änderung des Gebührensystems nachzudenken. Er sagte: "Bevor wir mehr im Müll stochern, sollten wir eine Gebühr für alle machen."

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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