Dachau:Bilder im großen Rahmen

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Die Altstadtgalerie verbindet eine Benefizausstellung für krebskranke Kinder mit einer Retrospektive. Es gibt sogar einen Katalog.

Bärbel Schäfer

- Von den Schnappschüssen an der Wand des Treppenaufganges lächelt sie noch fröhlich in die Runde. Auf ihrer Vernissage in der Kleinen Altstadtgalerie im Juni 2007 war die Malerin Hertha Flemisch-Zinstag umringt von Freunden, Familienmitgliedern und Bewunderern ihrer Kunst, unter anderem Landrat Hansjörg Christmann, der mit seiner Frau Astrid zu ihrem Freundeskreis zählte. Hertha Flemisch-Zinstag präsentierte "Neue Bilder", abstrakte Kompositionen, inspiriert von Natureindrücken aus einem Feuerwerk an Farben. Als sie schwer erkrankte und im September 2010 an Krebs starb, war es ihr Herzenswunsch, ihren Nachlass einem guten Zweck zuzuführen. Sie vermachte einen Teil ihres Nachlasses dem Lions-Club Dachau, um mit dem Erlös Familien krebskranker Kinder zu unterstützen. Ihrem letzten Willen ist es zu verdanken, dass nun in der Kleinen Altstadtgalerie eine fröhliche und internationale Ausstellung mit dem Titel "Hilfswerke - Kunstwerke helfen krebskranken Kindern" zustande gekommen ist. Mitveranstalter ist der Lions-Club Dachau, der das Geld unbürokratisch an krebskranke Kinder in der Region leitet. Als Schirmherr konnte Landrat Christmann gewonnen werden.

Galerist Frank Donath und seiner Frau Sabine ist es gelungen, die Arbeiten von Hertha Flemisch-Zinstag in einem großen Rahmen zu präsentieren. Er konnte 34 weitere Künstler und Künstlerinnen, die in der Vergangenheit alle schon einmal in der Kleinen Altstadtgalerie ausgestellt haben, dazu bewegen, eines oder mehrere Kunstwerke für den guten Zweck zur Verfügung zu stellen. Die Benefizausstellung ist also gleichzeitig auch eine Retrospektive auf 13 Jahre Kunst in der Kleinen Altstadtgalerie. Weil Donath als Galerist seine Verpflichtung gegenüber den Künstlern ernst nimmt, war Voraussetzung, beim Verkauf eines Werkes nicht den ganzen Erlös, sondern nur 50 Prozent zu spenden. "Künstler sind das letzte Glied in der sozialen Kette", lautet Donaths Begründung. Trotzdem sind die meisten Künstler bereit, den ganzen Betrag zu spenden.

Alle Künstler, die bisher in der Galerie ausgestellt haben, insgesamt 48, wurden angeschrieben. Das Hängen und Platzieren der vielen Bilder und Plastiken habe richtig Spaß gemacht. Erinnerungen an die vielen Ausstellungen seien wach geworden, sagt Donath. In der Überschau präsentiert die Benefizausstellung ein beachtliches künstlerisches Niveau. Die Teilnehmer ließen sich von Hertha Flemisch-Zinstags großzügiger Haltung inspirieren und haben hochwertige Exponate ausgesucht. Neben etablierten Dachauer Künstlern wie Heiko Klohn, Herbert F. Plahl und Paul Havermann sind auch Kollegen aus dem entfernten Glückstadt vertreten, wie der 2009 verstorbene "Salzwasser-Dali" Hans-Peter Wirsing und seine Frau Lore Schröder. Ebenso Christian Maria Huber, der als erster Künstler der im März 2000 eröffneten Kleinen Altstadtgalerie sein Vertrauen schenkte und Florian Marschall, der zuletzt im Oktober mit Zeichnungen aus seinem "Katastrophenalbum" dort gastierte. Die teuerste Arbeit ist ein Pferdebild von Michail Tschernjavski, das in seiner Farbigkeit an Franz Marc und den "Blauen Reiter" erinnert. Es kostet 3500 Euro. Zu den günstigeren Arbeiten gehört Angela Eberhards kleine, farbig gefasste Keramikplastik "My chinese nanny" für 300 Euro.

Die Initiatorin der Ausstellung, Hertha Flemisch-Zinstag, ist mit fünf abstrakten, ausdrucksvollen Farbkompositionen vertreten. Ihnen wurde in der Ausstellung ein prominenter Platz eingeräumt. Sie hängen, gesäumt von Kleinplastiken - einem schmusenden Katzenpaar der Münchnerin Inge Noeggerath, einer kleinen, mit der Kettensäge gearbeiteten Ratte des in Frankreich lebenden Holzbildhauers Jürgen Lingl-Rebetez und Angela Eberhards Keramik - an einer eigenen Wand.

Wie bedeutsam die Ausstellung ist, zeigt die Tatsache, dass es diesmal einen eigenen Katalog gibt, gefördert von der Volksbank Raiffeisenbank und der Sparkasse und versehen mit einem Grußwort von Albert Diepold, Präsident des Lions Club Dachau.

Die Ausstellung "Hilfswerke" in der KleinenAltstadtGalerie, Burgfriedenstraße 3, ist bis 25. November zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, Freitag von 18 bis 20 Uhr, Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Die beteiligten Künstler und Künstlerinnen: Ramses Atayi, Rosemarie Braun, Johann Brosch, Simone Cayé, Konrad Dördelmann, John Dorer, Sabine Dubitzky-Donath, Duncan, Angela Eberhard, Peter Gratzer-Schick, Paul Havermann, Ute Hofmann, Christian Maria Huber, Georg "Schlumpf" Huber, Heiko Klohn, Michael Krautzig, Jürgen Lingl-Rebetez, Nina Annabelle Märkl, Florian Marschall, Doina Mihailescu, Wiebke Möller, Herbert Muckenschnabl, Bernd M. Nestler, Gerhard T. Niedermair, Inge Noeggerath, Herbert F. Plahl, Gudrun Probst, Lore Schröder, Karin Schuff, Sonja Seidlitz, Bernhard Stöger, Tadeusz Stupka, Michail Tschernjavski, Hans-Peter Wirsing und Hertha Flemisch-Zinstag.

© SZ vom 06.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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