ÖPNV Dachau:Besser billig

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Kommunalpolitiker aus Stadt und Landkreis wollen den öffentlichen Nahverkehr stärken. Doch die Kosten sollen sich in Grenzen halten. Auf einer Klausurtagung plädieren Mandatsträger für differenzierte Angebote

Von Robert Stocker, Dachau

Der Nahverkehr im Landkreis soll attraktiver werden, doch die Kosten müssen überschaubar sein: Dies ist das Fazit einer Klausurtagung, auf der sich kommunale Mandatsträger mit der Weiterentwicklung des Nahverkehrs beschäftigten. Über das neue Konzept werden die Stadt Dachau und der Landkreis entscheiden. Landrat Stefan Löwl (CSU) lud deshalb zu dem internen Treffen sowohl Stadt- als auch Kreisräte ein, aber auch Bürgermeister, die nicht im Kreistag vertreten sind. Die Tagung sollte Aufschluss darüber geben, wo die Mandatsträger Schwerpunkte sehen, um den Nahverkehr im Landkreis zu stärken - und wie viel Geld sie dafür in die Hand nehmen wollen. Die Tendenz fasst Landrat Löwl so zusammen: "Ein bisschen schon, aber nicht zu viel."

Die Mehrheit der Mandatsträger liegt damit auf einer Linie mit der Landkreisverwaltung, die die Kosten für Verbesserungen im Nahverkehr kritisch sieht. Bei einer Abstimmung votierten 22 der 41 anwesenden Kommunalpolitiker dafür, nur 1,5 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr für Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr einzuplanen. Der Hebesatz für die Kreisumlage würde damit um einen Prozentpunkt steigen. 13 Mandatsträger sprachen sich dafür aus, das aktuelle Leistungsangebot nicht zu verändern, ebenso viele wollen andererseits die Grundversorgung im Nahverkehr ausweiten. Mit der Grundversorgung ist sichergestellt, dass MVV-Busse an Werktagen bis 20 Uhr verkehren. Die Kosten dafür übernimmt der Landkreis. Für weitere Angebote müssen die Kommunen aufkommen. Die Mehrheit der Mandatsträger ist sich einig, die Grundversorgung nicht einzuschränken. Andererseits soll sie nicht flächendeckend verbessert werden. Wenn die MVV-Busse im gesamten Landkreis bis 22 Uhr fahren würden, würde das Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro bedeuten - für die meisten Mandatsträger ist diese Summe zu hoch. Sie wollen keine flächendeckend bessere Grundversorgung, sondern das Leistungsangebot eher dem Bedarf anpassen. Diesen sehen die Kommunalpolitiker in städtischen Gebieten und in Gemeinden, die keine Bahnanbindung haben.

Der neue Kreisel an der Staatsstraße 2050 in Markt Indersdorf wurde vor einigen Tagen für den Verkehr freigegeben. (Foto: Toni Heigl)

Viele Mandatsträger sind dafür, die Grundversorgung dort zu erhöhen, wo ein akuter Bedarf besteht, etwa durch weiterführende Schulen oder ein neues Gewerbegebiet. Die Mehrheit wünscht sich ein Nahverkehrskonzept, das sich an der Nachfrage orientiert und nicht nur auf Linienbusse setzt, sondern auch auf Verkehrsmittel wie Ruftaxis. Auch landkreisübergreifende Tangentialverbindungen halten viele für wichtig. Die Kosten dafür muss allein der Landkreis tragen.

Der Landkreis Dachau hat den öffentlichen Nahverkehr von 1982 bis einschließlich 2013 mit mehr als 45 Millionen Euro gefördert. Der Löwenanteil der finanziellen Mittel kam aus dem Kreishaushalt. Die Landkreisgemeinden gaben in diesem Zeitraum 3,2 Millionen Euro für den Nahverkehr aus, 2013 waren es etwa 300 000 Euro. Wegen der Kosten des Nahverkehrs fuhr der Landkreis im selben Jahr ein Defizit von fast vier Millionen Euro ein. Im Jahr 1985 betrug es weniger als eine Million Euro. Grund für die gestiegenen Kosten ist ein besseres Leistungsangebot. Legten die MVV-Busse im Landkreis im Jahr 1985 noch etwa zwei Millionen Kilometer zurück, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf mehr als 3,5 Millionen Kilometer. Die Verwaltung kommt zu dem Fazit, dass die Finanzierung eines attraktiveren Nahverkehrs schwierig sei - vor allem wegen der Investitionen im Bildungsbereich. Andererseits dürfe es im Wachstumslandkreis Dachau auch keinen Stillstand bei Verbesserungen geben. Denn die Bewältigung des Verkehrs spiele eine wichtige Rolle für die Landkreisentwicklung. Es sei deshalb unerlässlich, dass Landkreis und Gemeinden für die Kosten des Nahverkehrs weiterhin gemeinsam aufkommen.

"Wir müssen den öffentlichen Nahverkehr stärken, eine Ausweitung des motorisierten Individualverkehrs geht nicht mehr", lautet das Credo von Landrat Löwl. Die Frage sei nur, in welchem Umfang. Die Mandatsträger aus Stadt und Landkreis seien sich einig, dass es differenzierte Angebote in ländlichen und städtischen Bereichen geben müsse. "Orte ohne Bahnanbindung brauchen ein besseres Angebot", ist der Landrat überzeugt, viele Verbindungen müssten schneller werden. Die Klausurtagung der Mandatsträger habe der Verwaltung die grobe Richtung aufgezeigt, in die der Nahverkehr steuern soll. Löwl: "Jetzt müssen wir eine genaue Analyse machen."

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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