Ausbildungsmesse in Dachau:Schnupperkurs mit virtuellem Leberkäse

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Innungsmeister Werner Braun und Weißwurstkönigin Elisabeth Schadl werben auf der Messe für das Metzgerhandwerk. (Foto: Toni Heigl)

Die Berufs-Orientierungsmesse "Job 24" lockt etwa 5000 junge Menschen in die Hallen des ASV Dachau. Dank digitaler Technik können sich die Jugendlichen auch in zahlreichen Handwerksberufen erproben, ohne sich dabei die Finger schmutzig zu machen.

Von Andreas Förster, Dachau

"Welcher Beruf wird deine Zukunft?" So lautete das Motto der diesjährigen Berufs-Orientierungsmesse für Jugendliche ab der 7. Klasse. Etwa 60 Aussteller - Unternehmen, Innungen, Behörden, weiterführende Schulen und andere Fortbildungseinrichtungen aus dem Landkreis und München - präsentierten mehr als 250 Ausbildungswege. "Wir alle brauchen Fachkräfte für die Zukunft", betonte Werner Braun, Innungsmeister für das Metzgerhandwerk. "Da schauen wir, dass wir auch die 13- und 14-Jährigen schon erreichen können."

Bereits vor der Halle hatten sich Aussteller positioniert, darunter ein Multimedia-Truck. Er gehörte zur Innung der Maler, Lackierer und Stuckateure. Sie hatten ein eigenes Kampagnenmotto: "Deine Zukunft ist bunt", und so war der riesige, futuristisch anmutende Giga-Liner auch knallbunt lackiert. Es dauerte nicht lange, bis sich vor dem mannshohen Touchscreen im Inneren des Trucks eine lange Schlange von Jugendlichen gebildet hatte, die mit einem Niederdruckspritzgerät, einem Farbroller oder einem Pinsel eine Holzfläche besprühen oder bemalen wollten. Jedoch nur digital, so blieben die Hände sauber.

Der Andrang war schließlich so groß, dass das Gerät am frühen Nachmittag, nach dem großen Ansturm, den Geist aufgab. Martin Popp vom Farbenhersteller Brillux, der den Truck der Innung zur Verfügung gestellt hatte, freute sich trotzdem: "Besser so, als wenn gar keiner gekommen wäre."

Die Zeit der Werbezettel ist vorbei

Dass Gegenwart und Zukunft digital sind, war auch in den Messehallen offensichtlich. Im Foyer wurden Praktikums- und Ausbildungsplätze nicht mehr ausgedruckt auf großen Stellwandflächen im Foyer präsentiert, sondern mit QR-Codes. Hermann Krenn ist Vorsitzender des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft Dachau, dem Veranstalter der "Job 24". Er sagt: "Die jungen Menschen sind heute alle digital unterwegs. Da macht es keinen Sinn, Hunderte von Zettel auszudrucken, auch im Sinne der Nachhaltigkeit."

Am Stand des Medienzentrums Landkreis Dachau konnten sich die jugendlichen Besucher mittels VR-Brillen virtuell einen Eindruck zu rund 150 Berufen und Studiengänge verschaffen. Der 14-jährige Daniel, Realschüler aus Markt Indersdorf, schaute sich alles über Metalltechnik an. Was er später lernen will, weiß er noch nicht. "Das ändert sich von Woche zu Woche", sagte seine Mutter schmunzelnd.

Etwa 60 Aussteller präsentieren sich auf der Messe. (Foto: Toni Heigl)
Alexander, 15, übt mit Hans Wörmann Brezenschlingen. (Foto: Toni Heigl)
Auch die Stadtwerke Dachau haben einen Stand auf der "Job 24". (Foto: Toni Heigl)
Alexandra Ulbrich und Sabrina Steinau erklären den Jugendlichen, welche beruflichen Perspektiven sie bei der Sparkasse Dachau haben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Am Stand der Fachoberschule Karlsfeld informierten sich Lutz, Simon und Bruno, Achtklässler aus Weichs, über die Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Mittleren Reife. Bruno sagt: "Ich fand interessant, dass ich am Wirtschaftszweig Tourismus studieren oder ins Hotelfach einsteigen kann." Simon war angetan, dass man "so viele Praktikumsmöglichkeiten auf der Schule wahrnehmen kann". Lutz gefiel der Gestaltungszweig: "Da gibt es tolle Werkstätten für Keramik oder Holz."

Derweil versuchte sich der 15-jährige Alexander aus Altomünster beim Stand der Bäcker-Innung am Formen einer Breze. Bäckermeister Hans Wörmann und seine Kollegin Nicole Schön von der Bäckerei Denk unterstützten ihn dabei. Bei den kunstvoll gedrehten Zöpfen sah er lieber zu, wie die Profis das machten. Seine ein Jahr jüngere Schwester Katharina war sich zumindest sicher, was sie später beruflich nicht machen will: "Auf keinen Fall ins Büro, eher was Soziales oder zur Polizei."

Die Stände von Bundespolizei, Justizvollzug und Bundeswehr waren ebenfalls gut besucht, wie die Justizvollzugsbeamtin Larissa Kefer versicherte: "Die Uniformen locken die Schüler an, weil sie wissen, dass unsere Arbeit abwechslungsreich und spannend ist." Ihr Arbeitsplatz ist die Frauenjustizvollzugsanstalt Aichach. "Ich hätte auch in ein Männergefängnis gehen können", sagt sie, "aber bei den Frauen kann ich alle Aufgaben ohne Einschränkungen übernehmen, das war mir wichtig."

"Ich wollte schon immer wissen, wie ein Riesenvieh in eine kleine Wurst reinkommt."

Am Stand der Metzger-Innung, berichtete die amtierende Bayerische Weißwurstkönigin, Elisabeth Schadl aus dem Landkreis Friedberg, bereitwillig aus ihrem Alltag in der Metzgerei Gschwendtner in Langenpettenbach. Die meistgestellte Frage an sie: "Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Metzgerin werden zu wollen?" Die Antwort der 20-Jährigen - seit vergangenem Jahr Bayerns jüngste Metzgermeisterin: "Ich wollte schon immer wissen, wie ein Riesenvieh in eine kleine Wurst reinkommt." Als Jugendliche machte sie ein Praktikum, dann war sie überzeugt: Das ist das Richtige für sie.

Wer sich virtuell im Metzgerhandwerk ausprobieren wollte, konnte das via VR-Brille tun und, gesteuert von zwei Joysticks, in einer virtuellen Wurstküche Leberkäse zubereiten. Sandra Breiding, Innungsmeisterin der Friseure, versuchte es - und scheiterte: "Ich glaube, der schmeckt nicht", sagt sie, als sie am Cutter die falschen Gewürze ins Brät gemischt hatte.

Ein weiteres beliebtes Angebot auf der Messe war das "Job-Shooting". Zahlreiche Besucher ließen sich vom Dachauer Fotografen Peter Brunner professionelle Bewerbungsfotos erstellen. Am Ende hatte er 2000 Fotos für 300 Besucher gemacht. "Das war ein deutlicher Anstieg, letztes Jahr waren es nur 60."

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