Dachau:An die Wahlurnen

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Wie die Junge Union versucht, Erstwähler für Politik zu begeistern

Von Richard Möllers, Dachau

Lediglich drei Interessierte finden sich zur Veranstaltung der Dachauer Jungen Union (JU) an dem zugegebenermaßen verführerisch warmen und sonnigen Abend ein. Auch die Ankündigung via Facebook, dass Stefan Löwl am Abend mit dabei ist, hat offenbar nicht viel gebracht. Die JU in Dachau hatte gut zwei Monate vor der Bundestagswahl zu einer Infoveranstaltung eingeladen, damit sich besonders Erstwähler frühzeitig einen Überblick über die verschiedenen Wahlprogramme verschaffen können. Der Landrat hat tatsächlich auf einen etwas größeren Ansturm gehofft. Aber die jungen Nachwuchspolitiker beschließen, das Beste aus der Situation zu machen und so lässt man sich anstatt wie geplant im Ludwig-Thoma-Haus im Biergarten nieder, um dort in einer gemütlichen Runde über die verschiedenen Wahlprogramme der Parteien zu diskutieren.

Aber wie objektiv kann eine Vorstellung der verschiedenen Parteiprogramme sein, wenn sie von der Nachwuchsorganisation der CSU ausgerichtet wird? "Natürlich können wir nicht garantieren, zu 100 Prozent neutral zu berichten - wer kann das schon - aber wir sind selbstbewusst genug, um zu sagen: Wir verstecken uns nicht und stellen auch die Programme konkurrierender Parteien vor, einfach weil wir der Überzeugung sind, das wir Interessierte im Anschluss für unsere Ideen gewinnen können", erklärt Löwl das Vorhaben der Nachwuchspolitiker. Mit seinen 43 Jahren liegt Löwl nun doch schon acht Jahre über der Altersgrenze der Jungen Union. Der Landrat rechnet vor, dass es bei der kommenden Bundestagswahl ungefähr 5000 Erstwähler im Landkreis geben wird. Dass davon lediglich drei gekommen sind, erklärt er sich mit dem bisher ziemlich unspannenden Wahlkampf . Auch bei vielen Erwachsenen fehle die Begeisterung für solche wichtigen demokratischen Prozesse; das werde hoffentlich dann besser, wenn in ein paar Wochen der Wahlkampf auf den Straßen losgeht.

Als alle ihr Bier haben, geht es auch schon mit der Präsentation der Wahlprogramme los. Die Ortsverbandsvorsitzende Kaya Dreesbeimdiek ist die einzige Frau unter den 14 anwesenden JUlern. Die Mitglieder haben sich verschiedene Schwerpunkte herausgesucht, darunter die Themen Digitalisierung, Umwelt, Innere Sicherheit und Migration. Sie geben sich sichtlich Mühe, bei der Programmvorstellung neutral zu bleiben, erst in der sich anschließenden Diskussion hört man einige gängige CSU-Meinungen heraus, wie beispielsweise den Wunsch nach mehr Schleierfahndung. Auffällig ist, dass fast ausschließlich die Junge Union unter sich diskutiert, während die wenigen Anwesenden von außerhalb, die eigentlich zur Zielgruppe dieser Veranstaltung gehören, kaum eingebunden werden und auch niemand wirkliche Ambitionen entwickelt, das zu ändern. Einer der Gäste ist der 20-jährige Betriebswirtschaftsstudent Kevin Der. Er erklärt am Ende des Abends: "Danke, das war ein guter Überblick über die Wahlprogramme, ich werde im September ja auch das erste Mal zur Wahl gehen. Allerdings muss ich es jetzt auch leider schon wieder packen."

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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