Bund Naturschutz:Stärker als die CSU

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Sogar seinen Spezialtraktor hat Heinz Gibowsky vom Bund Naturschutz mitgebracht, mit dem er im Palsweiser Moos und in den Amperauen unterwegs ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wachsende Mitgliederzahlen, neue Entwicklungsziele der Vereinten Nationen und lokale Erfolge prägen die Festreden zum 40-jährigen Bestehen der Dachauer Kreisgruppe.

Von Manuel Kronenberg, Karlsfeld

Hubert Weiger hat sich in Fahrt geredet. "Wir stehen jetzt an einem historischen Wendepunkt", sagt er fast schon euphorisch zu seinem Publikum. An die 150 Bund-Naturschutz-Mitglieder haben sich im Bürgerhaus Karlsfeld versammelt. Weiger, der bayerische Landesvorsitzende des BN, hält als Erster seine Festrede zum 40-jährigen Bestehen der Kreisgruppe Dachau. "Und damit meine ich nicht nur, dass die Kreisgruppe 40. Geburtstag feiert", fährt er fort. "Ich meine auch die Beschlüsse der Uno, die gerade ihre neuen Entwicklungsziele verabschiedet hat." In Deutschland werde so gelebt, als ob das Land und die Strukturen nicht mehr gebraucht würden, beklagt sich Weiger. Doch jetzt, mit den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, sehe er Hoffnung für eine Wende, jetzt werden auch Industrieländer wie Deutschland in die Verantwortung genommen. Einen großen Anteil an diesem Umdenken haben auch die Umweltschützer, sagt Weiger.

"Die deutsche Umweltbewegung hat der Politik gezeigt, dass deren Handeln nicht alternativlos ist." In den vergangenen 40 Jahren sei gekämpft worden, gegen die Atomenergie, für die Rettung der Wälder, gegen Investoren, die sich den freien Raum unter den Nagel reißen wollen. Und das Entscheidende sei, sagt Weiger, dass der Bund Naturschutz seine Ziele nicht erreicht hätte, wenn es die Basis, die Arbeit der Ortsgruppen nicht geben würde. "Die Kreisgruppe Dachau hat viel erreicht. Diese Arbeit gibt den Menschen Mut und verdient Respekt."

Um alle Projekte aufzuzählen, fehlt die Zeit

Besonderen Dank gab es am Ende seiner Rede für Wolfgang Braun, der maßgeblich an der Gründung der Kreisgruppe vor 40 Jahren beteiligt und ihr erster Vorsitzender war. Und natürlich auch für den aktuellen Vorsitzenden Roderich Zauscher. Dieser nimmt seine Rede zum Anlass, um die Erfolge der Kreisgruppe in den vergangenen 40 Jahren aufzuzählen: das Glonntalprojekt, die Amperauen, das Palsweiser Moos. Aber auch in anderen Themen als Biotoppflege konnte viel erreicht werden, sagt Zauscher. So wurde eine geplante Hochspannungsleitung verhindert, die vor 25 Jahren von Ingolstadt nach Wollomoos gebaut werden sollte. Gegen die Gentechnik hat sich der Bund Naturschutz bisher erfolgreich gewehrt, genauso gegen die dritte Startbahn am Flughafen München. Alle Projekte kann Zauscher aber nicht aufzählen, dafür fehlt die Zeit. Er betont jedoch, wie sehr er die Zusammenarbeit der Naturschützer schätzt. "In 40 Jahren hat es intern nie Krach gegeben."

Im Publikum sitzen viele aktive Mitglieder des Bundes Naturschutz. Darunter auch der stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe Dachau, Heinz Gibowsky, der von Zauscher gerne "Schutzpatron des Palsweiser Mooses" genannt wird. Denn dort ist Gibowsky besonders aktiv. Zum Jubiläumsfest hat der Naturschützer extra seinen vielseitig einsetzbaren Spezialtraktor mitgebracht, um sich mit neugierigen Kollegen darüber auszutauschen. "Und um ein bisschen Werbung zu machen", sagt er und lacht. "Die wenigsten Kreisgruppen haben so eine Ausstattung wie wir."

Neben den vielen Mitgliedern haben auch einige Ehrengäste Platz genommen, darunter Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU), der CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath und Marianne Klaffki (SPD) als stellvertretende Landrätin. Wer nun glaubt, dass Klaffki in Vertretung Stefan Löwls (CSU) spricht, weil der selbst nicht anwesend sein kann, täuscht sich. Landrat Löwl hält lieber selbst eine Rede - per Videobotschaft, in der er sich in einer idyllisch grünen Landschaft präsentiert. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) kann ebenfalls nicht anwesend sein. Er bedient sich jedoch der klassischen Methode und schickt eine Vertreterin. An seiner statt betritt Umweltreferentin Sabine Geißler die Bühne. Sie lobt die Arbeit der Naturschützer: "Der Bund Naturschutz kann sich jetzt ruhig mal selbst auf die Schultern klopfen." Denn im Landkreis hat er viel bewegt. Oder mit anderen Worten - wie es Landesvorstand Weiger mit Blick auf die Mitgliederzahlen ausdrückt: "Wir sind längst stärker als die CSU geworden."

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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