Böses Ende:Sanierung des Klosters Altomünster wird Millionen verschlingen

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Das Konto des Birgittenordens ist leergeräumt. Die Apostolische Beauftragte zieht eine desaströse Bilanz.

Von Wolfgang Eitler und Viktoria Großmann, Altomünster

Der Orden der Birgitten und das Kloster Altomünster sind in ein finanzielles und existenzielles Desaster geraten. Zu diesem Ergebnis kommt die Apostolische Beauftragte, Schwester Gabriele Konrad, in ihrem Inventurbericht für den Vatikan. Nachdem Rom die Auflösung des Klosters für beendet erklärt und die Liegenschaft der Erzdiözese München-Freising übertragen hatte, erläuterte die Generalvikarin der Franziskanerinnen in Schönbrunn gemeinsam mit dem Pressesprecher des Bistums München-Freising, Bernhard Kellner, bei einer Ortsbegehung im Kloster die Ergebnisse des Berichts im Detail.

Demnach befindet sich das Bauwerk in einem Zustand, der mindestens einen höheren zweistelligen Millionen-Betrag erfordert, um es grundlegend zu sanieren. Schimmel in den Wirtschaftsräumen im Erdgeschoss, dicke Risse in Decken und Wänden, fehlende Elektrik. Teils hängen Kabel einfach aus der Wand. Auch die schriftlichen Dokumente, Bücher und Archivalien müssen restauriert und gesäubert werden, ebenso alle Kunstgegenstände und Dinge für den kirchlichen Gebrauch sind restaurierungsbedürftig. Wo sie später aufbewahrt werden sollen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich sei, erklärt Pressesprecher Kellner, dass die schriftlichen Dokumente ins Archiv der Diözese wandern, wo sie unter idealen Bedingungen aufbewahrt werden können. Während die Kunstgegenstände und Reliquien "nach Möglichkeit im Kloster bleiben sollen".

Der vor gut einem Jahr geschasste selbsternannte Klosterdirektor Jörg Johannes Fehlner hatte innerhalb von wenigen Jahren für nicht genehmigte und größtenteils unnötige Bauarbeiten das Konto des Birgittenordens mit einem Guthaben von mehreren 100 000 Euro leer geräumt. Außerdem hat sich die letzte verbliebene Nonne, Schwester Apollonia, bis zum heutigen Tag einem Kreis von Beratern unterworfen, die das Kloster als neuen Standort für den früheren Augsburger Bischof Mixa vorgesehen hatten. Zu ihnen gehörte Fehlner.

Umbauarbeiten waren nicht genehmigt

Im ganzen vergangenen Jahr vermied es die Diözese, sich zu den öffentlichen Spekulationen über die Rolle von Bischof Mixa in Altomünster zu äußern. Der Vatikan hatte Mixa des Amtes enthoben, weil ihm massive Übergriffe auf junge Menschen während seiner Tätigkeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen nachgewiesen worden waren. Im Kloster wollte sich ein Burnout Centrum auf Initiative Fehlners niederlassen, auf deren Referentenliste Mixa ganz oben rangierte. Pressesprecher Bernhard Kellner kennt diese Spekulationen, möchte sich aber nicht dazu äußern. "Wir wissen es wirklich nicht."

Der Klosterdirektor ließ den Trakt für das Gästehaus umbauen, in dem er neben dem Burnout Centrum auch für sich eine Wohnung reservierte. Sieben Kammern im ehemaligen Klausurbereich sollten nach und nach umgebaut werden, die Arbeiten wurden abgebrochen. Die Untere Denkmalschutzbehörde des Landratsamts Dachau hatte öffentlich dargelegt, dass keine dieser Baumaßnahmen genehmigt war. Generalvikarin Konrad, vom Vatikan beauftragt mit der Abwicklung des Klosters, stoppte die Baumaßnahmen und entließ Fehlner samt seinem Gefolge. Wie Konrad darlegte, brauchte Fehlner das monetäre Vermögen der Birgitten nahezu vollständig auf. Sie sprach von "mehreren hunderttausend Euro". Das Geld stammte aus Grundstücksverkäufen, Fehlner allerdings habe nichts verkauft, sondern sich aus Barvermögen bedient. "Weitere Dinge waren am Laufen, das musste unterbrochen werden", sagt sie. Es seien nun keine finanziellen Reserven mehr vorhanden. Konrad nahm gemeinsam mit Fachleuten auch eine umfassende Inventarisierung der sakralen Kunstgegenstände aus mehreren Jahrhunderten einschließlich der Schriften und Bücher vor. Die Lagerungsbedingungen waren schon lange nicht mehr ideal. Einige Gegenstände seien auch zu häufig im Haus bewegt worden. Etwa von beheizten an unbeheizte Orte, was ihren Zustand weiter verschlechterte.

Schwester Apollonia Buchinger soll Schwester Konrad, die zugleich ihre Oberin ist, bis zum Donnerstag mitteilen, wohin sie nach der Ordensauflösung ziehen möchte. Schwester Apollonia hatte sich in den vergangen Monaten als Opfer einer Vatikan-Politik präsentiert, die ihr ihre Heimat wegnehmen wolle. Die Apostolische Beauftragte hat sich auch mit den vergeblichen Versuchen befasst, das Kloster zu retten und neue Nonnen zu gewinnen. Doch alle Initiativen des Vatikans wie des Bistums sind Konrad zufolge gescheitert. Anwärterinnen aus Rom und Mexiko hätten das Kloster wieder verlassen. Konrad sieht die Schuld eindeutig auf Seite der Altomünsterer Nonnen: "Es lag an deren fehlenden Bereitschaft, sich auf die Neuankömmlinge einzulassen und auf sie zuzugehen"

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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