Blutiges Beziehungsdrama:Dachauerin in Kassel ermordet

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Die Polizei spricht von einem "mysteriösen Beziehungsdrama": Ein 62-Jähriger ermordet eine Dachauerin, schießt auf deren Ex-Mann - und richtet sich anschließend selbst. Pikantes Detail: Der mutmaßliche Täter befand sich auf Hafturlaub.

Melanie Staudinger

Die Polizei spricht von einem "mysteriösen Beziehungsdrama", die Hintergründe der Tat liegen auch einen Tag später noch im Dunklen. Fest steht, dass eine 43-jährige Frau aus Dachau am Mittwoch in Kassel ermordet worden ist - wie sie starb, muss eine Obduktion erst noch klären.

Die Leiche der 43-jährigen Dachauerin entdeckten die Polizeibeamten in diesem anthrazitfarbenen Auto. (Foto: dapd)

"Es war ein gewaltsamer Tod", sagt Wolfgang Jungnitsch, Sprecher der Kasseler Polizei. Der mutmaßliche Täter, ein 62-jähriger Mann, lebt nicht mehr: Als ein Sondereinsatzkommando ihn stellen wollte, schoss er sich selbst in den Kopf. Der 47-jährige Ex-Mann der Getöteten liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Auf ihn soll der 62-Jährige ebenfalls geschossen haben.

Vor dem 400-Einwohner-Ort Guxhagen-Albshausen in Nordhessen wimmelt es am Mittwochvormittag von Polizisten, die nach Spuren suchen. Mitten auf der Straße unweit des Ortsschildes steht ein anthrazitfarbenes Auto mit Dachauer Kennzeichen.

Die Scheiben des Fahrzeugs sind zersplittert. Hier hat sich vor kurzem das Ende eines blutigen Beziehungsdramas abgespielt, das Stunden vorher in Kassel begann.

Laut Polizei fuhr die 43-Jährige am Dienstag mit dem Auto ihres jetzigen Ehemannes aus Dachau dorthin. Dabei sei es "auch zu einem Kontakt" mit dem 62-Jährigen gekommen - was genau das heißen mag, verrieten die Beamten noch nicht.

Der jedenfalls habe die Frau, über deren Identität bisher nichts weiter bekannt ist, in seiner Wohnung getötet. Darauf wiesen Blutspuren hin.

In der Nacht zum Mittwoch verstaute er die Leiche laut Polizeibericht in einem Gepäckstück, packte sie in den Kofferraum seins Wagens und fuhr etwa 15 Kilometer in den Söhrewalder Ortsteil Wellerode.

Dort lebt der Ex-Mann der Dachauerin. Vor der Tür soll der 62-Jährige randaliert und sich schließlich auch Zutritt zur Wohnung des 47-Jährigen im Dachgeschoss verschafft haben. Gegen vier Uhr morgens alarmierten die Nachbarn die Polizei: Sie hatten mehrere Schüsse gehört.

Der Mann wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, befindet sich nach Angaben von Jungnitsch aber außer Lebensgefahr. Seinen beiden 16 und 22 Jahre alten Töchter sei nichts passiert.

Trotz sofort eingeleiteter Großfahndung gelang dem mutmaßlichen Täter zunächst die Flucht. Er wurde jedoch am Ortsausgang von Kassel geortet. Gegen zehn Uhr sichteten Streifenpolizisten ihn nahe Guxhagen-Albshausen und informierten ein Sondereinsatzkommando.

Kurz vor dem Dorf stoppten sie den 62-Jährigen. Die Sondereinsatzkräfte wollten das Fahrzeug stürmen, doch er verriegelte die Türen. Als sie Scheiben einschlugen, schoss sich der Flüchtige in den Kopf - sechs Stunden nachdem er den 47-Jährigen verletzt hatte.

"Was er zwischendrin gemacht hat, wissen wir nicht", sagt ein Polizeisprecher der Presse. Der Mann sei noch auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.

Für die Beamten in Guxhagen-Albshausen war der Einsatz damit jedoch noch nicht beendet. Im Kofferraum des Fluchtautos fanden sie die Leiche der 43-jährigen Frau aus Dachau.

Bisher haben die Ermittlungen ergeben, dass der mutmaßliche Täter bei der Polizei kein Unbekannter ist. Er verbüßte zur Tatzeit gerade eine viermonatige Haftstrafe und befand sich in Hafturlaub. Ende der 1980er-Jahre soll er zudem wegen gemeinschaftlichen Raubs mit Körperverletzung zu 13 Jahren Haft verurteilt worden sein.

© SZ vom 17.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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