Blasmusik:Aufgspuit is!

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Seit 40 Jahren treten die Pipinsrieder Musikanten nicht nur bei kleinen Dorffesten auf, sondern auch bei Karnevalsumzügen im Rheinland. Um ihren Nachwuchs müssen sie sich keine Sorgen machen

Von Sonja Siegmund, Altomünster

Fesch sind sie schon, die jungen Frauen und Männer der Blaskapelle in ihrem rot-schwarzen Trachteng'wand und dem grünen Hut mit weißer Adlerfeder. Und erst ihre Musik: bayrisch-böhmische Blasmusik vom Feinsten. Die Rede ist von den Pipinsrieder Musikanten, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Am letzten Juliwochenende wird dieses Jubiläum mit einem dreitägigen Fest gefeiert - und natürlich mit viel Musik.

Eigentlich müsste die Blaskapelle ja Wollomooser Musikanten heißen, denn ihre Ursprünge liegen in diesem Ortsteil der Marktgemeinde Altomünster. Im April 1978 trafen sich erstmals zehn Musikbegeisterte zu Proben in der ehemaligen Kanzlei Wollomoos. Im gleichen Monat hatten die Musikanten mit ihrem damaligen Dirigenten Rudi Müller bereits den ersten Auftritt bei einem Geburtstagsständchen. Ein Jahr danach traten sie schon in ihrer rot-schwarzen Tracht beim "Bayrischen Hoagast" im Altomünsterer Maierbräu auf und im Festzug beim Bezirksschützenfest in Aichach. Nachdem der Probenraum in Wollomoos allmählich zu klein wurde, stellte der damalige Bürgermeister Anton Hofberger der Kapelle das erste Stockwerk der alten, leer stehenden Schule in Pipinsried zur Verfügung. Bis heute treffen sich die Musikanten hier jeden Dienstag zur gemeinsamen Probe.

Drei Jahre nach der Gründung spielten 20 Musiker bei 34 Auftritten in der Marktgemeinde und Umgebung. Anlässlich der Fünfjahresfeier beim Lamplwirt trat erstmals die Nachwuchskapelle unter Wilfried Fromm mit damals 13 Kindern und Jugendlichen auf.

Ein neuer Abschnitt begann 1983, als Sepp Schweighart die musikalische Leitung übernahm. Der Dirigent erweiterte das Repertoire durch Potpourris, Stimmungslieder, Landler, Schlager und sogar Ouvertüren wurden einstudiert. In dieser Zeit wurden auch die Pipinsrieder Barockbläser ins Leben gerufen. Bestehend aus fünf Musikern, spielen sie seither zu Gottesdiensten, insbesondere beim Altbairischen Adventssingen in der Altomünsterer Klosterkirche glanzvolle Barockmusik.

Im April 1987 organisierten die Musikanten das erste Bockbierfest, das ein Jahr danach zum Stark- und Weißbierfest wurde. Seit vielen Jahren zählt dieses Traditionsfest um den Josefstag zu den Höhepunkten im Gemeindeleben, bei dem neben zünftiger Blasmusik das kommunalpolitische und vereinsinterne Geschehen derbleckt wird. Außer vielen kleinen und größeren Auftritten in der Gemeinde und Umgebung werden die Blasmusiker auch immer wieder in die Landeshauptstadt gerufen. So spielten sie 1999 erstmals beim Oktoberfestumzug, im Marienhof bei der Fußball-WM 2006 oder 2008 bei der Einführung des neuen Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhardt Marx. Zu den liebgewonnenen Verpflichtungen gehört außerdem die musikalische Umrahmung des traditionellen Metzgersprungs bei der Gesellenfreisprechung sowie seit 2010 die Teilnahme auf der Oidn Wies'n. Seit 2011 fahren die Pipinsrieder Musikanten übers Faschingswochenende ins Rheinland. Als Aushängeschild für bayrische Blasmusik sind sie an den Karnevalsumzügen in Düsseldorf und Neuss aktiv.

Seit der Gründung bis zum heutigen Tag gab es eine Vielzahl von Auftritten. So gehören Hochzeiten, Dorf- und Volksfeste, Festumzüge und Geburtstagsständchen zum festen Programm. Die Blaskapelle tritt je nach Anlass in Gruppen von acht bis zu 30 Musikanten vom Jugend- bis zum Seniorenalter auf. Das musikalische Repertoire reicht von bayrisch-böhmischer Blasmusik mit Märschen, Polkas, Walzern und Zwiefachen, über Volkstänze und etwas flotterem Swing und Dixie bis hin zu Kirchenmusik. Ein hoher Anspruch an die musikalische Qualität und große Spielfreude kennzeichnen das Zusammenspiel der mittlerweile bis auf 35 Musikanten angewachsenen Blaskapelle.

In 40 Jahren trat die Gruppe rund 1600 Mal auf und hat 442 Stücke gespielt. Von Anfang an wurde bei den Pipinsrieder Musikanten die Jugendarbeit groß geschrieben. Vorstand Markus Knoll verweist darauf, "dass wir uns mittlerweile ziemlich aus eigenen Nachwuchsbläsern rekrutieren und der Fortbestand gesichert ist." Zudem bilden Mitglieder zusammen mit externen Instrumentallehrern die Jugend im Einzelunterricht aus. Als Zugangsvoraussetzung gilt bei der Blaskapelle und ihrem Dirigenten Simon Schlatterer das bronzene Leistungsabzeichen des Musikbundes von Ober- und Niederbayern. Somit kann die Musikgruppe einen Mindeststandard gewährleisten, der sowohl für die Blaskapelle als auch für die Nachwuchsbläser eine Orientierungsgröße darstellt. Das Durchschnittsalter der Musikanten liegt bei 28 Jahren. "Entgegen so manchem Trend ist es uns gelungen, Jung und Alt über diese lange Zeit zu vereinen und das Publikum mit unserer Blasmusik zu begeistern", schreibt Vorstand Knoll in der Festschrift. Damit das Jubiläumsfest gelingt und auch das Wetter passt, haben sich die Pipinsrieder Musikanten im Juni sogar zu einer Wallfahrt zum heiligen Berg Andechs aufgemacht, verrät Knoll noch. Da dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Interessierte, die gerne ein Blasinstrument erlernen möchten, können sich an die Vorstandschaft der Pipinsrieder Musikanten wenden, unter Telefon 08254/9974747 oder 08251/819539.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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