Fos Markt Indersdorf:Eine Schule, 40 Schüler

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Die beiden Klassen der neuen Fachoberschule Indersdorf sind überschaubar, im Unterricht herrscht eine persönliche Atmosphäre.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Ein Mann, der wegen seiner Geisteskrankheit unter Betreuung steht, hat sich ein Motorrad gekauft. "Ist der Kaufvertrag rechtswirksam?", will Lehrer Jörg Fendt von der Klasse wissen. "Nein, ist er nicht", antwortet eine Schülerin. "Er ist ungültig, weil der Mann nicht geschäftsfähig ist." Lehrer Fendt bestätigt die Antwort. Unterricht in der Wirtschaftsklasse der neuen Fachoberschule in Indersdorf, die zum neuen Schuljahr gestartet ist. Das Klassenzimmer befindet sich im Erweiterungsbau der Realschule Vinzenz von Paul. 20 Schülerinnen und Schüler besuchen die Klasse, die Atmosphäre ist entspannt, weil die Zahl der jungen Leute überschaubar ist. "Schüler und Eltern schätzen es, dass die Schule kein Großbetrieb ist", erklärt Rektor Anton Wagatha. Es herrscht eine persönliche Atmosphäre in dem eher kleinen Kreis, die Lehrer können individuell auf die Schüler eingehen. Eine nicht ganz unwichtige Voraussetzung für einen effizienten Unterricht.

Mehr als 50 Anmeldungen hatte die neue Fachoberschule, die neben der Ausbildungsrichtung Wirtschaft / Verwaltung auch den Zweig Sozialwesen anbietet. 39 Schülerinnen und Schüler wurden angenommen, pro Ausbildungsrichtung wurde je eine Klasse gebildet. Im nächsten Schuljahr werden es wohl zwei Klassen pro Ausbildungsrichtung sein. Das hängt von den Anmeldungen ab. Die Fachoberschüler werden dann geschlossen in die Pavillons ziehen, in denen derzeit noch Realschüler unterrichtet werden. Die Behelfsbauten wurden wegen der Generalsanierung der Realschule errichtet, die voraussichtlich im April 2017 beendet ist. Dann ziehen die Realschüler wieder in den Klosterbau und die Pavillons werden frei für die Fachoberschule. In einigen Jahren soll es einen Erweiterungsbau für das neue Schulangebot geben, der wahrscheinlich im Klostergarten errichtet wird. Auf lange Sicht ist auch die Ausbildungsrichtung Technik geplant. "Die haben wir nach wie vor im Blick", sagt Schulleiter Wagatha.

Futuristische Optik: Die Sonne taucht den Aufzug im Erweiterungsbau der Realschule in grünes Licht. Hier ist die FOS untergebracht. (Foto: Niels P. Joergensen)

Noch nicht staatlich anerkannt

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Die neue Fachoberschule ist zwar genehmigt, aber noch nicht staatlich anerkannt. Dieser Schritt kann frühestens in drei Jahren erfolgen, wenn die Schule einen erfolgreichen Betrieb nachweisen kann. Dazu müssen die Schüler von zwei Jahrgängen ihre Prüfung bestehen. Eine bestimmte Erfolgsquote sei Voraussetzung für die staatliche Anerkennung, so Wagatha. Dass die Schule bisher nur staatlich genehmigt ist, hat für den Unterricht keine Folgen. Doch bis zur staatliche Anerkennung stellt die Schule keine Zeugnisse aus, sondern gibt einen Bericht über den Leistungsstand der Schüler ab. Ihre Abschlussprüfung legen die ersten zwei Jahrgänge zwar in Indersdorf ab, ihre Leistungen werden aber von der Fachoberschule Fürstenfeldbruck bewertet, die die Indersdorfer Fachoberschule betreut. Weil es aus den zwei Schuljahren keine Vornoten gibt, sind neben den Prüfungen in den Hauptfächern Prüfungen in vier weiteren Fächern nötig.

Für die beiden bestehenden Klassen braucht die Fachoberschule nur einen Raum. Denn der Unterricht wechselt sich in einem dreiwöchigen Rhythmus mit der praktischen Ausbildung ab. Die Praktika sind ein Wesensmerkmal der Fachoberschulen. In der elften Jahrgangsstufe beanspruchen sie das halbe Schuljahr. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen intensive Einblicke in die Arbeitswelt und vertiefen ihr theoretisches Wissen aus dem Unterricht. Die Klasse des Zweigs Sozialwesen absolviert gerade den praktischen Ausbildungsblock. Für die Ausbildungsrichtung Wirtschaft / Verwaltung sucht die Schule noch Praktikumsplätze, sowohl im Industrie- als auch im Dienstleistungsbereich. Banken und Gemeindeverwaltungen haben schon Plätze für die Schule zur Verfügung gestellt.

Angenehme Arbeitsatmosphäre: Mit je 20 Schülern sind die beiden Klassen der Indersdorfer Fachoberschule nicht allzu groß. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Wir haben sehr engagierte Lehrer, und die Schüler ziehen mit", freut sich Wagatha. Am 16. Januar 2017 um 19.30 Uhr veranstaltet die Schule im Barocksaal des Klosters einen Informationsabend für das kommende Schuljahr. Dabei werden auch Fachoberschüler aus der Praxis berichten. Zum Klassenelternabend seien viele Eltern gekommen, sagt Wagatha. Und die freuten sich über den "vinzentinischen Geist, der auch in der Fachoberschule weht. Die Vermittlung christlicher Werte ist uns wichtig."

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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