Benefizkonzert für den SZ-Adventskalender:Weihnachtliche Klangbilder

Lesezeit: 3 min

Angelika Mauersich und Dominik Härtl von der Ludwig-Thoma-Gemeinde haben gemeinsam mit dem Pianisten Markus Kreul für das SZ-Benefizkonzert ein Programm entwickelt, das besinnlich ist. Aber auf seine ganz eigene, spannende Weise

Von Adolf Gottwald, Dachau

Dieses Jahr wollen die Ludwig-Thoma-Gemeinde und Pianist Markus Kreul auf dem SZ-Benefizkonzert weihnachtliche Klangbilder schaffen. Allerdings keine, die man üblicherweise erwarten würde. Vielmehr möchten sie Poesie und Musik verbinden. Oder wie Angelika Mauersich, Gymnasiallehrerin für Deutsch in Dachau, sagt: "In Zeiten, in denen Texte nur noch nach ihrer Information beurteilt werden, rücken wir die Schönheit literarischer Zeugnisse in den Vordergrund." Die Proben haben ausgezeichnet funktioniert und gezeigt, dass sich sogar Robert Schumann und Ludwig Thoma ergänzen. Einen Monat vor dessen 150. Geburtstag, am 21. Januar 2017, zeigt das Benefizkonzert am Dienstag, 20. Dezember, also einen anderen und vermutlich vielen Zuhörern unbekannten Thoma.

Text und Musik werden sich ineinander verweben. Dafür hat Pianist Markus Kreul sein Programm sorgsam zusammengefügt. Es enthält die berühmten Zigeunerweisen op. 20 von Pablo de Sarasate: Sie spielen Ralitsa Bogdanova (Violine) und Nyimaphuntsok am Klavier. Der Spanier Sarasate, geboren 1844 in Pamplona, war ein ganz großer Geiger, bewundert in den Konzertsälen ganz Europas einschließlich Russlands. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die 1878 geschriebenen unerhört virtuosen Zigeunerweisen, in welcher er Musik spanischer und nicht in Ungarn lebender Zigeuner aufgriff. Auf virtuos bearbeitete Zigeunerweisen folgt mit drei ausgewählten Liedern von Richard Strauss zarte Lyrik, die aber - wie könnte es bei Richard Strauss anders sein - virtuose Gesangstechnik und einen gewandten Begleiter am Klavier voraussetzt.

Susanne Müller, die im Dachauer Schloss bereits bei einem Dozentenkonzert des Europäischen Musikworkshops aufgetreten ist, singt die Lieder "Zueignung", "Die Nacht" und "Morgen!" - lauter Lieder von besonderer Ausstrahlung, die wohl jeden Zuhörer ganz unmittelbar ansprechen. Zwei Lieder entstammen den um 1882 geschriebenen "Acht Liedern op. 10", die Strauss "Herrn Heinrich Vogl, königlich bayerischer Kammersänger" gewidmet hat, das dritte ("Morgen!") trägt die Widmung "Meiner geliebten Pauline zum 10. September 1894". Susanne Müller wird am Klavier begleitet von Markus Kreul, außerdem ist auch Ralitsa Bogdanova beteiligt.

Markus Kreul spielt eine Auswahl aus den "Kinderszenen op. 15" von Robert Schumann, also Stücke, die jeder Klavierschüler und Freund romantischer Klaviermusik kennt, und Stücke aus dem weniger bekannten Werk "Der Christabend" von Niels W. Gade. Dieser "Christabend" heißt original "Börnenes Jul", denn Gade ist ein dänischer Komponist aus Kopenhagen, genauer gesagt der führende dänische Komponist seiner Zeit (1817 - 1890). In Deutschland wurde er durch Robert Schumann und Mendelssohn Bartholdy, dem er in Leipzig als Dirigent der Gewandhaus-Konzerte nachfolgte, bekannt. Schumann und Mendelssohn faszinierte der "nordische" Ton von Gades Musik.

Beim SZ-Benefizkonzert darf man sowohl auf das nordische "Julfest" Gades wie auch - zum Abschluss - auf hebräische Liebeslieder, gesungen und gespielt von Susanne Müller, Ralitsa Bogdanova und Markus Kreul, gespannt sein. Ein musikalisch anspruchsvoller Beitrag des Abends ist die "Petite Suite" für Klavier zu vier Händen von Claude Debussy. Diese 1888/89 komponierte Suite wird in den Debussy-Biografien nur als eines der relativ früh geschriebenen kleineren Werke, die aber später sehr populär wurden, erwähnt.

Der Verfasser des Leitfadens "Vierhändig" des früher sehr beliebten Münchner Ernst-Heimeran-Verlags aber schwärmt: "Kenner und Liebhaber der Petite Suite schätzen die vier Sätze dieser prachtvollen vierhändigen Kammermusik über alles und sind gerne bereit, ihretwegen auf manch dankbares Opus der Literatur zu verzichten. Ein satztechnisch meisterhaftes Werk, das durch seine impressionistische Haltung, seine übersichtliche Form und die Fülle schöner Einfälle schon beim Durchspielen bezaubert. Das erste Stück "En batteau" ist ein sommerliches Stimmungsbild, gemalt in zarten Farben, harmonisch ungemein reizvoll und immer gut klingend. "Cortege" wandelt ein gavottenähnliches Thema geistreich ab. Auf das kontrapunktisch sehr fein gestaltete Menuett folgt ein rhythmisch straffes "Ballett", unterbrochen von einem eleganten feingliedrigen Tempo di Valse, zärtlich verspielte Musik typisch romanischer Art mit delikaten Mittelstimmen - ein Leckerbissen und eine Entdeckung für jeden Musizierer. Beim SZ-Benefizkonzert spielen ihn der Tibetaner Nyimaphuntsok und Markus Kreul. Vermutlich ist es dann nicht nur für die Musizierer ein Leckerbissen, sondern auch für alle Zuhörer, die im Nu zu Kennern und Liebhabern dieser Musik werden können.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: