Beerdigung von Anton Kreitmair in Erdweg:Visionär, Kämpfer, Freund und Vater

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Trotz Corona nehmen am Dienstagnachmittag Hunderte Trauergäste von Anton Kreitmair Abschied. Der Politiker und Bauernobmann erlag in der Nacht zum Samstag seinem Krebsleiden. Die Weggefährten loben vor allem seine ehrliche und direkte Art sowie seine Rolle als Vermittler

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Es ist ein beeindruckendes Bild: Hunderte Freunde und Weggefährten erweisen Anton Kreitmair am Dienstagnachmittag einen würdigen Abschied. Der Politiker und Bauernobmann ist in der Nacht von Freitag auf Samstag im Alter von nur 57 Jahren an seiner schweren Krebserkrankung gestorben, gegen die er lange gekämpft hatte. Pfarrer Marek Bula berichtet in einer einfühlsamen Rede, dass Kreitmair am Ende friedlich eingeschlafen sei, nachdem er sich ganz bewusst von seiner Familie verabschiedet habe. Noch am Abend hatte der Pfarrer Anton Kreitmair die Sterbesakramente gegeben.

Bulas Schilderungen über den friedvollen Abschied Kreitmairs können den Schmerz der Angehörigen womöglich ein wenig lindern. Seit dem Ausbruch seiner Krankheit im Februar 2017 hatte Kreitmair sich nie aufgegeben und er war bis zuletzt optimistisch geblieben, wie seine engen Weggefährten berichten. Sein Stellvertreter im Dachauer Bauernverband Simon Sedlmair schildert der Trauergemeinde, wie Kreitmair noch vor zwei Wochen eine Sitzung des Kreisverbands besuchte und angeregt mit den Leuten sprach. "Er war ein Schatz für uns", sagt Sedlmair.

Zu den Ehrengästen am Rednerpult zählte Ilse Aigner, die Präsidentin des Bayerischen Landtags. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Kreitmairs Hilfsbereitschaft, seine Ehrlichkeit und seine Zuverlässigkeit zeichneten ihn Zeit seines Lebens aus - darüber berichten alle Redner auf seiner Trauerfeier. Auch dank dieser Eigenschaften ist die Anteilnahme an diesem Nachmittag vermutlich so groß. Trotz der Pandemie und hochsommerlicher Temperaturen stehen die Menschen mit Masken und dem gebotenen Abstand bis 100 Meter vor die Friedhofsmauern, um Abschied zu nehmen. Kreitmair war Gemeinderat, Dachauer Bauernobmann, oberbayerischer Bauernpräsident, Kreisrat, Landtagsabgeordneter, Ehemann und vor allem auch Familienvater für seine drei inzwischen erwachsenen Kinder. Er galt als Förderer der Jugend, die entsprechend zahlreich auf seiner Beerdigung erschienen ist.

Gekommen sind neben Familie, Freunden, Weggefährten, Dorfbewohnern und zahlreichen Bäuerinnen und Bauern so politische Größen wie die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und die Präsidentin des Bayerischen Landtags Ilse Aigner. Beide haben, um Kreitmair zu verabschieden, vorzeitig die Klausurtagung der CSU im Landtag in Richtung Kleinberghofen verlassen, wo der Bauer aufgewachsen ist und jahrzehntelang seinen geliebten Moslhof betrieben hat. Aigner bezeichnet Kreitmair in ihrer bewegenden Rede als "Musterbeispiel eines Abgeordneten", weil er sich stets seinem Gewissen verpflichtetgefühlt habe. Politiker wie ihn, die frei in ihrem Meinungsbild und Stimmverhalten sind, brauche eine Demokratie. "Er war ein echter Kämpfer, standhaft, unverstellt und glaubwürdig. Das hat mich schwer beeindruckt."

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehrere Hundert Menschen nahmen am Dienstagnachmittag Abschied von Anton Kreitmair auf dem Friedhof der Kirche St. Martin in Kleinberghofen.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wegen der Ansteckungsgefahr trugen alle Gäste auch im Freien Masken.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die gebotenen Abstandsregeln hielt man ebenso ein.

Voller Respekt und Anerkennung spricht auch der Bayerische Bauernpräsident Walter Heidl über seinen langjährigen Kollegen. Noch bis kurz vor seinem Tod habe sich Kreitmair für den Bauernverband eingesetzt und dessen Ziele mitdefiniert. "Er war eine herausragende Persönlichkeit, ein visionärer Vordenker, ein hervorragender Mensch und streitbarer Kämpfer", sagt Heidl. Kreitmair, das hört man an diesem Nachmittag immer wieder, habe sich nicht verbiegen lassen, wobei er für gute Argumente immer offen gewesen sei. In den zuletzt schwierigen Zeiten habe er den Bauern immer Mut und Zuversicht gegeben, sagt Heidl. "Er hinterlässt eine große Lücke im Bauernverband."

Kreitmairs Anerkennung galt auch immer den Landfrauen und Bäuerinnen, die in höchsten Tönen über ihn sprechen. "Er hat unsere Arbeit immer mit Hochachtung begleitet. Er hatte eine große Wertschätzung für uns Frauen und hat uns stets ermutigt, politisch zu partizipieren und Stellung zu beziehen", sagt die oberbayerische Bezirksbäuerin Christine Singer. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michael Kaniber nennt Kreitmair ein "Vorbild" und einen "aufrichtigen Freund und ehrlichen Ratgeber". Gerade im vergangenen Jahr, als die Bauernschaft mit zahlreichen ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert worden sei, habe Kreitmair sich "wie ein lebendiges Schutzschild" vor die Bauern gestellt. Für Kaniber war Kreitmair ein unermüdlicher Kämpfer, der sich besonders auch für die kleineren Familienbetriebe eingesetzt habe. "Er war ein wichtiger Moderator zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik."

Zu Wort kamen auch die politischen Vertreter aus Kreitmairs Heimatlandkreis Dachau. Sein langjähriger CSU-Landtagskollege Bernhard Seidenath betonte, dass der Verlust Kreitmairs ein "schwerer Schlag" für die Dachauer und die Erdweger CSU sei. Durch seinen Charme und seine Geradlinigkeit habe Kreitmair immer den Draht zu den Leuten gefunden. "Mit Toni verlieren wir einen wundervollen Menschen, der nie sich selbst, sondern stets die Sache in den Mittelpunkt gestellt hat." Der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) erinnerte daran, dass Kreitmair einen "verschmitzten, ehrlichen Humor" gehabt habe, was jedoch nicht bedeutete, dass er keine unbequemen Wahrheiten aussprechen konnte. Kreitmair galt immer als ehrlich und gerade raus.

© SZ vom 16.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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