Bäuerliche Kultur:Wie einst in Oberzeitlbach

Lesezeit: 2 min

Der Oberländerhof aus dem 18. Jahrhundert wird auf dem Freilichtmuseum Glentleiten originalgetreu aufgebaut, um die bäuerliche Kultur des nördlichen Oberbayerns zu dokumentieren. Der Purtlhof hat keine Chance auf Rettung.

Wolfgang Eitler

Historische Aufnahme des Oberländerhofs, der einige interessante Details bäuerlicher Kultur aufweist, wie ein eigene Wasserstelle in der Stube. (Foto: Glentleiten)

"Was wird aus dem Purtlhof?" Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter und ihr Vorgänger Norbert Göttler treibt diese Frage seit Jahren um; nicht erst seitdem dieses historische Denkmal, eines der ältesten Anwesen des nördlichen Oberbayerns überhaupt, vor einigen Wochen in sich zusammen gefallen ist. Eine Beratung vor einigen Tagen mit Vertretern des Museumsdorfs Glentleiten des Bezirks Oberbayern im Landkreis Garmisch-Partenkirchen für bäuerliche Kultur hat keinerlei neue Perspektiven eröffnet. Es ist unwahrscheinlich, dass der Purtlhof eventuell dort als Museumsstück präsentiert werden könnte. Denn die Glentleiten besitzt bereits einen wesentlich besser erhaltenen Dreiseithof aus Oberzeitlbach bei Altomünster. Zum Trost für alle Dachauer Denkmalschützer wird der sogenannte Oberländerhof aller Voraussicht nach in dem Freilichtmuseum bei Murnau originalgetreu aufgebaut.

Schon vor Jahren hatte sich der damalige Kreisheimatpfleger und jetzige Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler mit der stellvertretenden Leiterin der Glentleiten, Ariane Weidlich, getroffen, um den Purtlhof bei Ampermoching auf dem Gemeindegebiet von Röhrmoos zu begutachten. Sie schätzte schon damals die Chancen auf einen Wiederaufbau in dem Freilichtmuseum als eher gering ein. Denn von dem Anwesen stand damals nur noch das Wohnhaus, nicht mehr aber die dazugehörigen Scheune und Remise. Trotzdem schätzte Weidlich das Gebäude als so wertvoll ein, dass sie es gemeinsam mit Studenten der Architektur in Zeichnungen und Fotografien dokumentierte. Mehr wird wohl nicht übrig bleiben.

Jahrelang hatte der Landkreis Dachau versucht, sich mit den Eigentümern zu einigen, um das Bauernhaus aus dem Jahr 1607 zu bewahren und um eine Idee für dessen künftige Nutzung zu entwickeln. Sie schien sich in einer Zusammenarbeit mit dem Museumsverein Dachau und dem Verein für Archäologie abzuzeichnen, die beide dringend eine Zentrale samt Ausstellungsoptionen benötigen. Während der gesamten Verhandlungen hatte das Landratsamt darauf verzichtet, den aktuellen Zustand zu konservieren; er wollte keine unnötige Kosten für den Eigentümer verursachen. Immerhin sollte doch das Gebäude originalgetreu restauriert werden. Rückblickend spricht das Landratsamt von einem Fehler. Denn seit dem Einsturz vor einigen Wochen sind all diese Pläne hinfällig. Der Eigentümer hat über die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Labbé und Partner den Abriss beantragt. Das Landesamt für Denkmalschutz in München eruiert zurzeit die Chancen, das Gebäude wieder aufbauen zu können.

Sie sinken. Denn Ariane Weidlich von der Glentleiten sagt im Gespräch mit der SZ, dass sie nur an den handgeschlagenen Dachziegeln interessiert sei, die sie für Reparaturarbeiten an Museumsbauten benötige. Außerdem vielleicht noch an einem Teil der historischen Inneneinrichtung: "Denn im Purtlhof ist die Zeit stehen geblieben." Dabei hatte die Dachauer Kreisheimatpflegerin Unger-Richter bis vor kurzem noch gehofft, dass die Glentleiten ein gesteigertes Interesse an Bauernhäusern aus dem nördlichen Oberbayern haben könnte. Denn die Leitung dort will den Wunsch aus dem nördlichen Oberbayern erfüllen, das auf eine Präsentation seiner bäuerlichen Kultur in dem Freilichtmuseum drängt. Bisher ist nur der südliche Teil Oberbayerns dokumentiert. Die Idee einer eigenen vergleichbaren Einrichtung nördlich von München ist vom Bezirk endgültig verworfen worden.

Ariane Weidlich sagt: "Wir werden künftig Bauernhöfe aus dem nördlichen Oberbayern zeigen." Ein zentrales Exponat soll dabei der Oberländerhof aus Oberzeitlbach werden. Denn er ist nicht nur bestens erhalten, er ist auch historisch fundiert untersucht worden. Wie Weidlich berichtet, fanden dort 1994 archäologische Grabungen statt, die spannende Erkenntnisse ergeben hätten. So sei in der großen Stube ein eigenes kleines Wasserreservoir aus Ton im Boden eingelassen gewesen. Außerdem habe der Oberländerhof über eine eigene Kalkgrube für Bauarbeiten verfügt. Mit anderen Worten: Gegen den Oberländerhof aus dem 18. Jahrhundert war der Purtlhof in seinem teils maroden Zustand von vorneherein chancenlos.

© SZ vom 02.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: