Bad Tölz/Dachau:Die Stimme der bairischen Kultur

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Hedi Heres entstammte einer Volksmusikdynastie. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Tölzer Musikverein veranstaltet ein Konzert in Memoriam Hedi Heres

Von Wolfgang Eitler, Bad Tölz/Dachau

Der südlich-weiche Klang des Bairischen entsteht erst durch die richtige Betonung. Hedi Heres hatte ihn in allen ihren Moderationen im Bayerischen Rundfunk genau geplant und die entscheidenden Worte sowie Vokale rot unterstrichen. Und dann erzählte sie in ihrem dunklen Timbre von der Volksmusik, vom Brauchtum und von ihren Vorlieben für das Echte. Die Stimme der bairischen Kultur und der echten Volksmusik ist vor fünf Jahren verklungen. An diesem Freitag erinnert ein Konzert in Bad Tölz an die Frau aus Dachau, die aus einer regelrechten Volksmusikdynastie stammte und vor fünf Jahren starb. Sie wurde 71 Jahre alt.

Heinrich Neumaier war ein Wegbegleiter des Kiem Pauli. Tochter Heres war schon beim legendären Dachauer Hutsingen von 1950 dabei, das ihr Vater organisiert hatte. Damals trafen sich die besten Dichter von Vierzeilern aus dem Landkreis. Ihr Bruder Heinz ist ein überregional geachteter Volksmusiker und exzellenter Gitarrist, der einen der ältesten bairischen Musikvereine überhaupt leitet, den Dachauer Zitherklub. Nach dem Tod des Vaters (1976) erhielt Hedi Heres vom Bayerischen Rundfunk das Angebot, dessen Erbe publizistisch zu pflegen. Es gab in den letzten Jahrzehnten bis zu ihrem Tod kaum ein herausragendes Ereignis der Volkskultur in Oberbayern, an dem sie nicht als Erzählerin und Moderatorin beteiligt war. Im Alter von 13 Jahren hatte sie für sich die Leidenschaft zum Volkstanz entdeckt. Viele der heutigen Vortänzer haben bei ihr gelernt. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 war sie im Radio auf Bayern 1 zu hören, erzählte Geschichten und Anekdoten, spielte ihre Musik und gab auch Anrufern bis aus dem Norden Deutschlands einen kleinen Nachhilfeunterricht über die bayerischen Dialekte, besonders über das Bairische, in das ja das "Y" erst per königlichem Dekret von 1825 durch den Griechen-Fan Ludwig I. eingeführt wurde. Der Buchstabe stammt aus dem griechischen Alphabet.

Hedis Mann Horst Heres hat ein wunderbares Buch mit Bildern aus dem Leben seiner Frau verfasst, das viele Stationen des gemeinsamen Lebens, der gemeinsamen Faszination für Geschichte und Kultur festhält. Dabei waren beide naturwissenschaftlich geprägt. Sie war Gymnasiallehrerin für Biologie, er für Chemie.

In einem Gespräch sagte sie einmal der SZ, dass das Bairische und die Volksmusik für sie zeitlebens "eine Herzenssache" waren.

Konzert in Memoriam Hedi Heres, Freitag, 27. November, 20 Uhr: Der Dreigesang Höss, die Tölzer Sänger, die Geschwister Schabmair, die Bairer Soatnmusi und die Gröbenbach Musi bestreiten gemeinsam mit Sprecher Klaus Wittmann das Konzert. Der Bairisch-Alpenländische Musikverein lädt ins Stadtmuseum von Bad Tölz ein.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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