Ausstellung:Villa Kunterbunt

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Herbert Felix Plahl, Tadeusz Stupka, Ralf Hanrieder und Lilly Karsten geben in der Stockmann-Villa Einblicke in ihre vielfältige künstlerische Arbeit

Von Petra Neumaier, Dachau

Warm dringt das Licht aus den großen Fenstern der Villa Stockmann in die regennasse Dunkelheit. Nur angelehnt ist an diesem Freitagabend die mit Holzornamenten verzierte Haustür - alle sind heute eingeladen, um über das knarzende Treppenhaus einen Blick in die Ateliers der Künstler zu werfen. "Und gut, dass Sie schon früher da sind, nachher sieht man vor lauter Leuten nichts mehr", begrüßt Herbert Felix Plahl die Besucher im Erdgeschoss, und da sollte er recht behalten. Denn es wird voll, bei der Vernissage der vier Künstler, die in diesem wunderschönen Haus arbeiten. Und obwohl sie in ihren Werken kaum unterschiedlicher sein könnten, scheint doch alles unter einem Motto zu stehen, das da wäre: "Wer suchet, der findet."

Herbert Felix Plahl

Suchen muss man Herbert Felix Plahl nicht. Zumindest nicht an diesem Abend. Der renommierte Künstler reist ja ansonsten viel. Jedes Jahr in ein anderes Land, das ihn verändert zurückkehren lässt. Die Eindrücke hält er dann stets in seinen Bildern neu fest, die er seit 33 Jahren in seinen regelmäßig hier und anderswo stattfindenden Ausstellungen präsentiert. Nur dieses Jahr, sagt er, habe es mit der Reise nicht geklappt, worüber er aber nur ein bisschen traurig sei. Denn als er sich an die Staffelei stellte, Farben und Pinsel in der Hand, flossen nur so alle "Erfahrungen" der vergangenen Jahre aus ihm heraus. Der mit bunten Farbflecken gesprenkelte Boden an der breiten Fensterfront zeugt von dem fleißigen Arbeiten des Künstlers. Herbert Felix Plahl lacht. "Farbe ist mein Leben", sagt er dann, und drum strotzen seine Bilder auch vor kräftigen, aber nicht aufdringlichen Farben und Formen und Menschen, die schweben, die mit ausgebreiteten Armen das Leben empfangen, die still träumen oder fröhlich durch das Bild rennen: "Das Positive muss in einem selbst sein, wenn man andere Menschen positiv beeinflussen will", sagt der Künstler und strahlt.

"Was haben Sie denn wieder Schönes?" Die Besucher, die jetzt unablässig zur Vernissage eintreffen, kennen Herbert F. Plahl zum Teil seit Jahrzehnten. Und seine Bilder, in denen man mit den Augen spazieren gehen und immer wieder Neues entdecken kann und die deshalb nie langweilig werden.

Die Ausstellung "Erfahrungen" von Herbert Felix Plahl ist auf Anfrage bis Ende des Jahres noch zu sehen. Kontakt: art@hf.plahl.de

Tadeusz Stupka

"Und? Was haben Sie anzubieten", dröhnt die Stimme von Landrat Stefan Löwl durch den Flur, der nicht versäumt, auf weitere Termine am Abend aufmerksam zu machen. "Aber die Zeit muss man sich gönnen", sagt er und tut das dann auch. Später trifft man ihn noch einmal wieder, im engen und unaufgeräumten Atelier ("Ich zeige, wo und wie ich arbeite") von Tadeusz Stupka. "Ist das Star Wars", fragt der Landrat den vielseitigen Künstler. "Das ist freie Interpretation", versichert jener, um dann eifrig (auch er weiß um die Eile des Landrates) seine anderen, auf riesigen Leinwänden gemalten und faszinierenden Ansichten von Städten, Hallen und darin geschickt versteckten, erotischen Darstellungen zu präsentieren. "750 Punkte", ruft Tadeusz Stupka begeistert, als er Stefan Löwl auf ein Bild aufmerksam macht, dessen frech-frivole Darstellung sich - außer für den Landrat - erst durch den Blick über das Display der Handy-Kamera erschließt.

Ralf Hanrieder

Durch das Handy sind auch die Bilder von Ralf Hanrieder besser zu entschlüsseln. Noch beschaulich ruhig ist es in seinem Atelier, wo DJ Tobi und Aktionskünstlerin "Frau-Rund" mit ihren Leuchtbällen ein bisschen warten. Was aber auch hier Zeit gibt, die Werke eingehend zu betrachten. Und was sich durchaus lohnt. Denn hinter den "Magischen Quadraten" und den zunächst verwirrenden, sich wiederholenden und verschiedenfarbigen Strichdiagrammen verstecken sich ruhige Landschaften und Menschen. Wie Hanrieder diese außergewöhnlichen Kunstwerke malt, verrät er natürlich nicht. "Ich spiele gerne mit der Wahrnehmung", sagt der Künstler nur, der auch zwei, aus Schläuchen gewickelte Skulpturen geschaffen hat. Ein Kopf und ein Server - online verbunden.

Lilly Karsten

Ruhig, romantisch, leise: Im Atelier der jungen Fotografin Lilly Karsten dominiert das Weiß: Weiße Schränke, weiße Bilderrahmen, weiße Wände. Suchen muss man nach den farbigen Fotografien hier nicht lange, allenfalls ganz nah herangehen, an die winzigen Polaroid-Fotos von Landschaften, die in ihren breiten Passepartouts ruhen. "Unikate - das finde ich faszinierend", erklärt die junge Frau über ihre neue Leidenschaft. Ihr Herz hängt jedoch an Fotoreportagen von Hochzeiten, "weil ich da kreativ sein kann", sagt sie und dass sie es liebe, echte Emotionen einzufangen - wie sie es auch liebe, Landschaftsstimmungen festzuhalten. Dafür sitzt sie stundenlang am Strand und wartet, auf den einen Moment. "Ich liebe die Abwechslung", sagt die Fotokünstlerin, die ihre Berufung in einem Beruf gefunden hatte, den auch ihr Vater ausübt und den sie eigentlich auf "gar keinen Fall" machen wollte. Seit zehn Jahren sprüht Lilly Karsten vor Begeisterung und auch jetzt kann sie kaum aufhören, davon zu erzählen. "Ich habe viel versucht und gesucht, und das hier gefunden."

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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