Außerordentliches Engagement:Zwei Männer aus dem Landkreis Dachau erhalten Bezirksmedaille

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Der Bezirk Oberbayern würdigt zwei Persönlichkeiten: Der Volkstanzexperte Erich Müller und Frank Striegler, Gründer der Kleinkunstbühne Leierkasten

Von Christiane Bracht, Dachau/München

Erich Müller gibt seit 40 Jahren Volkstanzkurse im ganzen Landkreis Dachau und ist Tanzmeister, etwa beim Kirta-Tanz in Röhrmoos oder bei der Redoute im Dachauer Schloss. Am Freitag, 8. November, wird er vom Bezirk Oberbayern für sein außerordentliches Engagement geehrt. Mit ihm erhält auch der Gründer der Kleinkunstbühne Leierkasten und Organisator der Theatertage in Dachau, Frank Striegler, eine Bezirksmedaille.

Beide zeigten sich sehr überrascht über die Lorbeeren. "Damit hätte ich nie gerechnet", sagt Müller der Süddeutschen Zeitung. "Aber eigentlich ist es eine Auszeichnung, die auch meiner Frau gehört, denn mit ihr habe ich alles zusammen gemacht." Für den Röhrmooser ist es die erste große Ehrung. Frank Striegler hat indes schon mehrere Preise bekommen, unter anderem den Tassilo Preis der Süddeutschen Zeitung. Er ist Ehrenbürger der Stadt Dachau und auch vom Landkreis gewürdigt worden. Die Bezirksmedaille ist jedoch auch für ihn etwas Besonderes. "Es ist ein großer Preis. Und es ist schön, dass meine Arbeit gesehen wird von denen da oben, die was zu sagen haben", sagt er voller Genugtuung. Etwas bedauert er allerdings, dass nicht ein kleiner Betrag mit der Auszeichnung verbunden ist. "Ich habe so viel ehrenamtlich gearbeitet und eine so kleine Rente." 1985 gründete der Erzieher die Kleinkunstbühne Leierkasten, um anspruchsvolle Kultur für Jugendliche und junge Erwachsene nach Dachau zu holen. Mehr als 1000 Leierkasten-Aufführungen hat es in den vergangenen 34 Jahren gegeben. Mehr als 70 000 Besucher waren am Ende begeistert von den Vorführungen. Um das zu ermöglichen hat Frank Striegler durchschnittlich nur 30 Stunden in der Woche in seinem Beruf gearbeitet. Die restliche Zeit engagierte er sich ehrenamtlich. "Hätte ich Vollzeit gearbeitet, hätte ich heute eine bessere Rente", seufzt er. Aber dennoch bereut er nichts. Der Leierkasten und die Theatertage, die er seit 1999 initiiert, "haben mein Leben reich gemacht. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, Künstler von überall her, spannende Kulturen, und es sind zahlreiche Freundschaften entstanden." Und wenn der 65-Jährige heute in einen Laden geht und von einer jungen Mutter angesprochen wird: "Ihr Kinderleierkasten ist toll. Ich war als Kind dort, und jetzt gehe ich mit meinen Kindern dorthin", dann ist Striegler glücklich. "Dann weiß ich, dass die Arbeit sich lohnt." Und er ist froh, dass es weitergeht, auch wenn er inzwischen nur noch in der zweiten Reihe mitmacht und sich auch aus der Organisation der Theatertage immer mehr zurückzieht. Denn Striegler ist inzwischen ins Oberland gezogen zu seinen Enkeln.

Zur Preisverleihung beim Bezirk begleiten ihn Florian Heiser, einer der am längsten mit ihm zusammen gearbeitet hat, Christine Albrecht, die die Theatertage übernehmen wird, Gerhard Pilgerstorfer, der seit Jahren sein ehrenamtlicher Wegbegleiter ist und Susanne Schweiger, die mit ihm die Idee zum Leierkasten hatte und mit dem Kult angefangen hat. "Die vier gehören dazu", sagt Striegler. Mit ihnen habe er nicht nur viel auf die Beine gestellt, sie haben ihn auch menschlich gestützt, ihm Kraft gegeben, etwa wenn er aufgeben wollte. Anfangs hatte der Leierkasten öfter finanzielle Probleme - vor allem deshalb, weil das Projekt nicht unterstützt wurde. Die Stadt zahlte nichts. Erst nach sechs Jahren floss das erste Geld. "Es ist wichtig die Ehrenamtlichen zu unterstützen, denn ihre Arbeit macht das Leben für alle reicher", sagt Striegler.

Auch Erich Müller hat viel Zeit für die Gemeinschaft investiert. Zwölf Jahre lang saß er in Röhrmoos im Gemeinderat. In den 1970er Jahren fuhr er beim Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes mit, war Ausbilder für Erste Hilfe und gehörte der Motorradstreife an, die zur Hauptreisezeit an der Autobahn vom Köschinger Forst bis Vaterstetten die Leute im Stau betreute oder auch Notfallhilfe leistete. Außerdem war er Gründer des Kulturkreises Röhrmoos 2002. Sein Steckenpferd ist seit der Schulzeit jedoch die Volksmusik. Das Feuer entfachte Hedi Heres, die später im Bayerischen Rundfunk mit Volksmusik Karriere machte. Als Lehrerin brachte sie Müller die ersten Tanzschritte bei, denn die Schüler wollten eine französische Jugendgruppe beeindrucken. "Damals war ein Volksmusikboom", erinnert sich Müller. Er verfeinerte seine Kenntnisse in Kursen vom Dachauer Forum, die ebenfalls Heres leitete. 1979 übernahm er diese langsam. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth hat er inzwischen mehr als 50 im gesamten Landkreis gehalten. Dabei standen immer Figurentänze im Mittelpunkt, aber auch die Münchner Française. Sie ist schließlich bei jeder Volkstanzveranstaltung der Höhepunkt. "Wenn dann der ganze Saal tanzt, das ist schon ein besonderes Erlebnis", schwärmt Müller. Zahllose Veranstaltungen hat er inzwischen als Tanzmeister absolviert. Die meisten waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. 2005 rief er zusammen mit Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler und dem Dachauer Kulturreferenten Klaus Weber die Redoute wieder ins Leben. Zur Preisverleihung nimmt er seine Familie mit. Sie ist ihm am wichtigsten. Auch Bürgermeister Dieter Kugler will kommen.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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