Nach Terrorangriff der Hamas:Landkreis hat jetzt Beauftragten gegen Antisemitismus

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Michael Holland, Leiter der Abteilung für Öffentliche Sicherheit und Ordnung, prüft antisemitische und israelfeindliche Vorfälle und zeigt sie bei der Polizei an. (Foto: Toni Heigl)

Landrat Stefan Löwl reagiert auf die Welle antisemitischer Vorfälle in Deutschland und sichert den 28 Israelis im Landkreis Hilfe und Solidarität zu. Diese bekommen nun einen behördlichen Ansprechpartner.

Von Helmut Zeller, Dachau

Der Freistaat Bayern hat einen Antisemitismusbeauftragten - und der Landkreis Dachau jetzt auch. Landrat Stefan Löwl (CSU) hat einen der Abteilungsleiter seiner Behörde als Beauftragten gegen Antisemitismus bestellt - als Reaktion auf den Terrorangriff der radikal-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Bei dem Massaker wurden 1200 Israelis, darunter fast 900 Zivilisten, getötet und 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. "Ich wollte ein Zeichen setzen", sagt Löwl.

Anfang November schrieb er einen Brief an 28 Jüdinnen und Juden mit israelischer Staatsangehörigkeit, die im Landkreis Dachau leben, und sicherte ihnen "die Solidarität des Landkreises" zu. Michael Holland, Leiter der Abteilung für öffentliche Sicherheit und Ordnung, fungiert künftig als ihr Ansprechpartner.

Bindeglied zwischen Verwaltung und Polizei

"Ich bin selbst sprachlos über die Gräueltaten der Hamas; aber fast noch mehr über die Reaktionen in Deutschland sowie die antisemitischen Äußerungen und Vorfälle", heißt es in dem Schreiben des Landrats. Aus diesem Grund, so Löwl, habe er sich an die Israelis im Landkreis gewandt, um ihnen zu sagen: "Sie sind nicht allein. Wir stehen fest an Ihrer Seite; und ich möchte Ihnen versichern, dass dies in unserem Landkreis nicht nur eine Floskel ist. 'Nie wieder' ist für mich jetzt und hier, und wir werden gegebenenfalls auch mit Taten helfen."

Löwl verspricht den jüdischen Bürgern eine schnelle und unkomplizierte Hilfe bei allen Problemen und Fragen im Zusammenhang mit antisemitischen Vorfällen und dem Gaza-Krieg. Das Landratsamt hilft aber auch bei ausländerrechtlichen oder visumsrechtlichen Fragen.

Die Wahl des Antisemitismusbeauftragten fiel nicht schwer: Michael Holland ist als Leiter der Abteilung 3 ohnehin auch für den Staatsschutz zuständig und das Bindeglied zwischen Verwaltung und Polizei. Er prüft, wie das Landratsamt erklärt, antisemitische und israelfeindliche Vorfälle rechtlich und zeigt sie bei der Polizei an. Somit könne er rechtliche Maßnahmen wie Hausverbote in die Wege leiten. Holland seien bisher noch keine Vorfälle gemeldet worden. Aber der Landrat will gewappnet sein.

Sensibilisierungskurse für Lehrer

"Nehmen Sie bitte dieses Schreiben sowie meine Kontakt- und Hilfsangebote als Zeichen, dass wir zu unseren israelischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ebenso stehen wie zum Existenzrecht Israels", so Löwl in seinem Brief an die israelischen Staatsbürger im Landkreis, der mit den Worten "Am Israel chai!" (Das Volk Israel lebt) endet.

Die Adressen der 28 Israelis, die in 16 Haushalten im Landkreis leben, lagen der Behörde vor. Der Brief richtet sich natürlich auch an Jüdinnen und Juden mit deutscher Staatsangehörigkeit, nur weiß das Landratsamt nicht, wie viele und ob überhaupt welche im Dachauer Kreis leben. Deshalb habe man sie nicht persönlich anschreiben können. Der Brief sei aber von den israelischen Adressaten weitergegeben und mit Freunden und Verwandten über Whatsapp und Facebook geteilt worden.

Löwl informierte in seinem Brief noch darüber, dass der Kreisjugendring Dachau "Sensibilisierungskurse für Mitarbeiter des Landratsamtes und Lehrkräfte" im Landkreis anbietet. Fortbildungen zum Thema Nahostkonflikt und Antisemitismus wurden bereits zweimal im Max-Mannheimer-Haus angeboten und von jeweils 60 Teilnehmern besucht. Die Lehrer werden offiziell über das Schulamt oder die Schulleitungen angesprochen.

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