Amtsgericht Dachau:Dealen wie im Kino

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Er wollte sich fühlen wie AL Pacino in Scarface. Der 19-jährige Angeklagte dealte mit Marihuana. Dafür muss er nun in Arrest.

Matthias Pöls

Er habe sich gefühlt wie Tony Montana in dem Film "Scarface". Wie Al Pacino also wollte der 19-Jährige sein, der sich vor dem Amtsgericht Dachau dafür verantworten musste, Marihuana besessen und verkauft zu haben. Im Gegensatz zu seinem Filmhelden, der zum Drogenboss aufsteigt und im Kokainrausch schließlich durchdreht, ging die Sache für den Jugendlichen glimpflich aus: Er wurde zu vier Tagen Jugendarrest verurteilt. Es ist in Dachau nicht schwer, an Gras ranzukommen", hatte der Angeklagte dem Richter erklärt. Manchmal sei er sich dabei vorgekommen wie in einem Film. Einmal machte er mit einem Freund einen Deal über 50 Gramm aus, der aber nie zustande kam. Die Polizei erfuhr trotzdem davon, weil sie von Dezember 2010 bis Februar 2011 das Mobiltelefon des Angeklagten überwachte und die SMS von ihm und seinen Freunden mitschnitt. Hey Digger, schaffst du morgen 20 loszuwerden, für 8,70", schrieb der Dachauer zum Beispiel. Bei drei größeren Deals habe er nur den Kontakt hergestellt, sagte er. Bei acht anderen Fällen gab er zu, Marihuana in Mengen von bis zu fünf Gramm verkauft zu haben; der Preis hatte zwischen neun und zwölf Euro pro Gramm gelegen. Einen Gewinn habe er damit nicht erzielt, so der Angeklagte. Aber er durfte zum Dank bei seinen Freunden mitrauchen. Mit 18 Jahren habe er das erste Mal einen Joint geraucht, nach und nach sei er in die Szene hineingerutscht. "Ich war schon ein kaputter Mensch", gab er reumütig zu. Ein halbes Gramm am Tag sei normal gewesen. Schon vor der Schule und direkt danach gingen die Joints durch die Runde. Er hätte sich nur selten selbst etwas kaufen müssen, sagte der 19-Jährige und gestand, sich einmal sechs Gramm gekauft zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei im Kassettendeck der Stereoanlage ebenfalls noch ein paar Gramm. Als Zeugen waren die Freunde des Angeklagten eingeladen. Fast alle erwartet ebenfalls noch ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Sie bestätigten die Aussagen des Angeklagten. - Die SMS waren ohnehin eindeutig. Der Angeklagte gab sich geläutert: Direkt nach der Hausdurchsuchung habe er aufgehört zu kiffen. Mehrere Drogenscreenings bestätigten das. Trotz seines Geständnisses, verurteilte ihn Richter Daniel Dorner zu einem Kurzarrest, denn: "So geht es nicht." Zudem muss sich der 19-Jährige zu fünf Beratungsgesprächen und drei weiteren Drogenscreenings begeben, damit er weiter auf dem richtigen Weg bleibt.

Der Angeklagte rauchte früher mehrere Joints am Tag, bis zu einem halben Gramm am Tag. Mittlerweile ist er clean. Auf dem Symbolfoto zündet einen Mann einen Joint an. (Foto: teutopress)
© SZ vom 14.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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