Amtsgericht Dachau:Besen, Besen seid's gewesen

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Einen temperamentvollen Streit haben zwei Freundinnen geführt. Erst flogen Beleidigungen - und dann Besen.

Matthias Pöls

DachauZwei Frauen spucken sich gegenseitig ins Gesicht, beschimpfen sich mit herben Ausdrücken, die mit Prostitution zu tun haben; ein Besen ist im Spiel und am Ende haut der Sohn der einen noch zweimal mit der Faust dazwischen. Ein Streit unter Freundinnen der vor dem Amtsgericht endete, aber auch dort nicht zu entwirren war. Das Verfahren wurde daher eingestellt, wenngleich mit der Auflage, dass zwei der Beteiligen Sozialstunden leisten.

Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage gegen eine 33-jährige Hausfrau und einen 16-jährigen Schüler erhoben. Laut dem Protokoll der Polizei hatte die 33-Jährige Anfang Juni auf ihrem Hof mit ihrer 42-jährigen Freundin heftig gestritten. Nach einigen verbalen Aussetzern würgte die Hofbesitzerin den Sohn der anderen Frau, so dass dieser kaum noch Luft bekam. Kurz darauf flog Speichel durch die Luft. Der Cousin der Hausfrau wollte diese beruhigen, hatte aber keinen Erfolg: sie rannte stattdessen zum naheliegenden Schuppen und holte einen Besen. Damit zog sie ihrer Gegnerin zweimal eins über. Ein Schlag landete auf der Schulter, der zweite zielte auf den Kopf. Als ihr Sohn dazwischen gehen wollte, bekam er den Besen ebenfalls zu spüren - an der Rippe. Als Antwort auf die Attacke erhielt die 33-Jährige zwei Schläge: Einen ins Gesicht, den anderen auf den Hinterkopf.

So temperamentvoll die Situation eskalierte so schnell ging sie auch wieder zu Ende. Alle Beteiligten empfinden die Situation heute als beschämend und fühlen sich in ihrer Ehre verletzt. Eigentlich nämlich seien sie gute Freundinnen, sagen die Frauen, die aus Rumänien stammen. Das Kind ihrer Freundin sei auch für sie selbst wie ein Sohn, beteuerte die Angeklagte.

Ich habe stark gezittert und war mit den Nerven am Ende", sagte sie. In ihrer Version des "Scandalo" kommt ein Besen als Schlagwerkzeug nicht vor, auch habe sie niemanden gewürgt, höchstens beiseite geschoben. Als Grund für die Auseinandersetzung gab sie an, dass der 16-Jährige, der mit ihrem eigenen 11-jährigen Sohn befreundet ist, Nummern aus ihrem Telefon gelöscht habe.

Der 16-Jährige hatte ihr an diesem Abend beweisen wollen, dass er nichts gelöscht hatte. Aber das sei auch gar nicht der Anlass für den Streit gewesen. "Sie wollte meine Mutter mit ihrem Cousin verkuppeln. Das hat nicht geklappt", erzählte er. Deswegen sei die Mutter seines Freundes aggressiv geworden und hätte mit den Beleidigungen angefangen. Die beiden Schläge gab er zu; seine Mutter verweigerte die Aussage. Der Cousin war zur Aussage verpflichtet, hatte aber angeblich recht wenig von der Auseinandersetzung gesehen, so dass er zur Aufklärung kaum etwas beitrug.

Richterin Nolte konnte angesichts der Widersprüche die Situation nicht aufklären. "Es ist nachweisbar, dass es gegenseitige Beleidigungen gab und zwei Fäuste, die es nicht gebraucht hätte", sagte sie abschließend und stellte das Verfahren ein. Allerdings müssen die beiden Angeklagten ein paar Sozialstunden ableisten, der 16-Jährige 40 Stunden und die 33-Jährige 32 Stunden. "Ich suche keine Feindschaft und bin keine aggressive Person", sagte die Hausfrau am Ende der Verhandlung. Sie war sie sichtlich erleichtert, dass kein Urteil gesprochen wurde.

© SZ vom 30.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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