Altomünster:Priorin will Bezirkstagspräsident Ehrentitel aberkennen

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Die Drohungen der Birgitten-Schwester Apollonia gegen Josef Mederer laufen ins Leere. Es fehlen die Rechtsgrundlagen.

Von Wolfgang Eitler, Altomünster

Unter den Freunden des Birgittenordens in ganz Europa ist der Titel "Fratres et Sorores ab extra" (Bruder und Schwestern von außerhalb) eine begehrte Ehrenbezeichnung, die mit exklusiven Rechten wie dem freien Zugang zum jeweiligen Kloster verbunden ist. Diese Auszeichnung gewährte Priorin Apollonia vor eineinhalb Jahren acht Männern und einer Frau in Altomünster. Es sind die Vorsitzende der Pfarrstiftung Gertraud Indich, Pfarrer Johannes Kiefmann aus Vilseck in der Oberpfalz, Pfarrer Lothar Kittelberger, der Altomünsterer Arzt Karl Kudorfer und der Historiker Wilhelm Liebhart, der oberbayerische Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Alt-Bürgermeister Konrad Wagner, Apotheker Peter Schultes und Gerhard Gerstenhöfer. Dem Bezirkstagspräsidenten wollte die Priorin den Titel nun aberkennen.

Die Mitglieder sind dem Kloster in vielfältiger Weise seit vielen Jahren verbunden. Auf die Initiative von Schultes und Liebhart geht etwa die Gründung des Birgittenmuseums zurück. Kittelberger war Gymnasiallehrer von Kiefmann, lebt in Dachau und ist in Altomünster als Pfarrer aktiv. Gerstenhöfer war Geschäftsführer der Vereinigung Societas Birgitta-Europa, die von Altomünster aus ein enge Zusammenarbeit der Klöster in ganz Europa voranzubringen versucht.

Die Ehrengemeinschaft soll helfen, das Kloster zu erhalten

Die Ehrengemeinschaft wollte auf lokaler Ebene dabei helfen, das Kloster als Standort des Ordens zu erhalten. Schultes und Gerstenhöfer erklärten im Frühjahr 2014, dass das Kloster nur belebt werden könne, wenn Initiativen von Außen gestartet werden. Damals sollte das Gästehaus des Klosters zu einem "Internationalen Begegnungszentrum St. Birgitta Altomünster" werden. Als Schwerpunkte nannten die beiden den Jugendaustausch oder auch die Beschäftigung mit theologischen und philosophischen Themen.

Sämtliche Ideen und Visionen sind aber in sich zusammengefallen, seitdem der Vatikan, dem der Orden direkt unterstellt ist, per Dekret die Schließung des Klosters veranlasst hat. Denn der Orden besteht nur noch aus Priorin Apollonia. Zudem hatte der von ihr eingestellte Klosterdirektor beim Versuch, die Ideen der Fratres zu realisieren, gegen so ziemlich alle Bestimmungen des Baurechts verstoßen.

Juristische Unstimmigkeiten

Seitdem rumort es unter den Fratres et Sorores. Gerhard Gerstenhöfer distanziert sich öffentlich von der Gemeinschaft und von Priorin Apollonia. Er bezweifelt, dass die Nonne die Ehrenbezeichnung hätte vergeben dürfen. Die Vorgaben des Ordens setzten dafür ein Kapitel voraus, also ein Generalversammlung mehrerer Nonnen, so sagt er. Außerdem hat sich ein Streit um den oberbayerischen Bezirkstagspräsidenten Mederer (CSU) entzündet. Er hatte vor allem Klosterdirektor Jörg Johannes Fehlner kritisiert und ihn des Schwarzbaus bezichtigt. Seine Stellungnahme hatte gemeinsam mit dem Dekret des Vatikans zu einem Umdenken in Altomünster geführt. Die Fratres et Sorores sind seitdem nicht mehr die unantastbar weltliche Instanz für das Kloster.

Wohl deshalb wollte Priorin Apollonia Josef Mederer den Ehrentitel aberkennen. Allerdings ist sie, abgesehen von Gerstenhöfers Einlassungen, dazu kirchenrechtlich nicht mehr in der Lage. Für Kloster und Orden ist nun allein die Franziskanerin Gabriele Konrad, Generalvikarin in Schönbrunn, zuständig. Die apostolische Kommissarin des Vatikans sagte der SZ: "Schwester Apollonia kann das nicht tun." Sie betont aber, dass sie großes Verständnis für die Priorin und deren Enttäuschung über das Dekret des Vatikans habe. "Deswegen nimmt Schwester Apollonia alles sehr kritisch, was über das Kloster gesagt wird." Gabriele Konrad sieht Kritik an Mederer als ungerechtfertigt an: "Er hat sich weder gegen den Orden noch gegen das Kloster gewandt."

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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