Altomünster:Potenter Partner

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Der FC Pipinsried gewinnt die Dachauer Ziegelei Hörl & Hartmann als Sponsor und erhält einen Zweijahresvertrag. Jetzt muss der Dorfklub nur noch den Klassenerhalt in der Fußball-Regionalliga-Bayern schaffen. Die Verantwortlichen glauben fest daran

Von Benjamin Emonts, Altomünster

Vier Spiele hat der FC Pipinsried in der Fußball-Regionalliga-Bayern noch zu absolvieren - ein straffes Programm innerhalb von nicht einmal zwei Wochen. Und nach der überraschenden Niederlage am Freitag gegen Seligenporten muss sich der Dorfklub noch strecken, um am Ende den direkten Klassenerhalt zu feiern. In Pipinsried aber glauben sie fest daran, sich in der vierthöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs etablieren zu können. Schon vor Wochen haben sie dazu die erste Fußballmannschaf als GmbH aus dem Hauptverein ausgegliedert, um professioneller arbeiten zu können. Und nun vermelden die Verantwortlichen bereits den nächsten Coup: In der erfolgreichen Dachauer Ziegelei Hörl & Hartmann hat der FC Pipinsried einen potenten Sponsor gefunden, der bereit ist, das Projekt Regionalliga tatkräftig zu unterstützen. Nach Angaben des Unternehmens soll in den kommenden zwei Jahren ein Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich fließen.

Denn der hochklassige Fußball kostet Geld - und zwar nicht wenig. Wer in einer Liga mit Profivereinen wie dem 1. FC Schweinfurt oder dem TSV 1860 München mithalten will, der muss einiges investieren in Sportanlagen, Sicherheitsvorkehrungen, hochkarätige Talente und ehemalige Fußballprofis. Das Budget für eine Saison in der Regionalliga dürfte selbst bei einem Verein wie Pipinsried mehr als 200 000 Euro betragen. Ohne die Unterstützung von Sponsoren wäre dieser Aufwand für einen Dorfverein niemals zu stemmen. Es gilt für die Vereine, möglichst viele bereitwillige Unterstützer um sich zu scharen.

Der heuer abgetretene Pipinsrieder Vereinsboss Konrad Höß, der den Verein 50 Jahre lang geleitet und fachkundig bis in die Regionalliga geführt hat, war stets sehr umtriebig und überall auf der Suche nach neuen Spielern und Unterstützern. Mit den Verantwortlichen der Ziegelei Hörl & Hartmann, so hört man, soll er schon seit längerem geflirtet haben, zumal ein enger Freund von ihm dort im Vertrieb arbeitet. Höß wusste, dass sich das Unternehmen vielerorts im sozialen und sportlichen Bereich engagiert, bislang allerdings eher im Kleinen. Im vergangenen Jahr übernahm die Dachauer Firma dann ein Ziegelwerk in Klosterbeuren (ein Ortsteil des Marktes Babenhausen) und weitete seine Geschäfte nach Schwaben aus. Das Vereinssponsoring sollte den neuen Ambitionen angepasst und professioneller werden. Der FC Pipinsried, der spätestens seit seinem sensationellen Aufstieg in die Regionalliga über Bayern hinaus bekannt ist, passte dem Unternehmen da offenbar bestens ins Konzept. Geschäftsführer Matthias Hörl sagt: "Der FC Pipinsried ist für dieses Vorhaben der perfekte Partner. Die ambitionierten Ziele und das sportliche Konzept haben uns überzeugt und decken sich mit unseren eigenen Ansprüchen und unserer Unternehmensphilosophie."

In Pipinsried sind sie "stolz und glücklich" über den neuen Partner, wie Präsident Roland Küspert betont. "Uns freut es sehr, dass uns Dachauer Firmen wahrnehmen, unseren Erfolg anerkennen und uns finanziell unterstützen wollen." Der Vertrag mit der Ziegelei gilt zunächst für zwei Jahre und gibt dem Dorfverein finanzielle Sicherheit. Denn allein mit Zuschauereinnahmen und Mitgliedsbeiträgen lasse sich die Regionalliga niemals finanzieren, betont Küspert, der die Suche nach weiteren Sponsoren noch lange nicht für beendet erklärt. "Das war hoffentlich erst der Anfang", sagt er. Und es geht offenbar bereits weiter. Für die letzten Spiele der Saison wird das Pipinsrieder Stadion an der Reichertshauser Straße nach dem Dachauer Unternehmen NAT benannt, dessen Chefin bis vor kurzem noch in Pipinsried gewohnt hat. Die Idee des Unternehmens ist offensichtlich. Am Samstag, 5. Mai, erwartet der FC Pipinsried den TSV 1860 München zum bislang größten Spiel in der Geschichte des Klubs. Es werden bis zu 7000 Zuschauer erwartet. Entsprechend groß dürfte der Werbeeffekt sein.

Die Weichen für hochklassigen Fußball im 600-Seelen-Dorf Pipinsried sind damitgestellt. Sportlich fehlen allerdings noch einige Punkte, bis der Klassenerhalt gesichert ist. Auch künftig will der Verein auf regionalligaerprobte Routiniers und junge Talente aus der Region setzen, die aus den Jugendteams der Bundesligisten nicht sofort den Sprung zu den Profis schaffen. Pipinsried soll für sie eine Art Schaufenster sein, in dem sie sich präsentieren können. Auf die geschulten Augen ihres langjährigen Präsidenten Konrad Höß, der unzählige Talente nach Pipinsried gelotst hat, können sie sich allerdings nicht mehr verlassen. Höß wollte nach seinem Rücktritt weiter mitreden in Pipinsried und weiterhin seinen geliebten Rasen mähen. Dem neuen Vorstand aber ging das zu weit. Höß schmollt seither und lässt sich weder bei den Spielen noch am Stammtisch im Sportheim blicken. Im Verein aber betonen sie, dass Höß den Deal mit dem neuen Partner überhaupt erst eingefädelt habe. Über Geld für den FC Pipinsried hat sich der Ex-Präsident noch immer gefreut. Insgeheim wird das auch heute noch so sein.

Restprogramm: FC Ingolstadt 04 II - FC Pipinsried (Montag, 30. April, 19 Uhr); SV Schalding - Heining - FC Pipinsried (Donnerstag, 3. Mai, 18.30 Uhr); FC Pipinsried - TSV München 1860 (Samstag, 5. Mai, 17 Uhr); FC Pipinsried - VfR Garching (Samstag, 12. Mai, 14.05 Uhr).

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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