Altomünster:Mederer befürwortet Kloster-Schließung

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Der Bezirkstagspräsident kritisiert den Stil des Vatikans. Doch in der Sache kann er die Auflösung der Birgitten-Einrichtung nachvollziehen.

Von Wolfgang Eitler, Altomünster

Den Stil von Vatikan und Erzdiözese München-Freising findet der gebürtige Altomünsterer und oberbayerische Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) wie viele andere in seinem Heimatort nicht gut. Am Mittwoch hatte eine Delegation aus der Diözese Priorin Schwester Apollonia mitgeteilt, dass das Kloster der Birgitten aufgelöst wird und sie ihre Heimstätte zu verlassen habe. Sie ist die einzige noch dort lebende Nonne des alten Ordenszweiges. In der Sache positioniert Mederer sich eindeutig auf Seiten des Vatikans, dem der Orden der Birgitten, der seit 1497 in Altomünster ansässig ist, direkt untersteht.

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Per Dekret aus Rom soll der einzige Standort des Ordenszweigs in Deutschland geschlossen werden. In Altomünster geht mit dem Weggang der letzten Nonne eine mehr als 500-jährige Geschichte zu Ende.

Von Viktoria Großmann

Josef Mederer gehört zu einem Kreis von Bürgern, die sich als Fördergemeinschaft bemühen, das Kloster inmitten der Marktgemeinde zu erhalten. Der SZ sagte Mederer am Donnerstag: "Die Botschaft hätte man sicher vornehmer gestalten können." Denn die Delegation der Diözese im Auftrag des Vatikan überbrachte das Dekret ohne vorherige Ankündigung.

Im Kloster wurde ohne Genehmigung gebaut

Aber die Entscheidung selbst hält er für überfällig: Seit 1. Juni arbeitet das Kloster unter Verwaltungsdirektor Jörg Fehlner mit dem Burnout-Centrum in Landsberg zusammen. Wie Mederer mitteilt, schickt sich das Unternehmen an, das gesamte Kloster nach seinen Plänen zu sanieren und das Haus zu übernehmen. Deshalb sagt Mederer: "Das Dekret ist nachvollziehbar. Alles, was gelaufen ist, war von einer großen Eigenmächtigkeit des Herrn Fehlner geprägt." Der habe nicht nur damit begonnen, das Gästehaus umzubauen, "sondern hat auch bereits den Zellentrakt der Nonnen verändert". Für all diese Maßnahmen habe Fehlner weder Pläne bei den Behörden des Landkreises eingereicht noch das Landesdenkmalschutzamt einbezogen. Mit anderen Worten: Fehlner baut im Kloster schwarz, "ohne Genehmigung".

Großer Wunsch, das Kloster zu retten, war unrealistisch

Josef Mederer berichtet von mehreren Treffen mit den Mitgliedern der Fördergemeinschaft, in denen er darauf hingewiesen habe, "dass man so keine Strukturmaßnahmen angehen kann". Ihm sei von fast allen entgegen gehalten worden, "zu bedenkenträgerisch" zu sein. "Leider, leider Gottes bin ich in meinem Gefühl bestätigt worden", sagt er nun. Der Titel "Fratres et Sorores ab extra" geht auf das Kirchenrecht in der Renaissancezeit zurück. Demnach können Brüder und Schwestern als Laien eine Gemeinschaft außerhalb eines Klosters ("ab extra") gründen, dem sie sich besonders nahe fühlen. Mederer vermutet, dass der dringliche Wunsch, das Kloster zu retten, den Blick für die Realitäten schwächte: "Die Freude war größer".

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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