Allacher Tunnel:Nachts ist das Nadelöhr dicht

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120.000 Fahrzeuge passieren täglich den Allacher Tunnel - derzeit oft im Schritttempo. Und nachts ist die Südröhre nun komplett gesperrt.

Martin Bernstein

Ein netter Abend bei Freunden in Lochhausen, dann gegen Mitternacht über die A99 nach Hause. Zwanzig Minuten später im eigenen Bett, sagen wir: in Karls- oder Ludwigsfeld. Der Allacher Tunnel macht's möglich.

Stau auf der A99 vor dem Allacher Tunnel: Zurzeit kein ungewöhnliches Bild. Wegen Bauarbeiten geht's hier oft nur im Schritttempo vorwärts. (Foto: region.dah)

Momentan freilich macht er genau das unmöglich: Denn seit vergangener Nacht ist der vor zwölf Jahren gebaute Tunnel dicht - freilich nur die Südröhre (in West-Ost-Richtung) und nur zwischen 22 und 5 Uhr. Für Nachtschwärmer dennoch ein Problem: Sie werden auf dem Autobahnring München-West erst einmal nach Westen gelotst und über die Anschlussstelle Dachau / Fürstenfeldbruck auf die Bundesstraße 471.

Das kennt man im Münchner Norden. Denn vor dem Bau des Allacher Tunnels und der Eschenrieder Spange verband die seinerzeit meistbefahrene Bundesstraße Deutschlands die Stuttgarter mit Nürnberger Autobahn. Platz für den nächtlichen Ausweichverkehr ist also da - und die Angst vor Autokolonnen, die sich ihre eigenen Routen durch den Münchner Westen suchen bei den Verantwortlichen nicht sehr groß.

"Wir erwarten nicht viel Schleichverkehr", sagt die Pressesprecherin der Autobahndirektion Südbayern, Nadine Lewandowski. Und Thomas Totzauer, Leiter der Autobahnpolizei an der Bergsonstraße, ist zuversichtlich: "Mit großartigen Behinderungen rechne ich nicht."

Der Bautrupp der Autobahndirektion kümmert sich darum, dass die Strecke jede Nacht um 22 Uhr abgesperrt und um 5 Uhr freigegeben wird, am Wochenende erst um 9 Uhr. Schließlich ist der derzeit von 120.000 Fahrzeugen pro Tag passierte Allacher Tunnel eine der Münchner Hauptadern im Berufsverkehr - wer seit Mai im allabendlichen Stau vor der Nordröhre steht, die bereits umgebaut wird, kann das bestätigen, auch wenn die Autobahndirektion stolz erklärt, die bisherigen Bauarbeiten seien "ohne größere zusätzliche Verkehrsbehinderungen" durchgeführt worden. "Wir haben die nächtliche Sperrung auf die Urlaubszeit gelegt", so Lewandowski.

Warum muss aber der Tunnel nach nur zwölf Jahren schon wieder erneuert werden? Lewandowski versucht es so zu erklären: Der Tunnel sei bisher schon sicher - jetzt werde er noch sicherer gemacht. Beleuchtung, Lüftung, Lautsprecheranlage werden verbessert. "All die Dinge funktionieren und dann werden sie noch besser funktionieren."

"Die gesamte A99 ist ein neuralgischer Punkt"

Thomas Totzauer sagt: Der Aubinger Tunnel, 1935 Meter lang und damit der längste Autobahntunnel Bayerns, sei einer der sichersten Europas - der Allacher Tunnel werde jetzt auf den gleichen Stand gebracht. Jeden Morgen Stau vorm Tunnel, dort, wo Autobahnring und Eschenrieder Spange zusammentreffen: Ist der Allacher Tunnel ein besonders neuralgischer Punkt? "Die gesamte A99 ist ein ziemlich neuralgischer Punkt", sagt der Chef der für diesen Abschnitt zuständigen Autobahnpolizei: Zwei ineinander einmündende Autobahnen vor, eine Ausfahrt kurz nach dem Tunnel, das schaffe schon Gefahrensituationen. Etwa, wenn ein Lkw-Fahrer, der sich auf der mittleren Spur wiederfindet, nach rechts zieht und einen Kleinwagen im toten Winkel übersieht. Da gab es den einen oder anderen Blechschaden im Allacher Tunnel. Polizei und Autobahndirektion haben sich daraufhin zusammengesetzt. Jetzt ist die rechte Spur im Tunnel durch eine durchgezogene Linie abgegrenzt.

Anfang August sind die nächtlichen Arbeiten in der Südröhre des Allacher Tunnels beendet. Dann werden aber dort die Fahrspuren verengt und abgeschwenkt - und die Nordröhre in der Nacht dicht gemacht. Mitte Oktober soll das Werk vollbracht sein.

© SZ vom 23.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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