50 Jahre Heilig Kreuz:"Ein Geschenk für Dachau"

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Der Münchner Kardinal und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Marx feiert mit einem Gottesdienst 50 Jahre Heilig Kreuz und würdigt die Leistung der Heimatvertriebenen für die Stadt.

Von Helmut Zeller

Ein großer Tag für die Katholiken in Dachau-Ost: Ungefähr achthundert Menschen besuchten am Ostermontag die Messe zum 50-jährigen Bestehen der Pfarrkirche Heilig Kreuz mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Noch nie ist ein Kardinal zu Ostern in die Dachauer Provinz gekommen, wie Thomas Kanf, Vorsitzender des Fördervereins Kirchenmusik in der Pfarrei, sagte. Eigentlich sollte der Festgottesdienst eine Woche später stattfinden. Doch Reinhard Marx reist dann zur nicht unumstrittenen Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. und Papst Johannes XXIII nach Rom. Der Erzbischof von München und Freising machte in seiner Predigt deutlich, dass Dachau-Ost, entstanden aus dem Flüchtlingslager im ehemaligen KZ Dachau, ein Ort des Osterglaubens ist, an dem besonders fassbar wird, dass das Leben stärker als der Tod ist.

Reinhard Marx bezog seine Predigt auf die "besondere Geschichte" der Pfarrei Heilig Kreuz. Sie zeige, was es bedeute, an die Auferstehung zu glauben. "Unsere Vorstellungskraft, die an Zeit und Raum gebunden ist, reicht nicht in die Welt Gottes hinein", sagte Marx. "Jesus ist unsere Beziehung zu Gott." Erfassen könnten wir die Auferstehung Jesu nicht, aber uns ihrer im Osterglauben vergewissern. Die Ostergeschichte habe kein Happy-End: Jesus bleibe auf ewig der Verwundete. Gerade in Dachau, so Marx, seien die Wunden der Welt besonders spürbar, die Schreie der Leidenden blieben präsent. Da dürfe nicht verharmlost werden. "Die Wunden aus der Geschichte sind immer sichtbar, man muss sie ernst nehmen und anschauen."

Dachau habe die Wunden, die hier geschlagen worden seien, in guter Weise - aus der Perspektive der Hoffnung angenommen. "Wo der Osterglaube aufbricht, entsteht Gemeinschaft." Der Kardinal erinnerte an die Entstehung der Pfarrei und Kirche Heilig Kreuz. Zunächst war da die Lagerkirche für die nach der Befreiung des KZ inhaftierten SS-Männer. Ein früherer KZ-Häftling, Pater Leonhard Roth, war der Seelsorger, der dann 1949 eine Barackenkirche auf dem ehemaligen KZ-Gelände für die Flüchtlinge, etwa 2300 Menschen, errichtete. Sie kamen später im neu gegründeten Stadtteil Dachau-Ost unter und feierten 1964 die Einweihung ihrer neuen Kirche Heilig Kreuz an der Sudetenlandstraße. In seinem Grußwort für die 108 Seiten starke Festschrift der Pfarrgemeinde hatte Reinhard Marx geschrieben: "Ihre Pfarrkirche in der Nachbarschaft des ehemaligen KZ ist aber ein besonderes Zeichen: Sie steht für das Dasein Gottes auch in den größten Schrecknissen und für den Glauben an die Auferstehung und die Überwindung von Tod, Leid und Gewalt."

Heute gehören der Pfarrgemeinde, eine der aktivsten in Dachau, 3849 Katholiken an. "Das Osterfest passt zu dieser Pfarrei", sagte Reinhard Marx. Denn unter dem Zeichen des Kreuzes hätten sich hier Heimatvertriebene zu einer Familie zusammengefunden. Der Erzbischof mahnte, aus dieser Erfahrung heraus, an die vielen Flüchtlinge der heutigen Zeit zu denken. "Unsere Pfarreien müssen eine offene Familie für alle Menschen aller Sprachen werden."

Mehr als zweieinhalb Stunden dauerte der Festgottesdienst, in dem Chor und Orchester Heilig Kreuz unter anderem Auszüge aus der "Cäcilienmesse op. 12" unter der Leitung von Irmgard Reichl aufführten. Die Solisten waren: Anna Maria Bogner (Sopran), Michael Fink (Tenor) und Martin Hubner (Bass).

Ulrich Lardschneider vom Verein für Christliche Kunst in München sprach ein Grußwort. Er brachte als Geschenk ein in einen Würfel eingeschlossenes Kreuz, dass die Hoffnung symbolisiert, wie er sagte. Elisabeth Schulz, Pfarrerin der Evangelischen Gnadenkirche in der Sudetenlandstraße, brachte ein Apfelbäumchen. Mindestens 50 Jahre, so die Pfarrerin, solle so ein Apfelbäumchen werden - weitere 50 Jahre für Heilig Kreuz. Kinder und Erzieherinnen des Pfarrkindergartens St. Hildegard sangen zur Gitarre Lieder und umringten den Kardinal. Kindergartenleiterin Dagmar Böhme überreichte ihm "ein kitzekleines Andenken". "Vielleicht etwas zum Nachdenken für heute Abend", sagte sie. Das Geschenk war, wie sie später erklärte, ein Brief: St. Hildegard will ein Haus für die Inklusion behinderter Kinder schaffen und braucht dazu einen Aufzug. Marx wird wohl nicht lange nachdenken, hatte er doch erklärt, dass Heilig Kreuz den Osterglauben lebe und damit der Dachauer Gesellschaft ein großes Geschenk gebe.

© SZ vom 22.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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