Andrea Beider, 40, aus Dachau hat selbst zwei Kinder, in der ersten und vierten Klasse. Morgens, wenn sie in der Dachauer Altstadt steht, führt sie allerdings nicht ihre eigenen Kinder über die Straße. Ihre Mädchen sind von vornherein auf der sicheren richtigen Straßenseite und dürfen deshalb selbständig zur Schule gehen; der Mama winken sie nur kurz vom Gehsteig aus.
Obwohl sie sich um ihre Kinder also keine Sorgen machen muss, ist sich Beider nicht zu schade, morgens vor ihrer eigentlichen Arbeit einmal pro Woche den Schulweghelferdienst zu übernehmen. "Ich mache das für die anderen Kinder. Das ist für Berufstätige durchaus möglich, sich morgens eine halbe Stunde an die Straße zu stellen, wenn sie nicht gerade in München arbeiten", sagt Beider.
Ohne die Schulweghelfer, da ist sie sich sicher, "wären Kinder schon unter die Räder gekommen". Der Verkehr in der Altstadt sei vor Schulbeginn immens. "In der Altstadt fahren sie wie die Verrückten", sagt Beider und kritisiert, dass viele Eltern ihre Kinder direkt vor die Türe fahren und dadurch extrem viel Verkehr in der Altstadt erzeugten. Doch dank der Schulweghelfer hat sich an den besetzten Straßenüberwegen in den vergangenen 20 Jahren kein einziger Unfall mit einem Kind in Dachau ereignet.
Die Stadt gibt pro Jahr fast 40 000 Euro für ihre Schulweghelfer aus. Jeder von ihnen bekommt pro Schicht eine Aufwandsentschädigung von 5,30 Euro. Doch darum geht es Beider nicht. Ihr richtiger Arbeitsplatz befindet sich günstigerweise direkt in der Bankfiliale neben dem Straßenüberweg in der Dachauer Altstadt. Ihre Arbeitskollegen, die sie morgens an der Straße trifft, brauchen aber keine Hilfe mehr, um über die Straße zu kommen.