Corona-Lockerungen:Das große Aufhübschen

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Von Montag an dürfen Museen wieder Besucher empfangen - sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Städtische und staatliche Kunsthäuser gehen unterschiedlich mit der Herausforderung um

Von Evelyn Vogel

Jetzt wird es ernst, die Museen dürfen wieder öffnen. Etwa die Hypo-Kunsthalle in München. Dort werden nun die Entwürfe von Thierry Mugler in der Ausstellung "Couturissime" auf ihr Publikum vorbereitet. (Foto: Robert Haas)

Freude bei den städtischen Museen in München. "Wir gehen davon aus, dass alle im Laufe der kommenden Woche wieder öffnen", bestätigt das Kulturreferat. Von den Häusern in der Verantwortung des Freistaats wird hingegen nur ein Teil am Dienstag an den Start gehen. Besonders schwer tun sich die Pinakotheken. Schon im ersten Lockdown hat Generaldirektor Bernhard Maaz darauf hingewiesen, dass man so große Häuser nicht von heute auf morgen für Besucher aufsperren könne und es bis zu zwei Wochen dauere, um einen so großen Tanker wie die Pinakotheken flott zu machen. Fehlende Online-Buchungssysteme und Fremdfirmen beim Aufsichtspersonal sind oft die Knackpunkte.

Bei den städtischen Museen geht man von einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100 aus. Das bedeutet: Ticketvorverkauf und Besuchererfassung zur Kontaktnachverfolgung. Die Erstöffnungstage werden wohl etwas zeitversetzt sein. Das Lenbachhaus verfügt bereits über ein Online-Ticketing-System mit Timeslots. Der Online-Ticketshop, über den die Karten ausschließlich buchbar sind, wird von Montagabend an funktionsfähig sein, verspricht das Museum. "Wir arbeiten auf Hochtouren an einer schnellstmöglichen Umsetzung." Um auf Nummer Sicher zu gehen, falls der 7-Tage-Inzidenzwert die 50er-Marke überschreitet, plant das Haus mit einer Person pro 40 Quadratmeter. Das bedeutet; 90 Personen finden zeitgleich Einlass ins Lenbachhaus und den Kunstbau. Zu sehen sein wird von Dienstag an die im zweiten Lockdown aufgebaute, aber bisher nicht zugängliche Ausstellung von Michaela Eichwald. Außerdem "Unter freiem Himmel", "Die Sonne um Mitternacht schauen" und "Das Malerische". In zwei Wochen folgt dann die Neueröffnung der Sonderausstellung "Gruppendynamik - Der Blaue Reiter".

Auch die Villa Stuck macht auf, und zwar zunächst nur die Ausstellung von Maya Schweizer, die bis 21. März verlängert wurde. Am 23. März folgt "Collecting Histories" und damit sind dann auch die historischen Räume wieder zugänglich. Geplant wird auch hier mit einer Person pro 40 Quadratmeter, das wären 14 Besucher zeitgleich in der Ausstellung mit halbstündigen Timeslots, "aber wir werden das flexibel halten", verspricht Direktor Michael Buhrs. Die Anmeldung erfolgt telefonisch (089/455 55 10) oder per Mail (villastuck@muenchen.de). Mit einer Bestätigung kann man dann an der Kasse sein Ticket abholen. Sehr viel Handarbeit wird hier notwendig sein und "wir improvisieren am Anfang auch", sagt Buhrs. Doch das sei es ihnen wert. "Das benötigte Aufsichtspersonal bis Dienstag an den Start zu bekommen, ist für uns kein Problem", sagt Buhrs. Keine Probleme damit hat das Münchner Stadtmuseum.

"Wir freuen uns wahnsinnig", sagt Direktorin Frauke von der Haar, "und setzen alles dran, dass wir am Dienstag öffnen können". Da auch hier das Online-Ticketing noch nicht funktioniert, können Eintrittskarten für einen eineinhalbstündigen Besuch nur telefonisch über die Kasse reserviert werden, falls der Inzidenzwert über 50 liegt. "Alles Wichtige zum Museumsbesuch wird von Montag an auf unserer Website zu finden sein", verspricht Von der Haar. Die Wiedereröffnung soll gestaffelt erfolgen. Los geht es mit der Sonderausstellung "Welt im Umbruch". Diese wurde bis 2. Mai verlängert und die Öffnungszeiten werden dienstags bis sonntags statt bis 18 Uhr bis 20 Uhr sein. Von 20. März an wird die Ausstellung "Muc/Schmuck" zugänglich gemacht, und noch vor Ostern soll auch die Dauerausstellung "Typisch München" wieder geöffnet werden. Das Jüdische Museum will am Dienstag mit der Dauerausstellung "Stimmen_Orte_Zeiten" wieder geöffnet. Besucher können sich unter 089/23341952 telefonisch anmelden. Am 17. März startet die neue Wechselausstellung "Im Labyrinth der Zeiten - Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte". Alle Infos gibt es auf der Website des Jüdischen Museums. Auch das Valentin-Karlstadt-Musäum macht am Montag auf. Für einen Besuch ist eine Reservierung unter 089/223266 nötig. Das NS-Dokumentationszentrum öffnet am Dienstag wieder, die notwendige Terminbuchung ist möglich von Montag an (14 Uhr) auf der Webseite www.nsdoku.de Von den staatlichen Museen werden wie schon erwähnt die Pinakotheken kommende Woche noch nicht öffnen können, da man von einem Inzidenzwert von über 50 ausgeht. Um aber die Kontakte nachverfolgen zu können, fehlt das seit langem angemahnte Online-Ticketing-System, das zentral für alle staatlichen Museen in Bayern kommen soll, bei dem aber einfach nichts vorangeht. Kosten und Ausschreibung sind ein großer Brocken - aber auch ein lange bekanntes Manko. Das Museum Fünf Kontinente hingegen zeigt sich "äußerst flexibel" und will nächste Woche den Betrieb hochfahren. Ebenso das Bayerische Nationalmuseum, das Besucher am Donnerstag wieder betreten können - nach vorheriger Anmeldung und Registrierung der persönlichen Kontaktdaten. Auch das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst ist darauf vorbereitet, von Dienstag an seine Pforten zu öffnen. Das Museum ist zuversichtlich, gemeinsam mit anderen Museen kurzfristig ein Online-Buchungstool anbieten zu können. Das Haus der Kunst wird wohl schon am Montag öffnen, "vorbehaltlich der entsprechenden Verordnungen der Behörden". Bei einem Inzidenzwert unter 50 sei alles kein Problem, alle Hygienekonzepte stünden bereit, die hausangestellten Aufsichten sind vor Ort. Steigt der Wert über 50, läuft der Kartenvorverkauf über das Buchungssystem Xing, das wird über die Website www.hausderkunst.de bereitgestellt, darüber wird auch die Nachverfolgung garantiert.

Auch das allseits beliebte Deutsche Museum öffnet am Montag wieder seine Pforten. Online-Ticketing, Einbahnsystem in den Ausstellungen und FFP2-Masken-Pflicht machen's möglich. Und von Mittwoch an kann man auch wieder in der Bibliothek und im Archiv recherchieren und arbeiten - allerdings nur mit bestätigtem Termin nach Voranmeldung per E-Mail. Infos und Tickets gibt es über www.deutsches-museum.de. Große Freude bei Roger Diederen von der Kunsthalle München: Er kann die vorläufig bis Mitte April verlängerte Schau "Thierry Mugler: Couturissime" noch einmal zeigen. Zeitfenster-Tickets können über den Onlineshop der Kunsthalle gekauft werden.

Im Moment jedoch steht alles noch unter Vorbehalt und alle Museumsleute starren auf die Seite der Bayerischen Staatskanzlei wie das Kaninchen auf die Schlange. Erst wenn dort die neue Infektionsschutzmaßnahmenverordnung veröffentlich ist, haben die Museen hoffentlich das "Go" für die Öffnung. Die Verordnung könnte am Sonntag kommen. Die Museen jedenfalls stehen weitgehend bereit.

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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