Comedy:Ein Junkie wird rückfällig

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(Foto: Eventpress Kugler/imago images)

Einmal Dauerglotzer, immer Dauerglotzer: Michael Mittermeiers Jubiläumsprogramm "Zapped!".

Von Oliver Hochkeppel

Michael Mittermeier war ja einer der ersten Comedians, die Corona zum Thema machten. Schon nach dem ersten Lockdown erschien ein Tagebuch, sobald es im Sommer wieder die ersten Auftritte gab, war er mit einem Stand-up-Programm zur Krise zur Stelle. Dementsprechend ist die Sache bei ihm jetzt auch eher abgefrühstückt als bei anderen. Und so geht der Blick wieder weit zurück, zum ersten großen Erfolg.

25 Jahre ist es jetzt her, dass der Münchner Politologie- und Amerikanistik-Student Michael Mittermeier, der zwei Jahre zuvor seine Magisterarbeit über das Thema "Amerikanische Stand-up-Comedy" geschrieben hatte, selbst kometengleich mit "Zapped!" auf der Comedyszene auftauchte. Mit einer Pioniertat in Sachen Stand-up und Mediensatire, der Scharen von Comedians nacheiferten. Mittermeier verkörperte einen TV-Junkie, der fachkundig bis irre und mit viel Körpereinsatz die Fernsehlandschaft des ausklingenden Jahrtausends durch die Mangel drehte. Mit schwarzer Lederhose, blauem T-Shirt und umgedrehter Baseball-Cap als Markenzeichen. Bald schon waren seine Parodien auf Werbespots wie die von Yogurette oder der AOK und seine Sketche zu Sendungen wie "Aktenzeichen XY ... ungelöst" oder "MacGyver" (diese Serien-Veralberung wurde bei ihm gar zum Running Gag bis in jüngste Programme hinein) in aller Munde. Und das Programm ein Mega-Hit, der Mittermeier selbst ins Fernsehen brachte.

Zwar hat sich seither viel getan, sozusagen auf dem Weg von "Star Trek" bis "Game of Thrones". Manches freilich ist auf der Jagd nach der Quote gleich geblieben. Und so befand Mittermeier, dass es Zeit ist für "Zapped! Ein TV-Junkie kehrt zurück", Untertitel: "Die 25th Anniversary Tour". Manisch wie einst und gewappnet mit sinnlosem Detailwissen geht es wieder hinein in die Untiefen der Medienlandschaft, immer auf der Suche nach den größten Peinlichkeiten, den absurdesten Verzerrungen der Wirklichkeit und den Bösartigkeiten der neuen Medien. Denn es ist nicht mehr nur das lineare Fernsehen, das ihm Material liefert, nun sind es auch die Internet-Kanäle, Streams und Mediatheken dieser Welt. Deshalb liefert Michael Mittermeiers Jubiläumsprogramm einerseits einen nostalgischen Rückblick in die Fernsehgeschichte, andererseits eine ätzende Analyse der Streaming-Kultur der Gegenwart.

Michael Mittermeier , So., 20. Juni, 19.30 Uhr, Di., 13. Juli, 20 Uhr, Deutsches Museum, Museumsinsel 1, Telefon 344974; weitere Tourtermine unter www.mittermeier.de/termine/

© SZ vom 16.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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