Rüschengardinen und Neonschriftzug: Das Café Jasmin in der Augustenstraße entstammt einer anderen Zeit. Wer durch die goldverzierte Tür tritt, ...Fotos und Text: Anna Fischhaber
... den erwartet eine Reise in die Vergangenheit. Bereits seit fast 60 Jahren strahlt das Café Jasmin vor wirtschaftswunderbarer Behaglichkeit: Die Tapete leuchtet in sattem Gold, eine Wand ziert ein Lustschloss, die Bar ist mit cremefarbenen Leder gepolstert.
Hier versuchen gehetzte Großstädter für ein paar Stunden den Strapazen der Finanzkrise zu entgehen - angeblich soll sich das Lindgrün der Plüschsofas beruhigend auf die Nerven auswirken.
1948 eröffnete Irmin Bunjes das Café Jasmin, das damals zugleich Münchens einziges Tonstudio war. Bald avancierte es zum In-Lokal für die feine Gesellschaft. Abends spielte eine Kapelle zum Tanzvergnügen auf. Orson Welles soll oft hier gewesen sein und Julio Iglesias.Foto: Hess
Bis auf die moderne Espressomaschine hat sich im Jasmin kaum etwas verändert. Dennoch will der Ausdruck Oma-Café nicht mehr recht passen. Aus den Boxen tönt Britpop, von Muffigkeit herrscht keine Spur. Seit die Besitzer gewechselt haben, belebt wieder ein junges Publikum das nostalgische Flair.
Der Stil der fünfziger Jahre kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die neuen Betreiber einige Schritte in Richtung Szene unternommen, wie auch ein Blick auf die Speisekarte zeigt: Strammer Max und Toast Hawaii mussten Glasnudelsalat und Wellness-Frühstück weichen.
Auch die Bedienungen sind jünger und hipper geworden. Vom Müßiggang, den die dekadente Einrichtung ausstrahlt, lassen sie sich dennoch gerne anstecken - Geduld kann im Café Jasmin deshalb nicht schaden. Aber irgendwie gehört die zu einem solchen Café ja auch dazu.Café Jasmin, Kaffe und Cocktails, Steinheilstraße 20, Maxvorstadt, Tel.: 089525160 Öffnungszeiten: täglich 10 bis 1 Uhr. Mehr Informationen unter www.cafe-jasmin.com(sueddeutsche.de/wib)