Brandschutzmängel in den Kammerspielen:Gefährliches Spiel

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Trotz Warnungen hat die Stadt Brandschutzmängel in den Kammerspielen und in der Schauburg jahrelang ignoriert. Warum so lange nichts getan wurde, kann das Kulturreferat nicht erklären.

Dominik Hutter

In den Kammerspielen und in der Schauburg hat es mehrere Jahre lang gravierende Mängel beim Brandschutz gegeben, ohne dass die Stadt etwas dagegen unternommen hat. Laut einem Bericht des Revisionsamts haben Sachverständige an den Lüftungsanlagen der kommunalen Bühnen zahlreiche Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften gefunden - allein 156 in dem Jugendtheater am Elisabethplatz. Im Schauspielhaus an der Maximilianstraße sowie im dazugehörigen Blauen Haus waren im Jahr 2006 immerhin 69 Prozent der Anlagen mangelhaft, bei einer erneuten Prüfung drei Jahre später immer noch 55 Prozent. Inzwischen, so versichert das Kulturreferat, seien die Probleme aber beseitigt. Schon während der Revision habe man einen Großteil der Anlagen überholt.

Bemängelt haben die Prüfer unter anderem, dass Brandschutzklappen falsch eingebaut oder mit unzulässigen Halterungen und teilweise sogar gar nicht befestigt waren. Dies berge ein "erhebliches Gefahrenpotential". Zudem sei die Ummantelung der Lüftungsanlagen an einigen Stellen nicht feuerbeständig gewesen. Besonders peinlich für die Stadt ist, dass die Probleme eigentlich seit Jahren bekannt gewesen sein mussten: "Die Revision stellte fest, dass sich die im Prüfbericht 2006 dargestellten erheblichen Mängel größtenteils im Prüfbericht 2009 wiederfinden", steht über die Kammerspiele in dem Papier. "Eine Vielzahl an Mängeln" stamme sogar aus der Zeit vor 2004, als das Baureferat noch für die städtische Bühne verantwortlich war.

Bei der Schauburg sind laut Revisionsbericht die eigentlich vorgeschriebenen Überprüfungen in den Jahren 2005 und 2008 ganz versäumt worden. Die Brandschutzexperten bestätigen immerhin die Auskunft der Stadt, dass "die Mängelbeseitigung massiv vorangetrieben" wurde. Die Kammerspiele seien inzwischen sogar mängelfrei.

Die Rathaus-CSU gibt sich dennoch entsetzt über das bedenkliche Zeugnis - zumal beide städtische Bühnen vor nicht allzu langer Zeit erst saniert wurden: die Kammerspiele von 1997 bis 2002, die Schauburg 1993. "Es muss festgestellt werden, warum die Mängel nicht bei der Abnahme schon erkannt wurden", wettert CSU-Stadtrat Richard Quaas. "Offensichtlich wurde beim Einbau der Anlagen schlicht geschlampt" - für den Politiker ein Skandal. "Es ist unfassbar, dass bei dem wichtigen Thema Brandschutz innerhalb von drei Jahren in diesen Theatern mit hohem Publikumsaufkommen nichts passiert ist."

Die CSU hat nun per Antrag Aufklärung eingefordert. Nach Einschätzung der städtischen Branddirektion, die sich bereits mit den Verantwortlichen der Behörden und Theater zusammengesetzt hat, sind die Mängel allerdings nicht so dramatisch, dass die krasseste Reaktion - die sofortige Einstellung des Spielbetriebs - erforderlich gewesen wäre. Dennoch steht für Peter Bachmeier vom Vorbeugenden Brandschutz bei derartigen Vorwürfen "die Ampel auf Gelb". Tätig werden müsse man nach einer solchen Bewertung auf jeden Fall, "wenn auch nicht überall sofort".

Warum so lange nichts gegen die Brandschutzmängel unternommen wurde, konnten die Behörden am Freitag nicht schlüssig erklären. Jennifer Becker, Sprecherin des Kulturreferats, verweist darauf, dass man diesmal beim Bekanntwerden der Mängel "sofort tätig" geworden sei. "Wir sind froh, dass in der Zwischenzeit kein Fall eingetreten ist, der verhängnisvoll gewesen wäre", erklärt Becker. Im Schauspielhaus haben insgesamt 690 Zuschauer Platz, in der Schauburg bis zu 250.

© SZ vom 05.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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