Vier parallele Schienenstränge, die den Stadtbezirk von Norden nach Süden durchschneiden - für die Mitglieder der Bürgerinitiative für Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen e.V. ist das ein Albtraum. Zugleich sehen sie aber eine Chance im geplanten viergleisigen Ausbau, der die Trassen von S-Bahn und Güterzügen im Osten Münchens entflechten und eine S 8-Express-Verbindung zum Flughafen ermöglichen soll. Denn wenn ohnehin neu gebaut wird, könnten die Gleise in einem Tunnel verschwinden und mit ihnen der Sperrriegel durch den Stadtbezirk, vom Zuglärm ganz zu schweigen. Daher wertet es die Bürgerinitiative als ihren größten Erfolg, dass der Münchner Stadtrat 2012 beschloss, die Mehrkosten für einen Tunnel zu übernehmen und diese Entscheidung 2016 bekräftigte.
Inzwischen hat sich allerdings einiges geändert: Der Bau des Brenner-Basis-Tunnels wird zu einer massiven Zunahme des Güterverkehrs führen. Um sie zu bewältigen, baut die Bahn auch zwei Gleiskurven südlich von Zamdorf aus, die Truderinger und Daglfinger Kurve (TDK). "Alle Güterzüge durch München werden künftig über den Nordring nach Zamdorf geführt", prognostiziert die Bürgerinitiative. Die Bahnstrecke werde zum Nadelöhr, der Lärm nehme zu, die Schranken blieben noch länger geschlossen als bisher. Daher hält der Verein den Tunnel für völlig unverzichtbar, findet aber, dass seine Finanzierung nicht mehr allein Aufgabe der Stadt sein kann.
Die endgültige Entscheidung, ob oberirdisch gebaut wird, ob die Züge durch einen vier Kilometer langen Tunnel rollen oder ob ein Trog genügt, trifft die Bahn, und zwar noch in diesem Herbst. Erst wenn die Variante feststeht, wollen ihre Vertreter mit den Anwohnern reden. Die Bürgerinitiative dagegen lädt am Mittwoch, 9. Oktober, 19 Uhr, unter dem Titel "Bahntunnel jetzt" zu einer Info-Veranstaltung ein. Sie findet im Saal der SG Schützenlisl II statt, Englschalkinger Straße 208.