Bogenhausen:Viel zu früh

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Daniel Just, Vorstandsvorsitzender der Versorgungskammer. (Foto: OH)

Die Bayerische Versorgungskammer will sich im Arabellapark nicht auf die Umwandlung von Büros in Wohnungen festlegen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) legt Wert auf Seriosität und Diskretion. "Wir sind ein bescheidener, zurückhaltender Investor. Das Thema Selbstdarstellung liegt uns gar nicht", sagt ihr Vorstandsvorsitzender Daniel Just. Und so ist es ihm fast unangenehm, dass die Baupläne für die neue BVK-Zentrale an der Richard-Strauss-Straße 76 hohe Wellen geschlagen haben. Die Versorgungskammer ist eine dem Innenministerium nachgeordnete weisungsunabhängige Behörde, die die Geschäfte von zwölf kommunalen und berufsständischen Altersversorgungseinrichtungen führt. 2017 hatte sie 2,2 Millionen Versicherte und Leistungsempfänger und ein Kapitalanlagevolumen von 69,2 Milliarden Euro.

Mit der neuen Zentrale auf dem ehemaligen Siemens-Gelände, die den Namen RS 76 tragen soll, stehe man noch ganz am Anfang, betont Just. Bisher habe man in städtebaulichen Studien nur Varianten durchgespielt. "Heute ist noch gar nicht entschieden", wie der Komplex letztlich aussehen werde. Im Eckdatenbeschluss des städtischen Planungsreferats ist allerdings von drei Hochpunkten mit 40, 60 und 115 Metern die Rede. Somit würde in München erstmals seit dem Bürgerentscheid von 2004 ein Hochhaus die 100-Meter-Grenze überschreiten. Zum Architektenwettbewerb im Herbst lädt die BVK zwölf Büros ein. Das Ergebnis soll bis Anfang November feststehen. In jedem Fall möchte Just, dass das abgeriegelte Gelände zugänglich wird. Ähnlich wie bei "Arabeska", dem Bürogebäude an der Denninger Straße, das zum Portfolio gehört, stellt er sich eine Belebung vor, Wege in den Denninger Anger, Verbindungen zur U-Bahn. "Das soll ein Aufenthaltsort werden."

Was nach dem Umzug mit den alten Verwaltungsgebäuden an der Denninger und der Arabellastraße geschieht, auf die sich die 1250 Mitarbeiter jetzt verteilen, lässt sich aus Justs Sicht noch nicht festlegen. Genau dies hatte der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen aber jüngst einstimmig verlangt: eine juristisch wasserdichte Zusage, wenigstens 50 Prozent der 34 000 Quadratmeter Bürofläche in Wohnungen umzuwandeln. Der stellvertretende BA-Vorsitzende Robert Brannekämper, der für die CSU im Landtag sitzt und im Herbst zur Wiederwahl steht, wiederholte die Forderung jetzt in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): "Es ist unverständlich, warum andere, noch begrünte Freiflächen im Münchner Nordosten versiegelt und mit einer schuhschachtelähnlichen Architektursprache verunstaltet werden sollen - hier aber die Chance vertan wird, bereits vorhandene und nicht mehr benötigte Büroflächen mit U-Bahn-Anschluss in der Nähe der Innenstadt mit Wohnungen zu überplanen."

Der BVK-Vorstandsvorsitzende dagegen findet, es ist zu früh für eine solche Festlegung. Beim Verwaltungsgebäude an der Denninger Straße aus den Sechzigerjahren könne man über einen Abriss durchaus nachdenken und "vom Grundsatz her" seien dann auch Wohnungen denkbar. Der Umzug in die neue Zentrale sei aber noch "viel zu weit weg, als dass man da irgendwas Verbindliches sagen" könnte. Dass die BVK, wie von Brannekämper behauptet, 500 zusätzliche Mitarbeiter einstellen wolle, weist Just zurück. Etwa 100 verteilt auf die nächsten zehn Jahre seien realistisch.

Außerdem besitze die Versorgungskammer durchaus Wohnungen, auch erschwingliche, betont Daniel Just. 20 Prozent der Mitarbeiter leben nach seinen Angaben in Wohnungen der BVK. "Ich glaube, das ist eine sehr gute Zahl." 20 Prozent des Kammer-Vermögens sei in Immobilien angelegt. 12 000 Wohnungen, die sie selbst verwaltet, hat die BVK nach Justs Angaben in Deutschland, 6500 davon in München und wiederum 472 davon in Bogenhausen. Dort errichtete die Versorgungskammer zum Beispiel die Wohngebäude mit der grün-weißen Schallschutzwand an der nördlichen Mündung des Richard-Strauss-Tunnels. Jüngster Zuwachs ist ein Haus mit 28 Wohnungen und viergruppiger Kinderkrippe neben dem Bürokomplex "Arabeska".

© SZ vom 24.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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