Bogenhausen:Unterkunft statt Zauberwald

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Die Stadt plant, auf der Grünfläche vor dem Cosimabad zwei Containerblocks für 160 Flüchtlinge aufzustellen. Der Bezirksausschuss sucht nun nach einer Alternative, damit der Weihnachtsmarkt erneut hier stattfinden kann

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Auf der Grünfläche vor dem Cosimabad an der Ecke Englschalkinger und Cosimastraße soll eine Gemeinschaftsunterkunft für 160 Flüchtlinge entstehen. Zwei Containerblocks werden direkt an der Englschalkinger Straße nebeneinander aufgestellt, nach den Plänen der Stadt sollen sie zum 31. Juli bezugsfertig sein und viereinhalb Jahre lang bis Ende 2020 genutzt werden. Aus dem Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) ist zu hören, dass dessen Mitglieder zwar nichts gegen eine weitere Asylbewerberunterkunft haben, den Standort aber unisono ablehnen.

Die kleine Grünfläche ist einer der wenigen Plätze für publikumsträchtige Veranstaltungen im Stadtbezirk. Im Oktober gab der Zirkus Baldoni dort ein Gastspiel, im Dezember fand erstmals der Weihnachtszauberwald statt. Außerdem nutzen die Jugendlichen aus der benachbarten Freizeitstätte Cosimapark die Grünfläche. Und langfristig würde der BA das Plätzchen samt Brunnenskulptur des Bildhauers Roland Friedrichsen gern aufwerten, Bänke aufstellen, einen Treffpunkt schaffen. Das scheitert aber am Veto der Stadtwerke, die das städtische Grundstück in Reserve halten wollen, falls für eine zusätzliche Tramlinie eine Wendeschleife notwendig wird.

Das Sozialreferat lasse durchaus noch mit sich reden, was den Standort vor dem Cosimabad betreffe, ist aus dem BA zu hören. Wenn den Stadtviertelvertretern allerdings dieser Standort nicht passt, müssen sie Alternativen benennen. Angesprochen werden soll das Thema kommende Woche bei der öffentlichen Informationsveranstaltung zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft für 200 Asylbewerber am Schimmelweg in Daglfing, die die Regierung von Oberbayern betreiben wird. Die Versammlung findet am Mittwoch, 20. Januar, 19 Uhr, in der Turnhalle der Rudolf-Steiner-Schule an der Max-Proebstl-Straße 7 statt. Erwartet werden Münchens Sozialreferentin Brigitte Meier und Regierungsvizepräsidentin Maria Els.

Unterdessen gibt es noch eine weitere Unterkunft für Flüchtlinge, die den BA beschäftigt: In einer Sondersitzung einen Tag vor Weihnachten hatte er sich mit der Ankündigung des Sozialreferats befasst, die Zahl der Plätze an der Richard-Strauss-Straße aufzustocken. In den ehemaligen Siemens-Bürogebäuden leben jetzt 500 Menschen, von Montag, 18. Januar, an sollen 150 weitere Flüchtlinge untergebracht werden. Wenn klar ist, dass deren Versorgung klappt, ziehen Anfang Februar noch einmal 150 Menschen in den Komplex ein. Aber bereits Ende Februar wird die Zahl der Plätze wieder von 800 auf 500 reduziert. Die Aufstockung für nur sechs Wochen hatte Fabian Riedl von der Öffentlichkeitsarbeit im Stab Flüchtlinge in der Sitzung vor Weihnachten mit der hohen Zahl an Asylbewerbern begründet, die München unterbringen muss.

Die Bezirksausschussmitglieder reagierten auf die Pläne des Sozialreferats mit zwei Bedingungen: Sie forderten zum einen, dass die zusätzliche Belegung tatsächlich Ende Februar beendet wird, und zum anderen, dass die Flüchtlinge vernünftig betreut werden können. Die Vertreter des Sozialreferats sagten beides zu, doch in der jüngsten BA-Sitzung diese Woche beklagte Robert Brannekämper (CSU), dass das Sozialreferat noch immer nichts habe hören lassen. Dabei startet die Zusatzbelegung schon kommenden Montag, wie Frank Boos, der Pressesprecher des Sozialreferats, bestätigt. Die Situation der Flüchtlinge allerdings wurde inzwischen verbessert, berichtete Christiane Hacker (SPD) in der BA-Sitzung: "Wir haben jetzt die Räume für eine vernünftige Betreuung der 95 Kinder bekommen." Und Feedback vom Sozialreferat soll es auch noch geben: "Wir nehmen Kontakt zum Bezirksausschuss auf", versprach Boos.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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