Bogenhausen:Tram soll über Matten fahren

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Von der Cosimastraße aus - hier eine Trambahn Richtung St. Emmeram - soll die neue Linie bis zum S-Bahnhof Johanneskirchen führen. (Foto: Robert Haas)

Anlieger der Linie 16 fühlen sich vom Straßenbahnlärm massiv gestört. Stadtteilpolitiker einigen sich und fordern MVG zur Reduzierung auf

Die Trambahnlinie nach St. Emmeram in Oberföhring - für die einen ist sie ein Segen, weil sie die Fahrt von der Stadtgrenze bis in die Innenstadt auf eine knappe halbe Stunde verkürzt und daher begeistert angenommen wird, was die hohen Fahrgastzahlen beweisen. Die anderen, vorwiegend Anwohner der Cosimastraße, halten sie für einen Fluch, vor allem nachts, weil sie sich vom Trambahn-Lärm massiv gestört fühlen. Vor diesem Hintergrund entwickeln sich Tram-Diskussionen im Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) regelmäßig zu Glaubensfragen mit klar verteilten Positionen: Die CSU setzt sich geschlossen für die Anwohner der Cosimastraße ein, Andreas Nagel (David contra Goliath, DcG) und Karl Niebler (Grüne) halten die Fahne des öffentlichen Nahverkehrs hoch.

Ein Antrag aus der Bürgerversammlung von vergangenem Oktober hatte in der Juli-Sitzung wieder zu heftigen Debatten geführt: Die Bürger hatten seinerzeit dafür gestimmt, das Tempo der Tram nachts auf 50 statt 60 Stundenkilometer zu beschränken, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) lehnte das mit Verweis auf die längeren Fahrzeiten kategorisch ab. Dennoch griff die CSU die Forderung nach Tempo 50 noch einmal auf, was Nibler und Nagel als Schaufensterantrag geißelten.

Die heftige Debatte vom Juli wurde dann in der August-Sitzung deutlich friedlicher fortgesetzt. Zunächst ging es um einen Vorschlag der CSU, möglichst bald schalldämmende Unterschottermatten in die Tram-Trasse einzubauen, und zwar in den Kreuzungsbereichen und an den Haltestellen. SPD und FDP waren nicht grundsätzlich gegen die Matten, wollten damit aus Gründen der Sparsamkeit aber warten, bis an der Strecke ohnehin Ausbesserungsarbeiten notwendig sind. Das wiederum dauert der CSU zu lange. Die MVG habe sich viel Geld gespart, als sie auf die Matten verzichtete, argumentierte Peter Reinhardt (CSU). Holger Machatschek (Grüne) schlug Lärmmessungen vor, um eine Entscheidungsgrundlage zu bekommen, sprach sich aber auch eher für eine schnelle Lösung aus: "Wenn beim Bau gepfuscht wurde, muss nachgebessert werden." Andreas Nagel räumte ein, dass die Straßenbahnen in Kreuzungsbereichen "deutlich lauter" seien als auf dem Rest der Trasse. Er regte an, zunächst einmal die MVG nach Verbesserungsvorschlägen zu fragen. Diese Idee wurde zur Grundlage für einen Kompromiss. Die Stadtviertel-Vertreter einigten sich ohne Gegenstimme auf einen gemeinsam formulierten Antrag. Danach soll die MVG jetzt Möglichkeiten zur Lärmreduzierung vorstellen, darunter den Einsatz von Unterschottermatten und eine

Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 50 zwischen 22 und 6 Uhr. Die BA-Mitglieder fordern dazu konkrete Zeitpläne und Kostenrechnungen, sie wollen auch wissen, wie hoch der Fahrzeitverlust wäre und wie stark sich der Lärmpegel jeweils senken ließe. Eine Spitze in Richtung der lärmempfindlichen Trambahn-Gegner brachte Andreas Nagel trotz aller Kompromissbereitschaft dann doch noch an: "Grundsätzlich leben wir in einer Großstadt", sagte er, "und nicht auf einer Lichtung im Bayerischen Wald."

© SZ vom 24.08.2015 / ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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