Bogenhausen:Trainieren zwischen Trümmern

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Berge von Schutt, eingestürzte Bauten: Rettungshunde aus ganz Deutschland werden am Vogelweideplatz getestet

Von Alfred Dürr, Bogenhausen

Es ist eine Trümmerlandschaft wie in Krisengebieten. Einstürzende Bauten, Berge von Schutt und zerstörte Fassadenteile bestimmen das Bild. Doch hier handelt es sich nicht um die Folgen eines schweren Erdbebens. Es ist auch nicht Krieg, es hat keine Bombe eingeschlagen. Das 23 000 Quadratmeter umfassende Areal zwischen der Riedenburger und der Truderinger Straße am Vogelweideplatz ist lediglich Münchens derzeit größtes Abbruchgebiet. Die Szenerie ist so beeindruckend, dass ganz realistisch Hilfsaktionen für Einsätze in verschiedenen Katastrophengebieten der Welt geübt werden können. Am Wochenende wurden auf dem Gelände am Vogelweideplatz Rettungshunde aus ganz Deutschland auf ihre Eignung für solche Hilfsaktionen geprüft.

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(Foto: Catherina Hess)

Üben für den Ernstfall:

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(Foto: Catherina Hess)

Hunde suchen in den Trümmern der Abbruch-Baustelle...

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(Foto: Catherina Hess)

...am Vogelweideplatz nach verschütteten Personen.

In die Trümmerlandschaft hatte die Abrissfirma Porr Verstecke für acht Bundeswehrsoldaten eingebaut. Die Hundestaffeln der Johanniter-Unfall-Hilfe aus München, Gießen und Göppingen sowie diejenige des Arbeiter-Samariter-Bunds Deutschland (ASB) aus Esslingen mussten diese Personen finden. Drei Prüfer der Johanniter beobachteten genau, ob und wie die Tiere diese Aufgabe bewältigten. "Wie anspruchsvoll und wie schwierig diese Suche ist, unterstreicht das Ergebnis: Nur das ASB-Team aus Esslingen hat bestanden", sagt Gerhard Bieber, der Sprecher des Johanniter-Regionalverbands München.

Die Einsatzübung wurde per Aushang angekündigt. (Foto: N/A)

Noch immer gilt die Spürnase eines Hundes als das beste Mittel, um einen vermissten Menschen - meist im unwegsamen Gelände oder in Wäldern - ausfindig zu machen. Einsatzgebiete der Rettungshunde-Staffel der Münchner Johanniter sind das Stadtgebiet, der Landkreis und Oberbayern. Manche Teams fliegen auch ins Ausland, wenn akut Hilfe benötigt wird.

Das Training ist relativ aufwendig, berichtet Bieber. Eine bestimmte Rettungshunde-Rasse gebe es nicht, im Prinzip könne jeder Hund ausgebildet werden. Freilich muss das Tier wichtige Voraussetzungen erfüllen. Es darf nicht zu schwer oder zu leicht sein, muss freundlich auf Menschen reagieren und einen gesunden Spiel- und Futtertrieb haben. Natürlich soll es auch fit sein, sich über Leitern bewegen können und sich auch einmal mit seinem Hundeführer abseilen lassen.

Entscheidend sind die regelmäßigen Übungen. Die Trainingsgebiete befinden sich rund um die Stadt, in Waldgebieten und auf Abriss-Arealen. Das Gelände für die sogenannte Unterordnung und das Gerätetraining liegt in Obersendling.

Die Leiterin der Münchner Johanniter-Hundestaffel, Bea Gräfin von Gneisenau, ist eine von sieben Trainerinnen in Deutschland, die Rettungshunde prüfen kann. Für die Johanniter sei es wichtig gewesen, ein so großes Testareal wie das Gelände am Vogelweideplatz zu haben, sagt Susanne Haban von der Immobiliengesellschaft Bayern Projekt. Denn ein so ausgedehntes Abbruchgebiet sei ausgesprochen gut für Rettungsübungen geeignet: "Daher haben wir es für diese Aktion sehr gern zur Verfügung gestellt." Am Vogelweideplatz soll bis 2018 ein Ensemble von vier Komplexen entstehen, die zwischen 46 und 83 Meter in die Höhe ragen. Die Büro- und Lagerbauten aus den Sechziger- und Siebzigerjahren müssen erst Stück für Stück beseitigt werden. Dass aus der riesigen Trümmerlandschaft etwas Neues entstehen wird, kann man sich noch gar nicht vorstellen.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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