Bogenhausen:Protest gegen noch mehr Versiegelung

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Drei Fachräume und zwei Klassenzimmer wurden 2014 auf dem Phorms Campus 2014 angebaut, nun soll neben dem Hauptgebäude eine unterirdische Turnhalle entstehen. (Foto: Robert Haas)

Die private Phorms-Schule will wieder einmal erweitern. Dem Bezirksausschuss geht das zu weit, vor allem die unterirdische Turnhalle - "einen Bunker" - lehnt das Gremium einstimmig ab

Von Nicole Graner, Bogenhausen

"Die Freiflächen der Baugrundstücke einschließlich der Decke der Tiefgarage sind zu begrünen, in parkähnlicher Weise mit Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen und in dieser Weise zu erhalten." Der Paragraf sieben in der Satzung über den Bebauungsplan Maria-Theresia-Straße 35 und Mühlstraße 39 und 41 vom 3. Januar 1974 macht es schwarz auf weiß unmissverständlich klar: Der Grund, auf dem der Phorms Campus an der Maria-Theresia-Straße 35 steht, darf denn auch laut Freiflächengestaltungsplan vom 9. Oktober 2008 südlich und westlich des Bestandsbaukörpers nicht versiegelt werden, die Grünflächen müssen erhalten bleiben.

Die private, deutsch-englische Ganztagesschule für derzeit 650 Schüler, die 2007 gegründet wurde, hat sich immer wieder vergrößert. 2014 fand die bisher letzte Erweiterung statt. Nun soll eine neue folgen: Entstehen soll eine unterirdische Turnhalle mit Umkleiden und zwei Gymnastikräumen auf einer Höhe von drei Etagen. Die Baugrubentiefe ist mit zehn Metern veranschlagt, die Bauhöhe mit acht Metern. Die Bauzeit: 18 Monate. Außerdem sind vier Fachlehrsäle über dem Baukörper geplant. Fast parallel zum bestehenden Riegel (Hauptgebäude) in Richtung Wilhelm-Hausenstein-Weg soll die Turnhalle entstehen.

Die Schule hat keinen eigenen Sportplatz. Bis zum vergangenen Schuljahr nutzte man andere Plätze und Hallen, unter anderem des HVB-Clubs am Eisbach. "Das geht nun nicht mehr", sagt Patrizia von Möller, Phorms-Geschäftsführerin und kaufmännische Leiterin. "Wir haben lange versucht, andere Möglichkeiten zu finden, aber was ist eine Schule ohne Sportmöglichkeiten? Wir brauchen eine Lösung."

Der Bezirksausschuss Bogenhausen weiß um dieses Problem und hat die Erweiterungen der Schule bis jetzt mitgetragen. Doch jetzt, macht Robert Brannekämper (CSU) in der jüngsten Sitzung sehr deutlich klar, sei die Grenze der Verdichtung erreicht, und er verweist, wie auch der Anwohner-Anwalt Benno Ziegler auf den bestehenden Freiflächengestaltungsplan. "Dieser Bauantrag ist rechtswidrig, das Baurecht wird hier mit Füßen getreten", sagt Brannekämper und lehnt den Bauantrag ab. Entgegen der Vorgabe werde, erklärt Ziegler, der Park weiter versiegelt, und jetzt käme noch ein 30 Meter langer Glasriegel dazu. "Wenn das geduldet wird, handelt die Stadt gegen den eigenen Plan. Wie solle man das im Falle einer Baugenehmigung den Bürgern erklären?" Außerdem verstelle der Glasriegel die denkmalgeschützten Arkaden.

Patrizia von Möller ist sich bewusst, dass es sich um ein außergewöhnliches Bauprojekt handelt. Sie verstehe auch die Anwohner, die eine Baustelle vor die Nase bekämen, sagt sie. Aber sie wehrt sich gegen den Vorwurf, man versiegle die ganze Fläche. Man nutze bereits versiegeltes Gelände - bis auf eine Birke, ein paar Büsche und Hecken werde kein Grün verschwinden. "Der alte Baumbestand bleibt unberührt", sagt die Geschäftsführerin. Das sei für die Planung sehr wichtig gewesen. Auch dass der "Charakter der Gegend" erhalten bleibe. Allerdings sei sie schon etwas "sprachlos", wie mit ihr umgegangen worden sei, als sie das Projekt den Lokalpolitikern im Unterausschuss vorgestellt habe. Eine konstruktive Diskussion sei nicht möglich gewesen. Dabei wäre die Schule auf den BA zugekommen, um das Projekt vorzustellen. Auch sei der Schule sehr an einer guten Nachbarschaft gelegen. Man habe die Anwohner auch schon über das Projekt informiert.

Die Versiegelung allein ist es nicht. Weitere Bedenken äußern der BA und auch Anwohner in Sachen Verkehr. Es sei schon jetzt schwierig, das Verkehrschaos vor der Schule zu Bring- und Abholzeiten zu koordinieren. Bei steigender Schülerzahl werde das noch schlimmer. Mehr Schüler? Auch das stimme nicht, sagt von Möller: "Wir können keine weiteren Klassen pro Jahrgang aufmachen. Keine Chance!" Im BA lehnt man auch die unterirdische Bauweise der Turnhalle ab. Von einem "Bunker" ohne Fenster ist die Rede. "Das ist für die Kinder nicht gut", sagt Christiane Hacker (SPD) und schlug vor, die Halle nur zu zwei Dritteln in den Boden einzulassen. Bedenken, die von Möller auch nicht nachvollziehen kann. Es gebe "ausgetüftelte Konzepte", die zum Beispiel Tageslicht imitierten.

Einstimmig lehnt das Gremium den Bau der Turnhalle ab. Man wolle keinen rechtswidrigen Bauantrag, keine Flächen mehr versiegeln, die man nie mehr "entsiegelt" bekäme. Jetzt, sagt Patrizia von Möller, müsse man abwarten, wie die Lokalbaukommission mit der Ablehnung umgehe.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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