Bogenhausen:Nasenabstrich vor der Sitzung

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Nicht mehr nur zentral am Odeonsplatz: Die Gratis-Tests für Bezirksausschüsse finden nun auf Anforderung auch am Tagungsort statt. (Foto: Stephan Rumpf)

"Ein Stückchen mehr Sicherheit" unmittelbar am Tagungslokal: Der Bogenhauser Bezirksausschuss nimmt als erstes Stadtbezirksgremium das Angebot kostenloser Corona-Schnelltests an

Von Nicole Graner, Bogenhausen

Ein QR-Code liegt in einer eingeschweißten Folie auf dem runden Stehtisch. Er steht vor dem Sitzungssaal "Garmisch-Partenkirchen" im Westin-Grand-Hotel. Dort tagt seit einiger Zeit der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen. Dieses Mal als Corona-Sonderausschuss - also mit weniger Mitgliedern. Dass man sich seit Monaten namentlich in die auf dem Tisch bereitliegenden Listen für die Nachverfolgung einträgt, ist schon ganz normal geworden. Doch der QR-Code bedeutet an diesem Dienstagabend noch etwas anderes: Die Bezirksausschuss-Mitglieder können zum ersten Mal vor der Sitzung kostenlos und auf freiwilliger Basis einen sogenannten Antigen-Schnelltest machen.

14 Ausschussmitglieder und zwei Privatpersonen lassen sich an diesem Abend testen. Der QR-Code wird mit dem Handy eingescannt, dann Daten eingegeben und die Mail-Adresse. Anschließend erhält man einen neuen Code, der dem Test-Personal vorgelegt wird. Der Name erscheint auf dem Tablet, und dann geht es los mit dem Nasenabstrich. 15 Minuten später heißt es in der Mail: "Negativer Befund. Es konnte kein Sars-CoV-2-spezifisches Antigen nachgewiesen werden."

"Wir wollen mit diesem Angebot ein Stückchen mehr Sicherheit geben, nicht nur eine gefühlte", sagt die Geschäftsführerin der 21Dx GmbH, Martina Samwer. Schon vor Weihnachten hatte die Firma, deren Sitz in Trudering ist, ein Angebot für die Bezirksausschüsse formuliert, sich vor der Sitzung an der zentralen Teststation am Odeonsplatz testen zu lassen. Oder auch am Sitzungsort, wie Samwer ergänzt. Dieses Angebot hat die Stadt München an die Bezirksausschüsse weitergeleitet. Dem BA Bogenhausen habe diese Idee der kostenlosen Testung gefallen, erklärt Christiane Hacker (SPD). Nur der Standort Odeonsplatz erschien den Lokalpolitikern ungünstig. "Viele wollten nicht durch die Stadt dorthin fahren, sich testen lassen und dann aber mit der U-Bahn wieder zurück nach Bogenhausen fahren", sagt Hacker. Daraufhin habe sie die Firma kontaktiert und gezielt nach einer mobilen Test-Möglichkeit am Sitzungsort gefragt. Die Firma sagte zu. Hacker klärte im Gremium ab, wie viele Mitglieder sich testen lassen würden. "Für 16 Leute war sie sofort bereit, nach Bogenhausen zu fahren", sagt Hacker. "Wir würden auch nur für drei überall hinfahren", versichert Samwer. Man habe genug geschultes Personal wie Medizinstudenten, Rettungssanitäter und junge Mediziner und könne bis zu 45 Menschen in einer Stunde testen. "Auch ist es immer unsere Intention gewesen, vor Ort zu testen", sagt die Geschäftsführerin. Ihr ist es ein Anliegen, dass wichtige demokratische Prozesse wie eine BA-Sitzung trotz Corona weitergehen können. Und die Besucher, die zu einer öffentlichen BA-Sitzung kommen? Auch die könnten sich laut Samwer kostenlos testen lassen.

Christiane Hacker hat auch mit dem gastgebenden Hotel abgeklärt, dass dort Tests vorgenommen werden dürfen. Das Westin Grand habe, so Hacker, positiv darauf reagiert und nur darum gebeten, dass alles "coronakonform" ablaufe. Auch das Direktorium der Stadt München sei natürlich informiert gewesen und "sehr zufrieden" damit, wie die Testung abgelaufen sei. Das Direktorium betont aber zugleich, dass diese Tests "ausschließlich als Privatperson und auf freiwilliger Basis" erfolgen könnten.

"Niemand", bestätigt Samwer, "soll sich zu einem Test verpflichtet fühlen. Es ist nur ein Angebot von uns." Das sei sehr wichtig. Denn natürlich sei so ein Test vor einer Sitzung auch "relativ transparent". Man sehe ja, wer sich testen lasse oder nicht. Und natürlich müsste ja auch ein Mitglied im Falle eines bestätigten positiven Ergebnisses den Sitzungssaal verlassen und sich sofort in Quarantäne begeben. Ein positives Ergebnis sei oft ein "Element der Stigmatisierung". Mancher, so erklärt Samwer, sehe ein positives Ergebnis "als einen persönlichen Fehler an". Deshalb rät die Geschäftsführerin der Firma 21Dx, die Testzentren in München, Mannheim und Mühldorf betreibt, anderen an Tests interessierten Bezirksausschüssen, sich 20 Minuten vor der Sitzung testen zu lassen. Damit genügend Zeit bleibe, das Ergebnis abzuwarten. Auf jeden Fall aber sollten - auch nach einem negativen Ergebnis - die Masken weiter getragen werden. Der Antigen-Test sei ja nicht 100-prozentig sicher.

Bis jetzt habe nur der Bezirksausschuss Bogenhausen von dem kostenlosen Angebot der Firma 21Dx Gebrauch gemacht, wie das Direktorium informiert. Das bleibe aber bestehen, betont Martina Samwer, "solange es sinnvoll ist". Christiane Hacker würde das Angebot "auf jeden Fall" weiterempfehlen. Für die Februar-Sitzung strebe der Bezirksausschuss diese Testmöglichkeit wieder an.

© SZ vom 23.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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