Bogenhausen:Laut gegen den Lärm

Lesezeit: 2 min

Der Bezirksausschuss Bogenhausen sowie Anwohner in Zamdorf und Daglfing fordern mit Nachdruck die schnelle Reduzierung der Belastungen durch den wachsenden Verkehr auf der Autobahn A 94

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Flüsterasphalt für die Autobahn A 8, Lärmschutzwände bis zum Autobahnende für die A 9, neuer Asphalt für die A 95, Tempolimit und Verkehrssteuerung für die A 96 - die Regierung von Oberbayern hat einen Lärmaktionsplan für die Autobahnen rund um München entworfen und sammelt jetzt die Stellungnahmen von Bürgern und Gremien dazu ein. Auch die A 94 in Richtung Passau kommt in dem Entwurf vor, allerdings mehr mit einer Vision als mit einem konkreten Plan: Lärmschutz soll es erst geben, wenn die Autobahn sechsspurig ausgebaut wird. Das aber passiert frühestens in 20, 30 Jahren.

So lange will der Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) auf keinen Fall warten. Er fordert, wie viele Anwohner, seit Jahren aktiven Lärmschutz für die ersten Kilometer der A 94 - also Flüsterasphalt, Wälle und Schutzwände. In seiner jüngsten Sitzung verabschiedete der BA auf Antrag der CSU einstimmig eine Stellungnahme, die den Entwurf des Aktionsplans scharf kritisiert. "Der Lärm der A 94 beeinträchtigt Zamdorf, Steinhausen und Daglfing erheblich", fasste Kilian Mentner (CSU) zusammen.

Der Bezirksausschuss fordert, für den Aktionsplan neue Zahlen zugrundezulegen. Erst einmal soll die Behörde Verkehrszahlen verwenden, die 2015 erhoben wurden, nicht die veralteten von 2010. Seither habe die durchschnittliche Verkehrsstärke massiv zugenommen. Außerdem sei die Zahl der Menschen, die mit dem Lärm zu kämpfen haben, viel zu niedrig angesetzt. Die gegenwärtige Nachverdichtung entlang der A 94 sei ebenso wenig berücksichtigt wie das große Wohngebiet, das langfristig östlich der S 8-Gleise entstehen soll.

Und auch die Zunahme des Lkw-Verkehrs auf dieser Strecke findet für das Gremium keinen Niederschlag: Ihm geht es nicht um jene Lastwagen, die München auf der A 99 umfahren, sondern um den "zielgerichteten Lieferverkehr", der die neuen Gewerbebetriebe an der Riemer Straße, der Messestadt Riem und am Hüllgraben ansteuert.

Der BA kritisiert auch, dass entlang der A 94 die Geschwindigkeitstrichter für beide Fahrtrichtungen - also Strecken mit abgestuftem Tempolimit am Autobahnende beziehungsweise -anfang - unterschiedlich lang sind. Außerdem halte sich niemand an diese Vorgaben, weil es keine Überwachung gebe. Beide Trichter sollen auf mindestens 2,1 Kilometer festgesetzt werden, fordern die Stadtviertelvertreter. Sie fragen außerdem, warum 2011 nur der rechte Fahrstreifen der Autobahn neu asphaltiert wurde; die unsanierte linke Spur mache jede Lärmminderung zunichte.

Der Bezirksausschuss will sich nicht auf den sechsspurigen Ausbau der Strecke vertrösten lassen, sondern fordert ein Tempolimit als Sofortmaßnahme und möglichst bald Flüsterasphalt und Lärmschutzwände. Einig ist man sich mit vielen Anwohnern. In Zamdorf haben 30 Bürger eigens eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, die 700 Flugblätter mit einer Musterstellungnahme zum Lärmaktionsplan in der Siedlung verteilt hat. In Daglfing hat die "Initiative lebenswertes Daglfing" (Bild) diese Aufgabe übernommen und sogar 1000 Flyer an den Mann gebracht.

Diese vorformulierte Stellungnahme, die jeder Anwohner ergänzen kann, setzt sich für Tempo 80 samt Verkehrsüberwachung ein, für Flüsterasphalt auf allen Fahrbahnen der A 94 sowie Lärmschutzwall und -wand entlang der Strecke. Auch die Initiativen fordern die Regierung von Oberbayern auf, ihre veralteten Zahlen durch neue zu ersetzen. Denn schon auf Basis der Zahlen von 2010 sei an der Ausfahrt Zamdorf der höchste zulässige Grenzwert überschritten worden. "Seitdem hat sich der Verkehr nochmals drastisch erhöht", heißt es in dem Flugblatt, "als unmittelbar betroffene Anwohner können und wollen wir dies nicht mehr tolerieren."

Noch bis Montag, 21. März, nimmt die Regierung von Oberbayern Stellungnahmen zum Lärmaktionsplan entgegen: Regierung von Oberbayern, Sachgebiet 50, 80534 München, oder aber per E-Mail an technischer.umweltschutz@reg-ob.bayern.de. Das Stichwort: "Lärmaktionsplan Bundesautobahnen Landeshauptstadt München".

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: