Bogenhausen:Kultur statt Kracher

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Wer auf Silvesterfeuerwerk verzichtet, kann mit dem gesparten Geld bei Spendenaktionen Künstlern und Bedürftigen helfen

Von Ilya Portnoy, Bogenhausen

Mehr als 100 Millionen Euro werden in Deutschland jährlich für Feuerwerk ausgegeben - normalerweise. Die Pandemie hat zur Folge, dass es zum Jahreswechsel so wenig krachen und knallen dürfte wie lange nicht mehr. Mit einer Spendenaktion hat die Initiative "Lacher statt Kracher" nun dazu aufgerufen, Kulturschaffende zu unterstützen, die von der Krise besonders hart getroffen wurden.

Statt Geld sprichwörtlich für Feuerwerk zu verballern, haben die Spender unter https://kurzelinks.de/dwj9 die Gelegenheit, etwas Gutes für Mitmenschen zu tun. In diesem Jahr geht der Reinerlös an den Verein Kulturraum München, der Menschen mit geringem Einkommen einen Kulturgenuss ermöglicht. Dies soll die Bedürftigen auch von den Alltagssorgen ablenken, die 2020 besonders präsent waren. Der Verein finanziert die Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen und fördert damit zugleich die Künstler in der Stadt. "Lacher statt Kracher" steht unter der Schirmherrschaft von TV-Moderator Thomas Gierling und Maximilian Böltl, dem Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim.

Eine ähnliche Silvester-Aktion haben Politiker der Grünen bayernweit unter dem Motto "Lass krachen - für Kultur" gestartet. Die Initiatoren, Landtagsabgeordnete Sanne Kurz, Stadtrat David Süß und Fabian Sauer von den Grünen Bogenhausen, rufen Privatpersonen dazu auf, sich individuell an ihrem Wohnort zu beteiligen. Sie empfehlen, sich direkt bei den Kulturschaffenden zu erkundigen, was gerade benötigt wird. Außerdem könne man darauf verzichten, gekaufte Tickets für abgesagte Veranstaltungen zurückzugeben und Einrichtungen auf diese Weise unterstützen. Und natürlich seien auch Spenden eine Möglichkeit, direkt zu helfen.

In Bogenhausen hält Fabian Sauer etwa die Künstlergruppe "BoART" für besonders unterstützenswert. Die elf Künstler und Künstlerinnen haben sich vor fünf Jahren auf die Fahnen geschrieben, Kunst und Kultur im eigenen Stadtviertel mit diversen Aktionen sichtbar zu machen. Von Beginn der Pandemie an arbeitet das Kollektiv an unkonventionellen Lösungen. Wie viele Kulturschaffende fühlt sich "BoART" aus dem Künstler-Alltag herausgerissen, sieht die Umstände aber auch als Chance.

Statt ihre Kunst wie bisher in improvisierten Ausstellungsräumen - etwa leer stehenden und baufälligen Gebäuden - zu präsentieren, setzen die Künstler künftig auf Installationen. Das Viertel soll als Schauplatz für kulturelles Leben dienen. So plant die Gruppe gerade, in einem Park oder an anderer Stelle im Stadtbezirk eine Skulptur zu errichten, die auf die Missstände im Zuge der Corona-Krise aufmerksam machen soll.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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