Bogenhausen:Konstruktiver Dialog

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Bei der Bogenhauser Bürgerversammlung steht der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums im Klimapark am Salzsenderweg im Fokus. Das geplante Quartier östlich der S-Bahn-Trasse interessiert weniger

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Eine Premiere und drei Rekorde hat die Bogenhauser Bürgerversammlung am Donnerstagabend verzeichnet: Sie fand erstmals im Wilhelm- Hausenstein-Gymnasium statt und nicht in der Helen-Keller-Realschule, deren Turnhalle 2015 den Besucherandrang beinahe nicht bewältigt hätte. Der Umzug erwies sich als gute Idee, denn in diesem Jahr war das Interesse noch größer. Knapp 500 Bogenhauser nahmen die Möglichkeit wahr, sich zu informieren. Und weil 39 von ihnen, dreimal so viele wie sonst, Anfragen hatten oder Anträge stellten, gab es einen dritten Rekord: Die Bürgerversammlung dauerte vier Stunden.

Sie verliefen größtenteils diszipliniert und ohne Spannungen. Zu Beginn skizzierten SPD-Stadträtin Birgit Volk, die die erkrankte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) als Versammlungsleiterin vertrat, und die Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) die Entwicklung von Stadt und Stadtviertel. Andrea Ortmayr, die Leiterin der Polizeiinspektion, berichtete auch dieses Jahr, dass der 13. Stadtbezirk im ohnehin sicheren München einer der sichersten ist.

Die Themen, die derzeit die Kommunalpolitik beschäftigen, also etwa das neue Wohnviertel östlich der S-Bahn-Trasse, spielten für die Bogenhauser selbst eine untergeordnete Rolle. Sie machten deutlich, dass ihnen durchgehende Grünschneisen für dieses Quartier und eine möglichst breite Bürgerbeteiligung wichtig sind, wie die Zustimmung zu Anträgen von Herbert Gerhard Schön und Klaus Pflüger zeigte. Vor allem aber hatten sie Verkehrsthemen im Blick und den Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums im Klimapark am Salzsenderweg.

Diese Stadtratsentscheidung, der der Bezirksausschuss sein Plazet gab, stößt bei einer Reihe von Anwohnern auf heftige Ablehnung. Pro-Klimapark-Sprecherin Tanja Albrecht ließ sich von ihrer Enttäuschung zu Pauschalvorwürfen hinreißen: Den Klimapark zu kippen, sei eine "historische Fehlentscheidung", getroffen aus "monetären, opportunistischen und dilettantischen Gründen". Die "Initiative pro Klimapark" argumentiert, der Schulneubau werde die Kaltluftschneise zerstören, die der Park biete. Außerdem seien weder das Straßennetz noch die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln dem täglichen Ansturm von 1300 Schülern gewachsen. Vertreter von Kommunalpolitik und Verwaltung wiederum verweisen darauf, dass das Gymnasium seit Jahren renovierungsbedürftig sei, ein Neubau am alten Standort aber schwierig werde, einmal abgesehen von den Millionen-Kosten für eine Containerschule während der Bauzeit. "Es ist eine Güterabwägung", sagte Hans-Jürgen Stein vom Referat für Bildung und Sport in der Versammlung. Der Klimapark werde durch den Neubau nicht zerstört, nur verkleinert. Und Bogenhausen werde später am alten Hausenstein-Standort ein dringend benötigtes zweites Gymnasium bekommen.

In der Bürgerversammlung hatten die Befürworter des Standortes Klimapark die Mehrheit. So fand der entsprechende Antrag von Schulleiter Wolfgang Hansjakob Zustimmung, und die Anträge von Ernst Möller und Herbert-Gerhard Schön auf Neubau am alten Standort wurden abgelehnt. Die Versammlung votierte aber für die Forderungen von Bernhard Schumm nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung und von Stefan Hopperdietzel nach eine Gesamtkonzept für Sportflächen.

Zum Thema Verkehr forderte die Bürgerversammlung ein Verkehrskonzept zum Föhringer Ring und dessen vierspurigen Ausbau, wie von Reinhold Metzger und Nikolay Zimmermann beantragt. Sie akzeptierte Anträge von Sylvia Lantenhammer auf einen Radweg vom Herkomerplatz nach Unterföhring und eine bessere Koordination von MVV-Verbindungen, um Wartezeiten zu verkürzen.

Mehrheiten gab es auch für punktuelle Verbesserungsvorschläge: Michael Winkler will, dass die Sperrung des Isar-Radwegs an der Engstelle Max-Joseph-Brücke aufgehoben wird. Andreas Bartsch fordert eine Änderung der Ampelschaltung an der Ecke Montgelas-/Mauerkircherstraße, um die Tram-Fahrgäste besser zu schützen. Rücksichtslose Autofahrer würden oft die rote Vorampel missachten.

Außerdem stimmten die Bogenhauser dem Antrag von Heiko von Gienanth zu, einen städtischen Fonds zu gründen, aus dem Prüfungs- und Übersetzungsgebühren für Flüchtlinge bezahlt werden. Eine Mehrheit fand Christiane Hackers Idee, die Leichtbauhalle an der Kronstadter Straße als Sporthalle für sie zu nutzen.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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