Bogenhausen:Hochhaus wirft bereits einen Schatten

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Anwohner kündigen eine Bürgerinitiative gegen Wohnquartier samt 60 Meter hohem Turm auf einer Zamdorfer Wiese an

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Die Pläne für ein neues Wohnquartier samt Hochhaus an der Eggenfeldener Straße in Zamdorf stoßen bei den Nachbarn auf wenig Gegenliebe. Anwohnerin Hedwig Runge kündigt die Gründung einer Bürgerinitiative an. Gut ein Dutzend Betroffene besuchten am Dienstagabend die Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen und trugen Einwände gegen das Projekt vor. Zuvor hatten sie dem BA einen von 40 Anliegern unterzeichneten Protestbrief geschickt. Die Stadtviertelvertreter selbst wollen zumindest verhindern, dass die Bebauung noch massiver ausfällt als in den ersten Überlegungen vorgesehen.

Zwischen der Eggenfeldener Straße und der Passauer Autobahn A 94 plant die Doblinger Projektentwicklung GmbH ein neues Quartier mit knapp 400 Wohnungen und einem bis zu 60 Meter hohen Hochhaus, das nahe der Ecke Hultschiner-/Eggenfeldener Straße errichtet werden soll. Für die Wohnhäuser sind vier bis fünf Geschosse vorgesehen, die Gestaltung wird in einem städtebaulichen Wettbewerb geklärt. Bisher ist das Areal als Gewerbegebiet ausgewiesen, die Stadt muss also den Flächennutzungsplan ändern, so dass ein Wohngebiet samt Büros und Einzelhandel möglich wird.

Die Nachbarn nördlich der Eggenfeldener Straße finden das Projekt grundsätzlich zu groß dimensioniert, haben aber vor allem Probleme mit dem Hochhaus. Sie erwarten "eine bedrückende Wirkung" und befürchten, dass ihre Gärten im Schatten des Gebäudes liegen werden. Selbst der 99 Meter hohe Büroturm des Süddeutschen Verlags, der 400 Meter südlich der Eggenfeldener Straße jenseits der A 94 steht, werfe in den Wintermonaten noch einen Schatten über ihre Grundstücke. Grundsätzlich fordern die Anwohner auch, dass die neuen Häuser nicht höher werden sollen als ihre eigenen, also nur zwei Obergeschosse bekommen sollen statt der vorgesehenen vier bis fünf. Andernfalls würden die massiven Fassaden den Verkehrslärm in ihre Richtung reflektieren.

Zusätzlich warnen die Anwohner vor weiterer massiver Verkehrsbelastung. Bereits heute sei die Zahl der Fahrzeuge auf der Eggenfeldener Straße "nicht mehr erträglich", gerade wenn in Riem eine große Publikumsmesse wie die Bauma stattfinde. Und die Hultschiner Straße habe sich in "ein einziges Nadelöhr" verwandelt, seit dort drei Buslinien zur Endhaltestelle der Straßenbahn fahren. "Wir sehen ein, dass die Wiese bebaut wird", erklärt Anwohnerin Hedwig Runge. Aber es gehe nicht an, "ohne Augenmaß einfach zu bauen um des Baubooms willen".

Der Bezirksausschuss lehnt das Projekt nicht kategorisch ab, sieht es aber durchaus kritisch. Er fordert einstimmig, dass die Gesamtgeschossfläche die jetzt vorgesehenen 52 000 Quadratmeter nicht überschreiten darf. Erfahrungsgemäß erhöhe sich eine solche Zahl im Lauf des Planungsverfahrens meist, sagte Robert Brannekämper (CSU). Dies wolle der BA von vornherein ausschließen. Das Hochhaus wiederum müsse an einer Stelle errichtet werden, dass sein Schatten die Nachbarn "nicht über Gebühr strapaziert". Karl Nibler (Grüne) forderte, im Zuge des Neubaus an der Eggenfeldener Straße gleich eine Trasse für die Verlängerung der Trambahnlinie 25 nach Daglfing und Riem frei zu halten.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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