Bogenhausen:Gegen den Stau vor der Haustür

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Die Einmündung der Ifflandstraße auf den Isarring beeinträchtige auch die Funktionsfähigkeit des Richard-Strauss-Tunnels, heißt es in Bogenhausen. (Foto: Robert Haas)

In Bogenhausen mehren sich die Stimmen, die einen Autotunnel am Englischen Garten fordern

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Der Autotunnel am Englischen Garten muss her - die Forderung des Schwabinger Architekten-Ehepaars Hermann Grub und Petra Lejeune hat auch jenseits der Isar in Bogenhausen inzwischen viele Unterstützer gefunden. Den Befürwortern dort geht es allerdings nicht so sehr um die Wiedervereinigung des Englischen Gartens, den der Isarring an dieser Stelle brutal durchschneidet, sondern um den Stau vor der eigenen Haustür, im Richard-Strauss-Tunnel.

Seit der Tunnel 2009 in Betrieb ging, hat sich der altbekannte Stau auf dem Mittleren Ring quer durch Bogenhausen einfach um ein paar hundert Meter nach Westen verschoben. Es hakt jetzt an der Einmündung der Ifflandstraße auf der Schwabinger Seite. Die ursprüngliche Ampelregelung dort wurde 2011 zugunsten eines Modellversuchs aufgegeben, der inzwischen mehrmals verlängert wurde: Die linke Spur des Isarrings hat Dauergrün, rechts zeigt die Ampel in bestimmten Intervallen Rot, damit die Autos von der Ifflandstraße einbiegen können. Am Dauerstau im Berufsverkehr morgens und abends änderte die Neuregelung allerdings nichts. An schlechten Tagen reicht die Schlange zurück bis auf die Passauer Autobahn und hinter den Leuchtenberg-Tunnel.

Wenn der Modellversuch mit den getrennten Ampelsignalen endgültig endet, bleibt als Alternative nur noch, zwischen Iffland- und Dietlindenstraße eine dritte Spur an den Isarring anzustückeln, um das Ein- und Ausfädeln zu entzerren und den Verkehr zum Fließen zu bringen. Dadurch aber würde die Straßenschneise noch breiter, der Englische Garten an dieser Stelle irreversibel zerstört. Hier setzt das Tunnel-Projekt an, für das sich Grub und Lejeune stark machen. Sie selbst schätzen die Kosten auf 70 Millionen Euro, die Stadtverwaltung geht von 100 Millionen aus.

Und es gibt noch einen Haken: Auch an anderen Abschnitten des Mittleren Rings besteht der Wunsch nach weiteren Tunneln, an der Tegernseer Landstraße etwa und an der Landshuter Allee. Deren Befürworter argumentieren, dass in Obergiesing und Neuhausen viel mehr Anwohner von Verkehrslärm und Abgasen betroffen sind als am Englischen Garten und dass daher diese Tunnel Vorrang haben müssen.

Für ein künftiges Handlungsprogramm Mittlerer Ring fragt das Planungsreferat derzeit gerade die Prioritäten der Bezirksausschüsse ab. Die Bogenhauser Stadtviertelvertreter positionieren sich klar: Der Tunnel am Englischen Garten müsse auf der Prioritätenliste "vorn angesiedelt" werden, fordern sie auf Antrag der CSU.

Dabei gehe es nicht in erster Linie um eine "Reparatur des Landschaftsdenkmals Englischer Garten", heißt es in der Begründung. Viel wichtiger ist dem Bezirksausschuss die Reparatur des Großprojekts Richard-Strauss-Tunnel: Er und der Effnertunnel hätten zusammen 325 Millionen Euro gekostet, könnten ihre positive Wirkung aber gar nicht entfalten, weil sich die Einmündung Ifflandstraße "als neuer Engpass erweist".

Andreas Nagel (David contra Goliath), der mit Nicola Holtmann (ÖDP) gegen den Antrag stimmte, sah in weiteren Fahrspuren dagegen keine Lösung, egal ob mit oder ohne Tunnel. In einer Großstadt werde sich der Stau niemals auflösen. Das könne man in der Gegenrichtung beobachten, wo die Autoschlange, die sich durch die Einmündung der Dietlindenstraße in den Isarring bildet, auch schon mal bis hinter den Petueltunnel zurückreiche. Außerdem "halte ich nix davon, wenn jeder Stadtteil schreit, unser Tunnel ist der wichtigste", sagte Nagel. Echte Lösungen könne nur der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bieten.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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